Zugegeben, ein bisschen pathetisch war das Titelbild unserer Februar-Ausgabe schon, schließlich geht es im aktuellen Wormser Streitthema Nr. 1 nicht um Menschenleben, sondern lediglich um ein Bauwerk, das aber nun mal eines der bedeutendsten Wahrzeichen der Stadt ist und damit irgendwie doch wieder „alle“ angeht. Da der aktuelle „Aufstand“ in Worms, der sich in rekordverdächtiger Zeit in Form von mehr als 9.000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren zementierte, ganz gut zu einem berühmten Gemälde passt, mussten eben ein paar Franzosen für den Wormser Protest herhalten.

„Die Freiheit führt das Volk“

(französisch: La Liberté guidant le peuple) ist ein Gemälde des französischen Malers Eugène Delacroix. Das 2.60 mal 3.25 Meter große Bild entstand im Jahr 1830 und ist heute im neueröffneten Louvre-Lens in Lens zu besichtigen. WIKIPEDIA schreibt zu dem geschichtlichen Hintergrund des Gemäldes folgendes:

„Am 27. Juli 1830 erhob sich die Pariser Bevölkerung zu einem Aufstand, der als Julirevolution von 1830 in die Geschichte eingegangen ist. Ursache der Revolution war die reaktionäre Politik Karls X., dessen oberstes Ziel es war, die Vorherrschaft des Adels wieder durchzusetzen. Sein Kabinett regierte konsequent an der Abgeordnetenkammer vorbei.“

„Das passt doch ganz gut zur aktuellen Situation in Worms!“ haben wir uns da gedacht. Wenn man ein paar markante Worte austauscht, war es bei den alten Franzosen auch nicht anders als anno 2014 in unserem Heimatstädtchen. Vorausgesetzt, die Wormser tun es am 25. Mai den Franzosen gleich und gehen ebenfalls „auf die Barrikaden“, denn interessanterweise stammt dieser Ausspruch genau aus dieser Zeit: Der Begriff leitet sich von „barriques“ = Fässer ab, die die Basis der Barrikaden bildeten. Sie waren mit Erde gefüllt, darauf wurde alles gestapelt und zusammengenagelt, was sich als nützlich für die Abwehr erwies. Matratzen dienten als Kugelfang. Auf der Seite der Schutzsuchenden wurden Pflastersteine zu einer Art Treppe gefügt, über die man stürmte, wenn der Feind zurückgeschlagen war – das war das „Auf-die-Barrikaden-Gehen“ (Quelle: Wikipedia). Falls die Wormser also bei der Stadtratswahl ebenfalls auf die Barrikaden gehen und den beiden Großen im Stadtrat, SPD und CDU, einen Denkzettel verpassen, der sie ihrer Macht beraubt, wird womöglich irgendwann bei Wikipedia zu lesen sein:

„Am 25. Mai 2014 erhob sich die Wormser Bevölkerung zu einem Aufstand, der als Mairevolution von 2014 in die Geschichte eingehen wird. Ursache der Revolution war die reaktionäre Politik von Sonnenkönig Michael I., dessen oberstes Ziel es war, die Vorherrschaft der Kirche wieder durchzusetzen. Sein Stadtrat regierte konsequent an der Bevölkerung vorbei.“

Im Übrigen fand die Julirevolution im Jahre 1830 ein gutes Ende, denn das Volk hatte gesiegt:

„Der dreitägige Aufstand der Bevölkerung hatte den endgültigen Sturz der Bourbonen in Frankreich und die erneute Machtübernahme durch das Bürgertum in einem liberaleren Königreich zur Folge.“

Auch in Worms könnte, wenn man ein paar Worte austauscht, das Volk doch noch siegen:

„Der eintägige Aufstand der Bevölkerung hatte den endgültigen Sturz der GroKo in Worms und die erneute Machtübernahme durch das Bürgertum in einem liberaleren Königreich zur Folge.“

Dann würde ja doch noch alles gut im jetzigen Königreich Kissel, wo „eigentlich“ kein Widerstand geduldet wird. Dafür bekäme Worms zukünftig ein „liberales Königreich“. Na, da wird sich der Herr Neureuther von der FDP aber freuen…