Es klingt so selbstverständlich, dass man es eigentlich nicht zu sagen bräuchte. Ist es aber gar nicht, wie Sie gleich sehen werden. Wenn z.B. in unserer kapitalistischen Welt die große Mehrheit der Menschen hauptsächlich darauf aus ist, ihr Geld hemmungslos zu vermehren, um glücklich zu werden, kann man es schließlich kaum anders ansehen, als den großen Irrweg. Da das Streben nach Glück mehr oder minder das Ziel praktisch aller ist, aber selten oder nie erreicht wird, erscheint mir die Spezies Mensch selbst als ein Fehler der Evolution zu sein. Nebenbei: Das sehen namhafte Wissenschaftler aller Couleur und eine Vielzahl von Philosophen ähnlich.

Auch unsere Muttersprache unterstützt mich wieder bei diesem Thema. Es gibt das Wort „Glücksritter“, worin der eifrige Sucher nach dem großen Glück gemeint ist, der es aber in der Regel doch nicht findet. Ferner gibt es eine Reihe von Worten, bzw. Wörtern, die einiges aussagen übers relative Glück. Man spricht häufig über „Glücksmomente“, und „Glücksaugenblicke“ und „Glückstage“. Überall ist herauszuhören, wie kurz der unerwünschte Zustand sein wird. Nicht nur aus der Sprache, aus Sprichworten und Redewendungen kann der Nachdenkliche wissen oder erfahren, dass Glück keine käufliche Handelsware ist. Vielmehr ist es nur manchmal zu erreichen, wenn man sich mit Geschick und Ausdauer darum bemüht.

Eine wesentliche Voraussetzung scheint mir eine grundsätzliche Zufriedenheit zu sein. Und die ist eher in bescheidenen Verhältnissen zu finden, als in noch so luxuriösen Lustschlössern. Lehrreich sind hier unsere Märchen, das vom „Hans im Glück“, der nach und nach alles verlor, doch dabei immer glücklicher wurde. Umgekehrt „Von dem Fischer und seiner Frau“, die alle ihre unbescheidenen Wünsche erfüllt bekam, aber immer unzufrieden dabei blieb. Am Ende wurde sie bitter bestraft, indem sie alles verlor und schließlich wieder in ihrer armseligen Hütte landete.

Entfernt ähnlich erging es den bekannten Goldsuchern im Norden Amerikas. In dem Wahn des Goldrausches gaben sie alles auf, was sie bisher errungen hatten, verkauften Haus und Hof und zogen ins Ungewisse. Doch nur ganz wenige von ihnen hatten größere Goldfunde, die zumeist im Spielcasino oder mit leichten Mädchen bald verschwanden. Verhängnisvoll suggeriert unsere materialistische und kapitalistische Staatsführung naiven Bürgern mit hohlen Phrasen, um schneller und besser die Staatskasse zu füllen.

Nachdem wir gesehen haben, wie viel wir falsch machen können bei der Suche nach dem großen Glück, jetzt ein Vorschlag, wie man leichter und öfter an ein Kleines kommen kann. Statt hier eine ganze Reihe von möglichen Wunschzielen vorzustellen, berichte ich nun von einem kleinen, aber feinem Erlebnis, dass mir und meiner Frau immer wieder große Freude beschert:

Es handelt sich um einen „Märchenwald“, wie sie es nennt. Der rauschende Bergbach, das romantische Forsthaus mit Gastronomie, zwitschernden Singvögeln und Schmetterlingen sowie eine überschaubare Zahl von fröhlichen Wanderern bereiten uns fast paradiesische Freuden. Leider kann man solche Erlebnisse nur andeutungsweise mit Worten wiedergeben. Vielleicht aber konnte ich dennoch nützliche Anregungen vermitteln.

Wir müssen zum Schluss kommen, doch fällt mir zu diesem Thema solcher ziemlich schwer. – Vielleicht wäre anzuraten, von der Glückssuche abzurücken und einfachere und aussichtsreichere Dinge, wie Zufriedenheit und viel Ruhe, als Ideal anzusteuern. Bedenke, o Mensch, dass dein Streben maßvoll bleibt, denn es kann immer nur einen Weltmeister geben und deine Aussicht darauf, sieht gar nicht gut aus!

Liebe Leser/innen, bleiben Sie gesund und munter und leben Sie wohl! Bleibt nur noch die gewohnte Spaßkiste. Hier ist sie:

„Ach, reines Glück genießt doch nie, wer zahlen muss und weiß nicht wie.“
Wilhelm Busch

Ihr Heinz Dierdorf