Alle Jahre wieder ereilt die Kollegen der schreibenden Zunft das gleiche Problem: Das Sommerloch. Wenn alle Welt in Urlaubsstimmung ist und sich Politiker lieber am Strand räkeln, anstatt politische Entscheidungen zu treffen, dann müssen sich Journalisten die haarsträubendsten Geschichten einfallen lassen, um in einer an Höhepunkten armen Zeit die freien Seiten ihrer Zeitung zu füllen. In Worms diskutiert man diesen Sommer über neue Grillplätze, Radschnellwege, die Rettung eines Brunnens und ein Hotel am Wormser Kultur- und Tagungszentrum. Und ganz nebenbei haben ein paar Scherzkekse dafür gesorgt, dass an dem Infoterminal an der Tourist-Information eine Nacht lang Pornofilme abgespielt wurden. Das sorgte für den ersten Porno-Leak Deutschlands an einem öffentlichen Platz.


Sommer, Grillen und viel Müll
Stadtrat lässt zusätzliche Möglichkeit von Grillplätzen prüfen

Sommerzeit ist Grillzeit. Wer allerdings keinen eigenen Garten hat, steht vor einem Problem. Grillen auf dem Balkon ist nicht mit jedem Grillgerät möglich und öffentliche Plätze, wo man der Lieblingsleidenschaft von Al Bundy nachgehen kann, sind in Worms äußerst rar.

In Worms gibt es lediglich in Hochheim und Pfeddersheim Grillplätze zum Mieten, die wiederum oft ausgebucht sind. Und so zieht es jeden Sommer zahlreiche Freiluftfans an zwei der schönsten Wormser Plätze, nämlich an die Sandbank im Wormser Süden oder in Rheindürkheim. So schön die beiden romantischen Kleinode am Rhein auch sind, so unschön sind die Begleiterscheinungen der alljährlichen Grill-Arien. Nicht jeder Grill-Fan geht besonders umsichtig mit der Natur um. Immer wieder ist es ein großes Ärgernis, wenn besonders am Wochenende die Überreste der ausgelassenen Party vom Vortag die Strände zieren. Zerbrochene Flaschen, Reste von Einweggrills sind genauso wenig eine Seltenheit, wie das Zurücklassen von Müllsäcken. Unlängst ist die Grill- und Müllproblematik auch im Wormser Stadtrat angekommen. SPD und CDU stellten Ende Juni einen Antrag, mit dem Ziel, dass die Verwaltung prüft, ob es möglich ist, in Wormser Grünanlagen, am Rheinufer, sowie in Grünanlagen der Wohnungsbaugesellschaft entsprechende Grillflächen auszuweisen. Da im Zusammenhang mit der Sandbankvermüllung hin und wieder die mangelnde Mülleimerausstattung am Rhein entlang angesprochen wird, soll die Verwaltung auch gleich mit prüfen, ob zusätzliche Mülleimer benötigt werden. Der Antrag stieß im Rat auf eine positive Resonanz, wenn auch Die Linken zu bedenken gaben, dass man die Grünanlagen der Wohnungsbau ausnehmen sollte, um die Nachbarn zu schonen. Wahrscheinlich wäre das guerillamäßige Grillen am Rhein gar kein Problem für den Stadtrat, wenn jeder einfach seinen Dreck anschließend wieder mitnehmen würde. Vielleicht klappt’s ja nächsten Sommer.


Auf dem Radschnellweg nach Worms
Grüne und CDU stellen Antrag auf Machbarkeitsstudie

Als Karl Drais vor 200 Jahren seine erste Laufmaschine vorführte, hat er vermutlich nicht im Traum daran gedacht, dass sein revolutionäres Fortbewegungsmittel einmal zu einem Politikum in Worms werden würde.

In Zeiten von überfüllten Straßen, steigenden Energiekosten, den nicht unbeträchtlichen Anschaffungskosten eines Autos und dem positiven Umweltaspekt des Rades, ist das Fahrrad für viele Bürger eine echte Alternative zum Auto geworden. Um mehr Sicherheit auf Straßen zu gewähren, bemühen sich viele Städte um mehr echte Radwege, etwas, was in Worms noch Mangelware ist. Tatsächlich bekommt die Stadt, die sich gerne selbst als radfreundlich sieht, beim ADFC ein ziemlich schlechtes Zeugnis ausgestellt. Jährlich lässt der Verein Radfahrer einzelne Städte bewerten. In der Stadtgröße „50.000 bis 100.000 Einwohner“ belegte Worms 2016 einen schlechten 70. Platz von 90 Städten. Eine Zahl, die nahelegt, dass hier noch viel getan werden muss. Einen Vorstoß in Sachen Fahrradfreundlichkeit unternahm unlängst die Grünen-Fraktion gemeinsam mit der CDU und stellte einen Antrag auf eine Machbarkeitsstudie für sogenannte Radschnellwege. Wege, die insbesondere für Berufspendler gedacht sind. Unterstützung fanden sie vor kurzem in dem grünen Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Dr. Bernhard Braun, der sogleich auch empfahl, schnellstmöglich Fördermittel zu beantragen, denn der Bau eines solchen Weges sei nicht gerade günstig. Laut SWR schlägt der Kilometer mit rund einer Million Euro zu Buche, Richard Grünewald (Bündnis 90/ Die Grünen, Worms) spricht von 300 bis 400.000.- Euro. Welche Zahl auch stimmt, im Vergleich zum Straßenbau ist das schlicht ein Schnäppchen. Der Preis von einem Kilometer Autobahn liegt – je nach Quelle – im Bereich von sechs bis sagenhaften zwanzig Millionen Euro. Angedacht ist vor allem eine Verbindung zwischen Worms und Ludwigshafen. Insgesamt will das Land, laut Aussage von Dr. Braun, den Kommunen jährlich fünf Millionen Euro zur Verfügung stellen. Dem Antrag der Fraktionen stimmten übrigens alle Ratsmitglieder zu.


Ein Dutzend Männer und ein Brunnen
Rettung der Brunnenanlage im Heylshofpark

Wahrscheinlich dürfte der Heylshofpark, zusammen mit dem ehemaligen schmucken Stadtpalais der Familie Heyl, einer der schönsten Orte in Worms sein. Insbesondere während der Festspielsaison wird dieser regelmäßig zum schönsten Theaterfoyer Deutschlands gekürt.

Herzstück der Grünanlage mit ihren pittoresken Putten Engel ist die 30 Meter lange Brunnenanlage. Während der Festspielzeit begeistert diese mit ihrem blutrot gefärbten Wasser und den passend illuminierten Wasserspielen. Außerhalb dieser turbulenten zwei Wochen erlebte die Anlage ein trauriges Schicksal. Vom Wasser zerfressen, waren die Rohre mehr oder weniger nur noch Attrappe und die Wanne des Beckens nicht mehr dicht. „Was tun?“, war nun die Frage. Für eine komplette Instandsetzung fehlte der Stiftung Heylshof das Geld. Das führte zu Überlegungen, den Brunnen wegzumachen und mit einer Rasenfläche zu versiegeln. Zweckdienlich, aber nicht unbedingt ein Blickfang. Der Stein des Anstoßes kam schließlich von Marc Radmacher (SFB Projekt GmbH & Co.KG), der wiederum den Kunststofftechniker Oliver Schmidt kannte, der wiederum die Heilmann Malerbetriebe kannte usw. Am Ende entstand eine spontane und unbürokratische „Public-Private-Partnership“, die schließlich zur Komplettsanierung führte, sodass die Brunnenanlage seit Ende Juli wieder ganzjährig betrieben werden kann. Kostenpunkt der Rettungsaktion: 11.500 Euro. Sicherlich kein großer Schritt für die Menschheit, aber ein gewaltig schöner Beitrag für den Park.

Texte: Dennis Dirigo


Drei Sterne für Worms
Projekt „Ibis Styles Hotel“ am Wormser kommt langsam in Schwung

Das Projekt „Hotel am Wormser“ kommt langsam in Schwung. Wie seit einiger Zeit bekannt ist, will die Investorengesellschaft „Horizon Consulting Immobilien GmbH“ auf dem EWR-Parkplatz ein Drei-Sterne-Haus „Ibis Styles“ bauen und hat nun erste Probebohrungen in Auftrag gegeben. Nachdem „Das Wormser“ Anfang des Jahres bereits sein fünfjähriges Bestehen feierte, wird es höchste Zeit, endlich die Voraussetzungen zu schaffen, damit potentielle Tagungsgäste, Geschäftsleute oder Touristen in zentraler Lage ein Hotel mit rund 100 Zimmern vorfinden.

Mindestens so alt wie die Diskussion um den Bau des Wormser Kultur- und Tagungszentrums, ist die Frage, wo die anvisierten Tagungsgäste in Worms schlafen sollen. Wenn hier ein größerer Kongress stattfinden soll, müsste man die Teilnehmer aktuell auf mehrere Hotels quer in der Stadt verteilen.

Ende 2015 verfügte Worms über knapp zwei Dutzend Hotels, Pensionen und Gästehäuser mit 1067 Betten, wo man im letzten Jahr ca. 145.000 Gäste unterbringen musste. Laut Oberbürgermeister Kissel habe man in der Vergangenheit des Öfteren Busgruppen abweisen müssen, weil keine ausreichenden Übernachtungsmöglichkeiten bestanden. Zudem ist die Zahl der Touristen, die Worms besuchen, jährlich steigend, aber sicherlich auch noch weiter ausbaufähig. Bereits kurz nach der Eröffnung von „Das Wormser“ hatte Oberbürgermeister Kissel – womöglich etwas voreilig – von einem potentiellen Investor, der Hilton-Gruppe, gesprochen, der die angeblichen Pläne aber nie umsetzte. Danach war es lange Zeit ruhig, ehe im letzten Jahr Ibis Interesse anmeldete, was für die Stadt ein absoluter Glücksfall ist. Im Dezember 2016 wurde das Projekt in einer gemeinsamen Sitzung von Haupt- und Finanzausschuss sowie Bauausschuss vorgestellt. Das Drei-Sterne-Haus soll sieben Etagen erhalten. Im Erdgeschoss sollen zwei Konferenzräume sowie Küche und Technikeinrichtungen entstehen. Das zweite Stockwerk bietet einen Frühstücksraum, den Empfang, eine Bar/Restaurant und eine Terrasse. In den Etagen zwei bis sieben befinden sich die 100 Gästezimmer. Im Anschluss an die Sitzung wurde die Stadtverwaltung von Ratsmitgliedern beauftragt, das 9-Millionen-Euro-Projekt voranzutreiben. Es kommt also endlich Schwung in eine Sache, die schon vor Jahren hätte angegangen werden müssen. So mancher hätte sich sogar gewünscht, dass das Hotel bereits unmittelbar nach der Eröffnung des Kultur- und Tagungszentrums entstanden wäre.

Trotzdem sorgte die Meldung, dass das anvisierte Hotelprojekt Mitte Juli mit ersten Probebohrungen losgehen soll, für die üblichen Meckerkommentare derer bei FACEBOOK, die aus Prinzip erst mal gegen alles Neue sind. Die einen bemängeln, damit würde weiterer wichtiger Parkraum in der Innenstadt wegfallen, vergessen aber, dass die meisten Parkhäuser in Worms nicht einmal annähernd ausgelastet sind und dieser Platz allenfalls bei Veranstaltungen stärker frequentiert ist. Andere beklagen, dass die klamme Stadt ausgerechnet für ein Hotel neun Millionen Euro locker machen könne, weil sie nicht kapieren, dass nicht die Stadt das Hotel baut, sondern ein privater Investor. Und was der mit seinem Geld machen möchte, bleibt ihm selbst überlassen. Wiederum andere wünschen sich mehr Grünflächen in Worms, obwohl wir damit nun wahrlich reich gesegnet sind und eine kleine Parkanlage – direkt neben einem Kultur- und Veranstaltungshaus – wenig sinnvoll wäre. Man kann es also drehen und wenden, wie man will: Ein Hotel an dieser Stelle ist zwingend notwendig, wenn man verstärkt auf die Themen „Tagungen, Kongresse und Tourismus“ setzen möchte. Wer dagegen aufbegehren möchte, kommt ein paar Jahre zu spät und hätte das vor dem Bau des immerhin 50 Millionen Euro teuren Kultur- und Tagungszentrums tun müssen. Ob das Kongressgeschäft mit einem Hotel in unmittelbarer Nachbarschaft dann auch tatsächlich besser anläuft, steht in Anbetracht der wachsenden Konkurrenz auf diesem Sektor zwar noch in den Sternen. Aber ohne die Voraussetzungen zu schaffen, Gäste überhaupt unterbringen zu können, kann man dieses Thema auch nicht forcieren. Bleibt noch der letzte Kritikpunkt, warum man für Geschäftsleute, Gäste der Nibelungen-Festspiele oder gut situierte Touristen „nur“ ein Drei-Sterne-Hotel baut? Wem das nicht genügt, der kann sich in Worms tatsächlich auch in einem Vier-Sterne-Haus einmieten, nämlich im Prinz Carl Hotel mit seinen 90 Zimmern. Daran mangelt es in Worms also nicht.


Pornocity Worms
In der Nibelungenstadt kam es zum ersten Porno-Leak Deutschlands

Quizfrage: Was haben die beiden Weltmetropolen Chicago und Worms gemeinsam? Richtig, beide Städte wurden Opfer von Porno-Leaks. Während am Hauptbahnhof von Chicago – statt dem Wetterbericht oder den Börsenkursen – plötzlich Sexszenen über die Anzeigentafeln flimmerten, liefen in Worms am Infoterminal vor der Touristinformation eines Nachts plötzlich knallharte Pornofilme. Mitten in Worms. An einem öffentlichen Platz. Pfui!

Da soll noch mal einer sagen, die Wormser wären nicht einfallsreich, um ihre Stadt in die Schlagzeilen zu bringen. Vor zwei Jahren sorgte eine spektakuläre nächtliche Kletteraktion am Wormser Dom für Aufsehen, denn ausgerechnet an dem Wahrzeichen der Katholischen Kirche, das aufgrund von Restaurierungsarbeiten zu diesem Zeitpunkt verhüllt war und durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit einem männlichen Phallussymbol aufwies, hatten Unbekannte ein Schild mit der aus der Anti-AIDS-Werbung bekannten Aufschrift „Machs mit!“ angebracht. Das offenbarte mehr subtilen Humor, als man den Wormsern zugetraut hätte. Weniger „subtil“ gingen Unbekannte kürzlich in einer lauen Juli-Sommernacht vor, als sie das Sicherheitssystem des Infoterminals des Betreibers „Brunner Mobil Werbung“ knackten, um – statt der gewünschten Infos über die touristischen Ziele der Stadt – einen Pornofilm ablaufen zu lassen. Offenbar hatten es die Hacker geschafft, die eingebauten Sperren zu umgehen, so dass sich die Info-Stele in ein Open-Air-Pornokino verwandelte. Jugendliche filmten das Ganze, stellten es in den sozialen Netzwerken ein und die Stadt zog schließlich den Stecker. Nun liegt es an dem Betreiber, Brunner Mobil Werbung, das Sicherheitsleck zu finden. Bei Redaktionsschluss war der Fehler noch nicht gefunden. Immerhin brachte aber diese Aktion Worms den zweifelhaften Titel ein, die erste Stadt Deutschlands zu sein, in der es ein öffentliches Porno-Leak gab. Die Betreiberfirma hat zwischenzeitlich rechtliche Schritte eingeleitet, Polizei und Staatsanwaltschaft haben ein Verfahren gegen Unbekannt eingeleitet wegen „Verbreitung pornografischer Schriften“.

Texte: Frank Fischer