Es war schon ein ganz besonderer Coup, als bekannt wurde, dass der 1959 in Heidelberg geborene Filmproduzent Nico Hofmann ab diesem Jahr die Intendanz der Nibelungen-Festspiele übernehmen wird. Dabei ist Theater nicht unbedingt ein Medium, das man mit ihm in Verbindung bringt. Bekannt ist der Produzent vor allem für seine Eventfilme wie „Dresden“, „Hindenburg“ oder zuletzt „Nackt unter Wölfen“. Im letzten Jahr gewann er für den Mehrteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ sogar einen Emmy (den amerikanischen TV-Oscar) für die beste nichtenglischsprachige Produktion. Seine Filme verkaufen sich weltweit und sorgen stets für gute Quoten. Als Regisseur begeisterte er Kritik und Publikum mit Thrillern wie „Solo für Klarinette“ und „Der Sandmann“, beide mit Götz George in der Hauptrolle. WO! sprach mit dem umtriebigen Filmemacher am Rande der diesjährigen Pressekonferenz der Nibelungen Festspiele über die Herausforderung der Intendanz.

WO! Hallo Herr Hofmann, wie viel Stunden hat eigentlich Ihr Tag bzw. wie viel Stunden schlafen Sie?
Mein Tag hat heute tatsächlich mehr als 24 Stunden, da ich im Anschluss nach New York fliege, um zwei Uhr ankomme und dann direkt ins Hotel zu einer Besprechung fahre, da wir dort einen Film über Franz Beckenbauer machen. Das heißt, durch die Zeitverschiebung ist mein Tag heute acht Stunden länger (lacht).

WO! Sie sind Geschäftsführer der Ufa, Produzent, Intendant, Dozent in Ludwigsburg und betreuen den Kurzfilmwettbewerb Short Cuts. Warum tut man sich dann noch die Intendanz von Festspielen an?
Einmal ist das der Hartnäckigkeit von Michael Kissel zu verdanken, der mich so lange verfolgt hat, bis ich aufgegeben habe. Ich konnte mich irgendwann den Verführungskünsten eines Herrn Kissel nicht mehr erwehren. Letztlich war es nur durch das Dreierteam, mit Schadt und Ostermaier zusammen, möglich. Wenn er gewollt hätte, dass ich das alleine mache wie Dieter Wedel, hätte ich das nicht gemacht. So fühle ich mir hier sehr wohl, was auch mit den hervorragenden Strukturen in Worms zusammenhängt. Es ist ein tolles Zusammenspiel, ohne Wenn und Aber.

WO! Neben den zahllosen Projekten geben Sie in den letzten Monaten scheinbar pausenlos Interviews. Man könnte sagen, Sie sind so etwas wie der Star unter Deutschlands Produzenten. Nervt Sie gelegentlich so viel mediale Aufmerksamkeit?
Mich nervt das nicht. Ich mache schließlich keine Illustrierten-Homestorys, sondern gebe themenorientierte Gespräche. Ich mache das ja auch nicht dauernd. Vor ein paar Wochen habe ich viele Interviews gegeben, da ich den Film „Nackt unter Wölfen“ unterstützen wollte, weil mir dieser Film sehr wichtig war. Ich mache das auch in Worms gerne, weil ich mir der Sache sicher bin. Ich habe eine Verbindung zu Worms, ich habe eine Verbindung zu den Sachen, die wir hier erarbeitet haben, aber ich bin nicht daran interessiert, im Vordergrund zu stehen. Ich gebe auch sehr gerne ab und ich weiß auch, dass wir das im Laufe der nächsten Wochen noch ein wenig verändern müssen.

WO! Wie finden Sie eigentlich Entspannung?
Naja, ich kann zum Beispiel im Flugzeug schlafen (lacht). Ich bin im Moment viel unterwegs, vor kurzem unter anderem in Los Angeles, wegen Verkaufsgesprächen zu unseren Filmen, wie zum Beispiel „Unsere Mütter, unsere Väter“, die zurzeit sehr gut laufen. Ich habe mir schon Methoden angewöhnt, im Flugzeug schlafen zu können und einfach mal für 6/7 Stunden runterzufahren, sonst wäre das nicht zu schaffen.

WO! Sie haben von Dieter Wedel das Erbe der Intendanz übernommen. Was ist genau Ihr Aufgabenfeld als Intendant?
Ich fühle mich im Grunde wie der Trainer einer Mannschaft. Intendanz bedeutet für mich die Formatvorgabe. Ich habe natürlich einen gewissen Ehrgeiz, was ich erreichen will. Das hat zu tun mit einer deutlichen Qualitätsveränderung, in meinem Sinn von Qualität. Ich bin bei der Auswahl der Schauspieler dabei, wo kommt der Originalstoff her? Natürlich möchte ich auch Altbewährtes wie die Nibelungenhorde erfolgreich weiter mit einbinden. Ich werde mich als Intendant zusammen mit Sascha Kaiser sehr stark in die Engagements vor Ort begeben. Werde Albert Ostermaier im Rahmenprogramm seine kulturpolitischen Bögen bauen lassen. Was wir da im Rahmenprogramm erleben werden, würde auf jeder Veranstaltung in München oder Berlin mit Handkuss genommen werden. Das ist ein hohes intellektuelles Niveau, was wir da hinbekommen haben. Intendanz bedeutet, sich darum zu kümmern, dass alle Fäden zusammenlaufen. Und jeder, der mich kennt, weiß auch, dass ich eingreife, wenn mir was nicht gefällt. Ich werde mir auch die Proben anschauen. Es wird letztlich nichts passieren, wo ich das Gefühl habe, wir erreichen die Qualität nicht.

WO! Wären die Nibelungen ein Stoff, der Sie auch für eine filmische Umsetzung reizen würde?
Das tun sie definitiv. Es gab ja unter Helmut Dietl und Bernd Eichinger schon mal eine Initiative, die sich damit beschäftigte. Ich habe mir auch gerade nochmal alte Staffeln von „Game of Thrones“ angeschaut und da sind inhaltlich viele Elemente, die mit den Nibelungen zu tun haben, dazu bekennen sich die Macher auch. Es ist einer der großen Stoffe, die mich locken würden. Es ist die Frage, aus welcher Perspektive man die Geschichte erzählt. Vielleicht weiß ich da nach drei Jahren Festspielen mehr!

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und danken Ihnen für das Gespräch