30. April 2017 | SAP Arena Mannheim:

Rund eine Woche bevor der deutsch-türkische Komiker Kaya Yanar die Bühne des ausverkauften Wormser Theaters betrat, schaffte es sein deutsch-türkischer Komikerkollege, Bülent Ceylan, zweimal die SAP Arena in seiner Heimatstadt Mannheim auszuverkaufen.

Es war spannend zu beobachten, wie unterschiedlich Humor sein kann, obwohl beide auf den ersten Blick viel eint. Beide stehen seit ungefähr 20 Jahren auf der Bühne, beide spielen immer wieder mit den Klischees ihrer türkischen Herkunft. Während Yanar durch die Brille des Ausländers die Seltsamkeiten Deutschlands beobachtet und humorvoll beschreibt, seziert Ceylan genussvoll die Macken seiner türkischen und deutschen Landsleute und ist mit Figuren, wie den Proll-Türken Hasan oder dem nach rechts driftenden Hausmeister Mompfred, zum Superstar unter den Comedians aufgestiegen. In seiner Heimatstadt kam das an diesem Abend natürlich besonders zum Ausdruck. Im Grunde hätte der Komiker mit der deutschen Mutter, die ebenfalls im Publikum saß, den ganzen Abend damit verbringen können, zu erklären: „Monnem, ihr seid so klasse“ oder wahlweise „Ihr Monnemer, ihr seid die geilschde“. Als wäre Justin Timbalake gerade dabei, einen seiner beeindruckenden Moves aufzuführen, verfiel das Publikum bei diesen Sätzen in kollektive Hysterie. Um den Rockstar Status zu untermauern, ließ sich der Mann, dessen Markenzeichen seine megalangen Haare sind, zu krachenden Heavy Metal-Riffs anfangs wie Hannibal Lecter, inklusive Zwangsjacke, auf die Bühne fahren, nur um sich von dieser kurzerhand zu entledigen und den donnernden Applaus entgegen zu nehmen. Was in den nächsten knapp 30 Minuten folgte, sollte Stand-up Comedy sein, konnte jedoch nicht ganz den Mantel der Routine abstreifen. Ceylan versuchte, sich zu Beginn einen politischen Anstrich zu geben, wenn er von Donald Trump wenig originell von einem Komiker und „Trumbeltier“ sprach oder erklärte, dass er vor hatte, dem türkischen Präsidenten Erdogan ein Foto zu schicken, auf dem er sein Kinnbärtchen abrasieren wollte, um dies als Hitlerbärtchen zu nutzen. Natürlich wurde das alles mit einem obligatorischen „des is kronk“ quittiert. Viel Jubel erntete auch des Komikers Kampfansage an alle Terroristen, dass wir uns gefälligst nicht das Lachen verbieten lassen würden. Eine Aufforderung, der das Publikum allzu gerne folgte. Nachdem er schließlich noch ausgiebig verschiedene Nationalitäten im Publikum begrüßte und natürlich zu jedem Völkchen noch ein paar Klischees hinzufügte, stieg der 41-Jährige schließlich in das eigentliche Programm ein. Gekennzeichnet von einem episodenhaften Charakter, spulte er durchaus sympathisch seine aus unterschiedlichen TV-Formaten bekannten Figuren ab. Zu diesen gehört auch eben jener Hasan, dessen Körper während des intensiven Fitnesstrainings natürlich nicht schwitzt, sondern weint. Nicht minder bekannt, seine Probleme während einer Beziehung zu einer Veganerin. Nicht besonders tiefsinnig kalauerte er über veganen Sex und stellte die Frage nach veganen Verhütungsmethoden. Das verleitete eine Besucherin zu der Aussage: „Schlucke!“ Die Folge dieser spontanen Eingebung war, dass er sich erstmal ausgiebig selbst beömmelte und anschließend die Frage nach anwesenden Kindern stellte. Tatsächlich fand sich eine Familie, die ihre sechsjährige Tochter mit in die Arena nahm, um diesem ganz und gar nicht jugendfreien Programm zu lauschen. Denn wenn man einen roten Faden an diesem Abend suchte, dann war das schlicht und ergreifend das Spiel mit Sex-Klischees.

Fazit: Es war Bülent Ceylan anzumerken, dass er gerne mehr wäre als der deutsch-türkische Komiker, von dem man stets erwartet, die immer gleichen Stereotypen auf der Bühne zu inszenieren. Zaghafte politische Ansätze und immer wieder Plädoyers für mehr Toleranz wirkten zwar zutiefst sympathisch, verfingen allerdings nicht in dem leider etwas oberflächlichen Programm.