Nicht die Schwächephase an sich überraschte, sondern die Tatsache, dass diese ausgerechnet gegen Teams aus dem unteren Tabellendrittel erfolgte. Nun beginnen für die Wormatia die Wochen der Wahrheit, mit den Gegnern Waldhof Mannheim (nach Redaktionsschluss), 1. FC Saarbrücken, 1. FC Kaiserslautern II, Eintracht Trier und Kickers Offenbach. Nach dieser Bewährungsprobe wird man sehen, ob sich der VFR in der Winterpause noch immer in der Nähe des vierten Platzes aufhält und als ernsthafter Verfolger des Spitzenduos erweist.

Man kann es drehen und wenden wie man will, aber seit der 0:3-Niederlage beim letztjährigen Drittligisten SV Elversberg, dem direkten Vordermann in der Tabelle, war bei der Wormatia der Wurm drin. Vermutlich weil man das Spitzenspiel nicht unbedingt hätte verlieren müssen. Wer aber 60 Minuten lang die besseren Chancen nicht nutzt, darf sich nicht wundern, wenn man nach 90 Minuten mit 0:3 bei einem Spitzenteam verloren hat. Der Sieg der SVE war zwar kein Musterbeispiel für Fairplay, aber zumindest für Abgezocktheit. Beim schmeichelhaften 3:2-Heimsieg eine Woche später gegen den KSV Baunatal konnte sich die Wormatia zum letzten Mal für die nächsten drei Spiele bei der Glücksgöttin Fortuna bedanken. Die Mischung aus Gegner unterschätzt, weniger Laufbereitschaft und einer falschen Taktik hatte bis zur 81. Minute einen 1:2-Rückstand gegen forsch mitspielende Baunataler zur Folge, der nicht einmal unverdient war. Wie Trainer Eller nach dem Spiel zugab, hatte man einen tief stehenden KSV erwartet und dies auch entsprechend trainiert. Doch die Baunataler überraschten mit frühem Pressing und brachten die Wormatia völlig aus dem Konzept, ehe Joker Ali Özgün und Benjamin Maas das Spiel kurz vor Schluss noch drehten. Spätestens drei Tage später war es mit dem Glück jedoch vorbei. Noch heute fragen sich viele Besucher, wie man dieses eminent wichtige Spiel für den Verein, winken doch bei einem Pokalsieg mit anschließender DFB-Pokal-Teilnahme Einnahmen in sechsstelliger Höhe, verlieren konnte? Nach einem unfassbaren Spielverlauf, der mit Pleiten, Pech und Pannen am besten umschrieben wäre, verabschiedete sich die Wormatia zuhause mit 2:4 gegen den Drittletzten SVN Zweibrücken aus dem Pokal, weil Torhüter Tim Paterok einen rabenschwarzen Tag erwischte (zwei Gegentore verschuldet + rote Karte) und Schiedsrichter Winter im Zweifel stets gegen die Wormatia entschied. Am darauffolgenden Sonntag setzte es eine 1:2-Auswärtsniederlage, diesmal im Punktspiel und schon wieder gegen Zweibrücken. Weil die Wormser zwar erneut die reifere Spielanlage, aber zu wenig Zielstrebigkeit im Abschluss zeigten, hatte der SVN – spätestens nach der Führung – erheblich mehr Leidenschaft entgegen zu setzen. Gemäß dem Andy Brehme Motto „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß“ war auch die Entstehungsgeschichte der darauffolgenden 1:2-Heimniederlage gegen den FC Nöttingen als geradezu grotesk einzustufen. 66 Minuten konnte man sich als Wormatia-Fan damit trösten, dass die hoch überlegene Heimelf zwar Chance um Chance herausgespielt, aber eben nur 1:0 durch Antonacis Sonntagsschuss (36.) geführt hatte, als das Spiel plötzlich in eine unerwartete Richtung kippte, weil Nöttingens Hofmann aus heiterem Himmel mit einem sehenswerten Freistoß zum Ausgleich traf. Während man danach immer noch aufgrund des bisherigen Spielverlaufs davon ausging, dass schon noch irgendwie ein Ball in den nächsten 24 Minuten reinrutschen würde, da landete ein Konter der Nöttinger (90. +1) im Tor der Wormser und zum dritten Mal hintereinander jubelte die falsche Mannschaft. Genau das unterscheidet eben Routine von Jugend und macht den Unterschied zwischen Spitzenteam und Verfolger aus. Umso wichtiger, dass sich die Mannschaft von Sascha Eller im folgenden Auswärtsspiel bei der TUS Koblenz endlich mal wieder belohnt hat. Das 2:0 durch die Treffer von Saiti und Stulin entsprach voll und ganz dem Spielverlauf und dem Leistungsvermögen beider Teams.

Fotos: Andreas Stumpf

Foto: Andreas Stumpf

Nah am Limit

Als es gegen Vereine aus dem Tabellenkeller ging, war die Leichtfüßigkeit plötzlich weg. Wenn man gegen ein Abwehrbollwerk anrennen muss, in Rückstand gerät und sich nach 90 Minuten fragt, wie der Vierte gegen den Tabellenletzten verlieren konnte. Wenn zu Hochmut und ein paar Prozent weniger Einsatz auch noch Pech kommt und man irgendwann merkt, dass man das Ruder nicht mehr rumreißen kann. Wer glaubt, es müsste immer gut laufen, ist entweder kein Realist oder Bayern-Fan. Genauso wenig wie der letztjährige Absteiger Wormatia innerhalb weniger Monate zum absoluten Spitzenteam mutiert ist, war diese Truppe, die in dieser Saison bereits acht Mal gewonnen hat, nach drei Niederlagen in Folge (inkl. Pokal) nicht automatisch ein Abstiegskandidat. Nachdem man jedoch lange Zeit am Leistungslimit gespielt hat, wirkten gerade die ganz jungen Spieler wie Zinram oder Loechelt überspielt, mussten aber aus personellen Gründen immer wieder ran, well Kapitän Maximilian Mehring auch in dieser Saison Dauerpatient zu werden scheint und Sascha Wolfert, dessen Torgefahr nach seiner Verletzung schmerzlich vermisst wurde, bis Jahresende ausfällt. Genau daran wird auch das Problem bei der Wormatia bewusst. Man hat einen Kader mit 14 – 15 gleichwertigen Spielern. Wenn dann mal mehrere ausfallen oder 2 – 3 Schlüsselspieler in einem Leistungstief sind, haben die Nummer 16, 17 und 18 im Kader noch nicht das Zeug dazu, auf gehobenem Regionalliga-Niveau zu spielen. Trotzdem hielt sich die Wormatia auch in dieser Schwächephase relativ konstant auf dem vierten Platz. Zwar konnten die nachfolgenden Teams etwas aufholen, aber noch ist der Abstand zu einem Aufstiegsplatz kürzer als zu einem Abstiegsplatz. Gleichwohl steht der Wormatia bis zur Winterpause ein hartes Restprogramm bevor. Bei den beiden führenden Spitzenteams muss man jeweils auswärts ran, zwischendurch auf dem Betze gegen die Lauterer Zweite, die zum Saisonauftakt für die erste Niederlage gesorgt hatte, und beim einzigen Heimspiel geht es gegen den alten Rivalen Eintracht Trier. Eine echte Standortbestimmung.

Packendes Finish in der Regionalliga Südwest

Mit den Offenbacher Kickers und dem 1. FC Saarbrücken stehen derzeit zwei Teams in der Regionalliga Südwest ganz oben, die vom Umfeld her sicherlich in die Dritte Liga gehören. Wenn man sieht, wie der OFC bei Spitzenspielen von 10.000 Zuschauern nach vorne getrieben wird, das ist schon längst drittligareif. Zusammen mit dem SV Elversberg werden diese drei Teams am Ende um die beiden Aufstiegsplätze spielen. Dahinter tummelt sich ein buntes Feld an Verfolgern, die in der Rückrunde eventuell noch eine Zeitlang oben mitmischen können. Mit Hessen Kassel und Wormatia Worms sind zwei Teams dabei, die offensichtlich aus den Fehlern der Vorsaison gelernt haben. Auch der ambitionierte FC Homburg, der 1. FC Kaiserslautern II sowie die beiden von Dietmar Hopp unterstützten Mannschaften, Astoria Walldorf und TSG Hoffenheim II, werden sich um die „Uefa Cup- Plätze“ streiten. Vielleicht wird auch Waldhof Mannheim (zwei Spiele weniger) nochmal in die vorderen Regionen vordringen können. Wenn die Wormatia in diesem Umfeld bis zur Winterpause irgendwo zwischen Platz 4 und 8 landet, kann man es bei der diesjährigen Weihnachtsfeier durchaus mal krachen lassen. Zwischen 8 und 12 wäre auch okay, weil es immer noch über den Erwartungen vieler wäre. Wenn sich die Mannschaft dann in der Winterpause neu sammelt und aus den gemachten Fehlern lernt, wird man in der Rückrunde noch sehr viel Freude an der Truppe von Sascha Eller haben.

Die letzten Spiele der Wormatia bis zur Winterpause

Sa, 08.11: 1. FC Saarbrücken (A)
SO, 23.11: 1. FC Kaiserslautern (A)
Sa, 29.11: Eintracht Trier (H)
DI, 02.12: Kickers Offenbach (A)