Lesungen des Jahres


Mo Asumang
(Moderatorin & Schauspielerin)

05. April 2016 im Lincoln Theater mit ihrem Buch und Film „Die Arier“

„Don’t go shopping, talkt to a Nazi“ lautete ein Zitat der Moderatorin und Schauspielerin Mo Asumang während der leider nur mäßig besuchten Veranstaltung im Lincoln Theater. Der Satz fasste aber auch sehr gut den Ansatz zusammen, mit dem die charismatische Frau mit Wurzeln in Ghana dem Thema Rassismus begegnete. In ihrem Buch und dem begleitenden Dokumentarfilm sucht sie aktiv die Begegnung mit Rassisten und entlarvt deren stumpfsinniges Denken durch bewusst naive Fragestellungen. Auslöser waren rassistische Äußerungen durch den Neonazi Lars Burmeister. Verwundert darüber, dass sich jemand menschenverachtend über sie äußerte, obwohl sie diesen Mann gar nicht kennt, begann sie, sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das beeindruckte auch OB Michael Kissel, der ebenfalls klar Stellung bezog. „Mich widert es an, dass sich die NPD über Steuergelder finanziert“, erklärte er energisch, fügte aber auch hinzu, dass ein Verbot das Problem nicht lösen wird. Asumang glaubt, dass man zwar nicht jeden bekehren kann, aber dass es dennoch Sinn mache, mit diesen Menschen zu reden, wie sie am Beispiel eines Aussteigers zeigte. Was folgte, war eine spannende Diskussion zwischen Asumang, Kissel und Publikum. So sollen Lesungen sein, nicht einfach konfrontativ, sondern kontrovers. Schade nur, dass dieses Thema wohl vielen Bürgern zu anstrengend erschien. Das endgültige Urteil zum Verbotsverfahren der nationalistischen Partei soll übrigens am 17. Januar 2017 durch den Zweiten Senat des Bundesverfassungsgerichts verkündet werden.


Jürgen Grässlin
(Friedensaktivist)

20. Oktober 2016 im Gemeindezentrum Magnuskirche

Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL nannte ihn „Deutschlands prominentesten Rüstungsgegner“, Friedenaktivist und Realschullehrer Jürgen Grässlin. Mit seinem aktuellen Buch „Netzwerk des Todes“ im Gepäck, schaute er auch in Worms vorbei. Bevor es zur offiziellen Lesung ging, sprach er eine Stunde lang mit WO! (11/16) über die tödlichen Auswirkungen deutscher Rüstungsexporte. Seit 33 Jahren engagiert sich der Breisgauer, der in diesem Jahr den Stuttgarter Friedenspreis erhielt, vor allem gegen den Export von sogenannten Kleinwaffen. „19 von 20 Kriegsopfern weltweit gehen auf das Konto von diesen Waffen“, erklärt er im Gespräch und verweist auf direkte Zusammenhänge zwischen den Flüchtlingsströmen und dem Waffenexport. „Wer Waffen sät, wird Flüchtlinge ernten“, heißt dann auch provokant die folgende Veranstaltung, zu der etwa 70 Interessierte erschienen. Auch das ist eine Zahl, ähnlich wie bei Mo Asumang, die eindeutig zu klein war, in Anbetracht der brenzligen Situation weltweit. Sicherlich verändert man durch eine bloße Anwesenheit bei einer solchen Veranstaltung nicht die Welt, aber es kann der Beginn einer Entwicklung sein. Ignoranz und tatenloses Zusehen ist sicherlich noch weniger eine Lösung. Grässlin erstattete übrigens gegen Waffenhersteller Heckler und Koch Anzeige, sowie gegen Mitarbeiter des Wirtschaftsministeriums wegen illegaler Exporte. Während das Verfahren gegen die Staatsbediensteten eingestellt wurde, findet der Prozess gegen das Unternehmen im Frühjahr 2017 statt. Im Übrigen wurden im ersten Halbjahr 2016 von der Bundesregierung Waffenexporte in Höhe von 4,02 Milliarden Euro genehmigt. Und dreimal dürfen Sie raten, welche Länder die Hauptabnehmer sind? Ein kleiner Tipp: Keines verfügt über eine lupenreine Demokratie!


Ausstellungen des Jahres


„Der große Krieg im Kleinformat“

vom 18. Juni bis 18. September 2016 im Museum der Stadt Worms Andreasstift

„Graphiken- und Medaillenkunst zum Ersten Weltkrieg“ lautete der Zusatz zu einer der spannendsten Ausstellungen, die in letzter Zeit im Andreasstift zu sehen waren. Selten zeigte eine Ausstellung derart eindringlich die Auswirkungen und Folgen eines Krieges und dabei handelte es sich nicht mal um Fotos, sondern um eindringliche Bilder, direkt entsprungen den vernarbten Seelen verschiedener Künstler. Manchmal sagen Bilder doch mehr als 1000 Worte oder wie WO! im August 2016 titelte: „Der Künstler als Kriegsberichterstatter“.


Requisiten des Mannheimer Nationaltheaters

Dauerausstellung im Nibelungenmuseum

Es ist eine Ausstellung auf unbestimmte Zeit, die 2016 für eine kurze Zeit unterbrochen werden musste und seit Anfang August 2016 wieder in Augenschein genommen werden kann, nämlich Requisiten und Kostüme vom Nationaltheater Mannheim, die zu einer Aufführung von Wagners „Der Ring des Nibelungen“ gehören. Entworfen wurden sie von dem renommierten Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner Achim Freyer. Für einen kurzen Zeitraum, im Sommer des letzten Jahres, wurden diese auch ihrer eigentlichen Bestimmung zugeführt. Natürlich könnte man sich nun verwundert fragen, warum Mannheimer Kostüme in Worms gezeigt werden müssen, während der eigene Festspielfundus in einer Halle seinen Dornröschenschlaf hält. Diese Frage wollen wir aber nicht stellen, sondern uns einfach an der Kreativität von Freyers Schaffen erfreuen.