WO! Sie spielen aktuell in dem Stück „Rot“ den amerikanischen Künstler Mark Rothko, der einen enorm hohen Anspruch an sich selbst hatte und darüber immer wieder in Krisen stürzte. Wie viel Rothko steckt in Ihnen?

DOMINIQUE HORWITZ: Manchmal sehr viel, manchmal erschreckend wenig. Was mich mit ihm verbindet, sind vielleicht die grundsätzlichen Fragen, die man sich als Künstler stellt. Fragen, die die Bedeutung der Kunst in unserem Leben anbelangen: gibt es eine Trennung zwischen Privatem und Beruflichem, was ist der Preis, den man bereit sein muss, für seinen Erfolg zu zahlen, und ähnlich strapaziöse und unlustige Gedanken. Rothko war nicht nur ein Maler, er war ein Genie. Ich kann nur versuchen, mich in seine Welt hineinzuversetzen und hoffen, dass der Zuschauer Lust hat, mit mir auf eine spannende Entdeckungsreise zu gehen.

WO! Was reizt Sie eigentlich an dem Beruf des Schauspielers bzw. was bewegte Sie dazu, Schauspieler zu werden?

DOMINIQUE HORWITZ: Die Abwechslung und das Risiko. Anders als bei der Musik sind Sie auf der Bühne auf sich allein gestellt, Sie haben bei der Gestaltung volle künstlerische Freiheit und müssen ständig Position beziehen. Im Wissen, dass das Eis nicht nur dünn, sondern auch sehr rutschig sein kann, gibt es für mich keinen besseren Beruf, um meine Standfestigkeit auszuprobieren oder unter Beweis zu stellen.

WO! Im Kino sind Sie in den letzten Jahren etwas weniger zu sehen, reizt Sie Theater prinzipiell mehr oder liegt es an der Qualität der Drehbücher?

DOMINIQUE HORWITZ: Zum einen liegt es an den Angeboten, zum anderen gibt es tatsächlich ein Zeitproblem. Die Filmangebote kommen leider oft zu kurzfristig. Da bin ich zumeist schon eine Verpflichtung am Theater oder mit einem Orchester eingegangen. Grundsätzlich aber ist das Live-Erlebnis das, was ich brauche. Nichts ist schöner, als mit dem Publikum das zu teilen, was einem wichtig ist.

WO! Gemeinsam mit Thomas Kretschmann spielten Sie in „Stalingrad“. Während es Kretschmann zu internationalen Produktionen zog, zog es Sie vermehrt auf die Bühne. Hatten Sie kein Interesse an einer internationalen Karriere?

DOMINIQUE HORWITZ: Durchaus. Wenn wir jedoch über Karriere reden, kann ich sagen, ich führe in Deutschland mit Sicherheit ein erfülltes und aufregendes künstlerisches Leben, ohne nach dem Ausland schielen zu müssen. Die Bühne ist eben mein Zuhause. Glauben Sie mir, ich kann hier mein berufliches und privates Glück in vollen Zügen genießen.

WO! In Worms wird in diesem Jahr Regisseur Dieter Wedel ein letztes Mal „Die Nibelungen“ inszenieren. Sie selbst haben mit dem Regisseur, um den sich viele Legenden ranken, „Der große Bellheim“ gedreht. Wie war Ihre Erfahrung mit Wedel?

DOMINIQUE HORWITZ: Er hat mir eine sehr schöne Rolle gegeben, die mir große Freude gemacht hat. Ich glaube, er hatte Spaß an der Zusammenarbeit mit mir – hoffe ich jedenfalls.

WO! Sie haben Großproduktionen gemacht, Regie geführt, Lieder von Jacques Brel gesungen und auf zahllosen Bühnen gestanden. Gibt es noch Herausforderungen für Sie, Dinge/Projekte, die Sie noch machen möchten?

DOMINIQUE HORWITZ: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Projekte, und ganz allgemein das Leben, sich auf den Weg machen und uns aufsuchen. Wir müssen nur wach sein, die Chance erkennen und ergreifen. Wenn das Leben mir so hold bleibt, bin ich zufrieden und dankbar.

WO! Sie engagieren sich als Schirmherr für eine Elterninitiative für Kinder mit dem Rett-Syndrom. Wie kam es zu diesem Engagement?

DOMINIQUE HORWITZ: Auch da kam das Leben auf mich zu. Ich lernte Eltern von  Rett-Syndrom-Mädchen kennen und war so beindruckt von ihrem Mut und ihrer Zuversicht, von ihrer Kraft und ihrer Güte, dass sich die Frage nach einem Engagement meinerseits keine Sekunde lang stellte. Ich war sofort dabei und bin es immer noch. Wir sollten alle die Chance ergreifen, etwas für unsere Nächsten zu tun.

Herr Horwitz wir danken Ihnen für Ihre Worte!