Es ist eine alte Leier, aber es bleibt eben auch fünf Jahre nach der Eröffnung von „Das Wormser“ immer noch die gleiche. Die Vermarktung des Mozartsaals als Veranstaltungsort gestaltet sich weiterhin als äußerst schwierig. Auch das Geschäft für Kongresse und Tagungen verlief bisher erfolglos, da das hierfür dringend benötigte Hotel in der entsprechenden Größenordnung nach wie vor fehlt. Und so herrscht auch 2016 weitestgehend gähnende Leere im 50 Millionen Euro teuren Anbau des Kultur- und Tagungszentrums, direkt neben dem gut besuchten Wormser Theater.

Im Wormser Theater finden dieser Tage Highlights wie „Carmen” oder „Night Fever“ statt und sorgen zum letzten Mal vor der Sommerpause für einen vollen Theatersaal im Kultur- und Tagungszentrum, das auf den charmanten Namen „Das Wormser“ hört. Der für das Theaterprogramm zuständige Fachmann Oliver Mang hat seit der Wiedereröffnung vor fünf Jahren ganze Arbeit geleistet und – bis auf wenige kommerzielle Ausrutscher – ein weitestgehend gut besuchtes Theaterprogramm zusammen gestellt. Anders sieht es nebenan im prunkvollen Anbau aus, der neben dem Tagungsbereich auch den Mozartsaal beherbergt. Manchmal verirren sich ein paar Comedians, die genauso gut auch im Theater auftreten könnten, in den Mozartsaal, weil sie entweder einen größeren Bühnenaufbau haben oder schlichtweg mutlos sind. Denn dort kann man die Kapazitäten flexibel variieren. Wenn im Mozartsaal nur die Hälfte der Karten verkauft werden, dann baut man weniger Stühle auf und gestaltet die Sitzreihen etwas luftiger, nebenan im Theater fallen die leer gebliebenen Sitze dagegen auf. Wirft man jedoch einen Blick auf das bisher feststehende Programm im Mozartsaal für 2016, könnte man zunächst meinen, man wäre zeitlich etwas nach hinten verrutscht. Denn bis auf Staubkind, Dieter Thomas Kuhn und der Wormser Rocknacht findet sich da wenig, was man nicht bereits aus der jüngsten Vergangenheit kennt. Die Rocknacht war zuletzt im Dezember letzten Jahres, Staubkind im Mai 2015 und Kuhn hat erst im November 2014 Station im Mozartsaal gemacht. Während das Theater nebenan mit zielgruppenorientiertem Mainstream des Öfteren für volle Plätze sorgt, besteht das bisherige Programm für den Mozartsaal im Jahr 2016 in erster Linie aus Fortsetzungen (Rocknacht), sowie der Wiederholung erfolgreicher (Kuhn) und weniger erfolgreicher Konzerte (Staubkind) der letzten 18 Monate. Vielleicht schauen ja auch „The Sweet“ auf ihrer Neverending-Abschiedstournee noch ein zweites Mal in Worms vorbei. Aber Scherz beiseite. Ein Vermarktungskonzept ist da nicht erkennbar. Von daher verwundert es nicht, dass auswärtige Veranstalter bzw. Musiker und Bands bisher einen weiten Bogen um Worms machen. Dabei boomt gerade der Konzertmarkt wie selten zuvor. Nur profitieren eben andere Locations ähnlicher Größenordnung in der Nachbarschaft, wie Mannheim (Alte Feuerwache, Capitol, Alte Seilerei), Bensheim (Musiktheater Rex) oder Ludwigshafen (Das Haus) davon. An Worms geht der Markt derzeit (noch) komplett vorbei. Ausnahmen wie Dieter Thomas Kuhn & Band bestätigen die Regel, denn auch für den 22. April 2016 stehen die Chancen ziemlich gut, dass der Mozartsaal voll sein wird – der Vorverkauf meldet „kurz vor ausverkauft“. Klar, kann man auch zukünftig eine solche Schlagerrevue alle zwei Jahre wiederholen, bis auch der letzte Wormser mal ein DTK-Konzert erlebt hat. Prinzipiell ist es auch okay, erfolgreiche Formate zu wiederholen. Auch die Wormser Rocknacht hat sich mit 400 – 500 Besuchern im Schnitt in den ersten drei Jahren weitere Fortsetzungen verdient. Im Falle von Staubkind sieht das jedoch etwas anders aus. Zwar hat es denen bei ihrem letzten Besuch auf ihrer „B-Tour“ im Mozartsaal so gut gefallen, dass sie versprachen, beim nächsten Mal auf der „A-Tour“ in Worms, statt in Mannheim, zu spielen. Nur leider interessierten sich trotz massiver Bewerbung bereits für deren ersten Auftritt kaum Wormser. Obwohl zum Abschlusskonzert der Tournee im Mai letzten Jahres Fans von überall her angereist waren, blieb der Mozartsaal seinerzeit mit knapp 250 Besuchern ziemlich leer. Dass Staubkind nun auf der A-Tour vorbeischauen, wird vielleicht 50 – 100 Besucher mehr anlocken. Erfolgreich ist sicherlich etwas anderes.

Den Start verschlafen

Ein schon in früheren Ausgaben geäußerter Verdacht scheint sich zu erhärten. Nachdem fast 50 Millionen Euro an Baukosten für unser Kultur- und Tagungszentrum verschleudert waren, hat anschließend das nötige Kleingeld gefehlt, um gleich zum Start ordentlich auf den Mozartsaal aufmerksam zu machen. Das ist so, wie wenn man sich ein dickes Auto anschafft, aber dann nicht mal genug Geld hat, um bei seiner Benzinschleuder den Tank voll zu machen. Im Moment dient der Mozartsaal allenfalls als gute Stube der Stadt, wenn mal ein Herr Steinmeier angekündigt ist oder der OB groß feiern möchte. Auch das für die Ankurblung des Tagungsgeschäftes eminent wichtige Hotel fehlt bislang, was die Vermarktung von Kongressen nahezu unmöglich macht. In Anbetracht von 50 Millionen Euro an verprassten Steuergeldern, von denen knapp die Hälfte den neuen Anbau mit Mozartsaal und Tagungsbereich betrifft, ist das Ergebnis fünf Jahre nach der Eröffnung reichlich dürftig.