Während die Silvesterfeiern in verschiedenen deutschen Großstädten im Chaos versanken, verschwand Worms in einem Nebel, der London locker zu Ehren gereicht hätte. Vielleicht war der Nebel bereits symptomatisch für den Schuldensumpf, in dem Worms zunehmend versinkt. Das war dann auch ein Thema, das den Stadtrat ab der zweiten Jahreshälfte immer wieder beschäftigen sollte.

Anfang des Jahres scherte das allerdings noch niemanden, denn da zogen die Wormser Parteien erst mal in den Kommunalwahlkampf, um eines der begehrten Plätzchen im Mainzer Landtag zu ergattern oder zu verteidigen. Eines der Topthemen war natürlich die Flüchtlingswelle, die auch über Worms hereinbrach und uns ein hübsches Containerdorf bescherte. Am Ende der Wahl am 13. März feierte sich die SPD zwar als Sieger, doch in Wahrheit bekam auch sie in Worms einen ordentlichen Denkzettel verpasst. Mit 36,9% sicherte sie sich zwar das beste Ergebnis, Spitzenkandidat Jens Guth musste allerdings auf 6,4% der Direktstimmen im Vergleich zu den letzten Wahlen verzichten. Shootingstar der Wahl war Matthias Lehmann, der für die AfD antrat und aus dem Stand 16,6% erreichte. Zwar reichte es nicht für einen Platz im Landtag, aber immerhin dazu, dass sich so mancher Politiker fragte, wie es so weit kommen konnte. Gelernt hat die Politik bisher nicht allzu viel daraus, außer, dass die CDU zwischenzeitlich beschlossen hat, einfach ein bisschen weiter nach rechts zu rücken.

Gänzlich unpolitisch, aber eine große Bereicherung für unsere Stadt waren die Markt-Winzer. Die gaben ihr Debüt einen Tag vor der Landtagswahl und erreichten aus dem Stand begeisterte Zustimmung, so dass man sie schon wenige Wochen danach nur noch als „Die glorreichen Sechs“ kannte. So mancher Tourist rieb sich verwundert die Augen, wenn er bei strahlendem Sonnenschein (ja, den gab es ausreichend ab der Jahresmitte) um die Mittagszeit am Siegfriedbrunnen vorbeischlenderte und entspannte Wormser mit ihrem Lieblingswein in der Hand antraf. Mediterrane Gelassenheit im Herzen von Deutschland, das gibt es so nur in Worms. Gelassen scheint auch im Großen und Ganzen der Umgang mit den rund 1.100 Flüchtlingen in unserer Stadt zu sein. Zwar kursierten zu Jahresbeginn – wie überall in Deutschland – viele Vorurteile und Gerüchte, doch konnten diese zumeist entkräftet werden. Größter Aufreger waren Berichte, wonach Asylbewerber das Wormser Schwimmbad in Unterhosen besucht hätten. Sozialdezernent Waldemar Herder erklärte in einer Ratssitzung im März, dass lediglich ein Fall bekannt geworden wäre. Mittlerweile erklären Piktogramme im Schwimmbad gewünschte Verhaltensweisen. Damit das auch mit der Sprache besser klappt, hat die Stadt seit Oktober eine Bildungskoordinatorin. „Integration durch Bildung“ ist hierbei das Gebot der Stunde. Selbiges sollte auch das Sparen sein. Wieder einmal ermahnte die Trierer Aufsichtsbehörde ADD unseren Stadtchef, doch der sieht derzeit keinen Spielraum zum Sparen, wie wir in der Dezember Ausgabe ausführlich berichteten. Der Haupt- und Finanzausschuss schloss sich dieser Sichtweise an, so dass größere Sparmaßnahmen erst mal ausfallen. „Arm aber Sexy“, sagte einmal Berlins Ex-Bürgermeister Wowereit, das könnte auch der neue Slogan für unser hübsches Nibelungenstädtchen sein. Denn wenn eins für 2017 gewiss ist, dann dies, dass der Haushalt auch zukünftig nicht besser aussehen wird, außer die Stadt spielt Lotto und knackt den Jackpot.

PARKEN IN WORMS

Für viel Gesprächsstoff sorgte die Sache mit dem Parken in Worms. Mitte April wurde das marode und viel zu enge Parkhaus am Dom geschlossen. Mittlerweile dem Erdboden gleichgemacht, soll es 2017 wie Phönix aus der Asche neu auferstehen. Ein Thema, über das im Stadtrat leidenschaftlich diskutiert wurde. Drei Modelle standen zur Auswahl, wovon die teuerste stattliche 12 Millionen Euro verschlungen hätte. Da die Menschen und zugleich ihre Autos immer schwerer werden, wäre man wahrscheinlich gleich per Aufzug in der Einfahrt abgeholt worden, um auf bequeme Art und Weise an seinen Stellplatz zu gelangen. Leider konnte der OB sein Wunschmodell nicht durchsetzen, so dass das neue Parkhaus in der Koehlstraße nur schlappe sieben Millionen Euro kosten soll. Natürlich ist jedem klar, das Parkhäuser ein Subventionsgeschäft sind, was das eine oder andere Stadtratsmitglied zu der Frage veranlasste, warum die Stadt überhaupt die Kosten stemmen müsse? Im Angesicht von so viel Naivität konnte einem schon mal vom Stadtchef persönlich attestiert werden, dass man keine Ahnung davon hat, wie eine Stadt funktioniert. Außerdem hat der Stadtrat längst erkannt, dass Worms in der Version 2.0 nun keine Logistikmetropole mehr ist, sondern eine zukunftsträchtige Wohnstadt. Und Schuld ist nur der Feldhamster, der einst das erträumte Gewerbegebiet zu Fall brachte. Oder wie „Basta“ Kissel den unwissenden Stadträten erklärte: „Wenn wir keine Parkhäuser betreiben, würde das niemand tun und dann würde das Chaos ausbrechen.“ Am 01. Februar 2017 fällt schließlich der Startschuss für die Tiefbauarbeiten in der Koehlstraße, während ab April mit Baubeginn der Hochbauarbeiten zu rechnen ist. Selbstverständlich wird das Parkhausthema erhalten bleiben, da das Ringen um die Tiefgarage Ludwigsplatz lediglich aufgeschoben, aber nicht aufgehoben ist. Für Baudezernent Uwe Franz bedeutet das nur eine kurze Verschnaufpause.

IN WORMS WIRD VIEL GEBAUT

Baudezernent Franz dürfte überhaupt einer der meistbeschäftigen Personen des Stadtvorstandes im Jahr 2016 gewesen sein, denn gebaut wurde gerne und oft in Worms. Manches möchte sich für den Otto Normalbürger auf den ersten Blick nicht erschließen, anderes wiederum springt einem geradezu ins Auge – wie die ehemalige Schlaglochavenue, Friedrich Ebert Straße, die zwischenzeitlich im neuen Glanz erstrahlte. Schwere Zeiten für Franz, der im Stadtrat gerne Zielscheibe von Kritik ist. Ihm zur Seite springt dann gerne unser Oberbürgermeister mit dem Hinweis, dass die Probleme bei den diversen Baulichkeiten schon vor dessen Amtszeit bestanden oder sie wahlweise nicht ersichtlich waren. Immerhin hat die Stadt ganze 375 Gebäude zu unterhalten. Eines der prominentesten der letzten Monate des Jahres war hierbei die Turnhalle des Eleonoren Gymnasiums, über das aufs Trefflichste gestritten wurde, um schließlich doch eine einvernehmliche Lösung zu finden. Statt Stilllegung und Neubau hat man sich am Ende auf eine schnöde Reparatur geeinigt, Kosten: 350.000 Euro. Das Positive ist, dass die lieben Schüler bereits im April wahrscheinlich wieder Sport vor Ort genießen können. Eigentlich ist „reparieren“ in der Wormser Politik zumeist eine eher unbeliebte Entscheidung, aber in Angesicht der klammen Kassen die einzig denkbare. Aber vielleicht stößt die Stadt eines Tages noch auf den Nibelungenschatz und dann kann endlich der wahre Bauboom ausbrechen.