19. Juni 2015
Marktplatz in Worms:

Wo! Urteil: ??????

Das Sonderkonzert von Jan Delay war das erwartet großartige Eröffnungskonzert von „Jazz & Joy 2015“. 90 Minuten sprangen, sangen und tanzten die Besucher auf dem Marktplatz zu den Klängen seiner famosen Band „Disko No.1“.

„Sich wiederholen ist Dieter Bohlen.“ Diesen Vorwurf könnte man vielen Musikern machen, dass sie irgendwann stehen geblieben sind, um ihren Erfolg nur noch zu konservieren. Nicht jedoch dem Mann, aus dessen Mund dieses Zitat stammt. Die Rede ist von Jan Delay, der sich im Laufe seiner nun auch schon fast zwei Jahrzehnte andauernden Karriere mindestens vier Mal neu erfunden hat. Gestartet als Rapper und Teil von „Absolute Beginner“ veröffentlichte er nach seiner HipHop-Zeit zunächst eine Reggae-Platte. Danach engagierte er seine Begleitband Disko No.1 und machte mit ihr weitere Metamorphosen durch, als er erst mit „Mercedes Dance“ und „Wir Kinder vom Bahnhof Soul“ seine Dance-Soul-Funk-Phase streifte, um schließlich 2013 eine Rockplatte zu veröffentlichen. All das zusammengemixt ergab beim Sonderkonzert von „Jazz & Joy 2015“ ein explosives 90 minütiges Live-Gebräu, das bei den 2700 Besuchern für Begeisterungstürme sorgte. Dabei war seine Verwandlung zum „Rocker“ längst nicht überall positiv angekommen. Die Kritiken für seine CD „Hammer und Sichel“ fielen eher durchwachsen aus. Live dagegen strafte Delay alle seine Kritiker Lügen, haben sich doch auch die Songs aus der neuen CD, speziell „Sie kann nicht tanzen“, „Action“ oder „Nicht eingeladen“, auf der Bühne zu echten Livemonstern entwickelt. Jan Delay, der stilecht mit Designeranzügen von Bent Angelo Jensen alias „Herr von Eden“ ausgestattet, pünktlich um 21.30 Uhr mit dem standesgemäßen Opener „Liebe“ die Bühne betrat, brauchte nicht einmal zwei Songs, bis er die Menge vollends im Griff hatte. Nach der Feststellung, dass er zum ersten Mal hier spielt und der Begrüßung „Na, habt ihr euch auch alle Worms angezogen?“ standen spätestens bei „Klar“ oder „Türlich, Türlich“ alle hinter dem Hamburger, der seine Rolle als Frontmann überzeugend ausfüllte. Für seine Open Air Tour 2015 hat Jan Phillip Eißfeldt, so sein gebürtiger Name, mal wieder den alten Nena-Klassiker „Irgendwie, irgendwo irgendwann“ ausgepackt, der sich gut in das Programm einfügte. Um den Stilmix komplett zu machen, wurden im Laufe des Konzertes auch noch alte Rockklassiker wie „Are you gonna go my way“ (Lenny Kravitz) oder „Can’t stop“ (Red Hot Chili Peppers) mit “(You gotta) fight for your right to party” (Beastie Boys) oder “Word up” (Cameo) gemixt. Aber was wäre ein Jan Delay Konzert ohne das Einbeziehen des Publikums? Das durfte entweder die auf der Bühne vorgetragenen Tanzchoreografien mitmachen, lauthals mitsingen oder beim Schlusslied des Hauptprogramms, “Oh Jonny”, mit den mitgebrachten Regenjacken, die glücklicherweise – trotz bedrohlicher Wolken am Himmel – nicht zum Einsatz kamen, in der Luft rum wedeln. Zweifelsohne ein imposantes Bild, ein paar Tausend Jacken wedeln zu sehen. Nach der dritten und letzten Zugabe, als noch einmal der komplette Marktplatz “Auf St. Pauli brennt noch Licht, da ist lange noch nicht Schicht” singen durfte, war dann aber wirklich Schicht, auch wenn Jan Delay zuvor noch angedeutet hatte, dass man gerne länger als bis 23 Uhr gespielt hätte: “Beschwert euch beim Bürgermeister und bei der Bundeskanzlerin.” Das war natürlich geflunkert, denn normalerweise hätte er sogar noch bis 24 Uhr musizieren dürfen. Bleibt die Frage, ob das nun Rock, Pop, Reggae, Funk, HipHop oder doch eher Soul war und welche Rolle Jan Delay am überzeugensten ausfüllt? Solange er aber das Publikum mit seinen mitreißenden Grooves derart zum Ausrasten bringt, spielt diese Frage keine Rolle mehr…

Fazit: Kurzweiliges Konzert, das in 90 Minuten jede Menge verschiedene musikalische Einflüsse bereithielt. All das dargeboten von einem klasse Entertainer mit seiner abartig groovenden Band nebst (natürlich) gut aussehenden Backgroundsängerinnen. Ein perfekter Auftakt für drei Tage „Jazz & Joy“!