Es ist 22 Jahre her, dass Worms schon einmal im Mittelpunkt von Rheinland-Pfalz stand. Damals war die Welt noch eine andere. Eine Mauer trennte Deutschland, es gab den Osten und den Westen, die Straßen waren weniger bunt bevölkert wie heute, und mit Wilhelm Neuss regierte ein CDU-Mann in Worms. In diesem Jahr ist unsere Stadt vom 1. bis zum 3. Juni erneut Ausrichter des öffentlichkeitswirksamen Rheinland-Pfalz-Tages. Diesmal unter der Ägide von Oberbürgermeister Michael Kissel.

Fahrverbote und Sondergenehmigungen
„Die Welt hat sich verändert!“ Das machte Oberbürgermeister Kissel gleich zu Beginn der ersten Anwohnerveranstaltung am 23. März 2018 zu dem Event klar. Die Love Parade 2010 veränderte den Blick auf Großveranstaltungen. Noch mehr taten dies die Terroranschläge der vergangenen Jahre. Sicherheit spielt eine große Rolle, wenn auch im Grunde allen klar ist, dass es keine absolute Sicherheit gibt. Positiv formuliert heißt das bei dieser Veranstaltung: „Wir wollen alles dafür tun, dass die Leute den Tag sorgenfrei erleben“. Konkret bedeutet das für Anwohner und Geschäftsleute, dass sie mit erheblichen Einschränkungen rund um den Rheinland-Pfalz-Tag zu rechnen haben, denn die Innenstadt wird, vom Bahnhof bis zum Rhein, für drei Tage zu einer Hochsicherheitszone, wie Kissel und Angelika Zezyk, die für Sicherheit und Ordnung zuständig ist, den Anwesenden erklärten. Wie bereits öfters kommuniziert, rechnen Land und Stadt an diesem Wochenende mit rund 300.000 Gästen, was eine logistische Herausforderung in diesen unruhigen Zeiten darstellt. Da Fahrzeuge jeglicher Art, dazu gehören auch Fahrräder (!), heutzutage als potentielle Waffe betrachtet werden, herrscht in diesem Innenstadtbereich ab einer Stunde vor Festbeginn bis eine Stunde nach Festende absolutes Fahrverbot (die genauen Zeiten sind den Broschüren oder der Internetseite www.worms2018.de zu entnehmen). In diesem sogenannten „Sondernutzungsgelände“ benötigt man zum Bewegen seines Fahrzeugs außerhalb dieser Zeiten dennoch eine Ausnahmegenehmigung, weshalb die Verantwortlichen bereits jetzt schon den Anwohnern nahe legen, sich an diesem Wochenende anderweitig zu orientieren. Wer eine Sondergenehmigung hat, muss diese gut sichtbar anbringen. Eine Zufahrt ist nur an festgelegten Punkten möglich, die beim Genehmigungsverfahren individuell besprochen werden. Ein Umstand, der auch für Altenpflegedienste gilt, wie auf Anfrage betroffener Pfleger zu hören war.

Park und Ride und eine teilgesperrte Rheinbrücke
Für Gastronomen bedeutet das ebenso eine logistische Herausforderung. Wer in der Innenstadt wohnt oder arbeitet, kann an diesen Tagen in einer Tiefgarage, Parkhaus oder seinem Privatgrundstück parken. Empfohlen wird allerdings für jene, die bereits über einen Anwohnerparkausweis verfügen, sein Auto auf einem der Park+Ride-Parkplätze abzustellen. Diese befinden sich auf dem ehemaligen Salamander-Gelände und im Industriegebiet Langgewann. Die beiden Flächen bieten Platz für rund 7.000 Fahrzeuge. Von dort pendeln Shuttle-Busse, die von den betroffenen PKW-Besitzern kostenlos genutzt werden können. Die Busse starten an den drei Tagen ab 6:30 Uhr und sollen im 10-Minuten-Takt pendeln. Mit erheblichen Einschränkungen müssen alle rechnen, die die Rheinbrücke nutzen müssen, denn an diesen Tagen wird die alte Rheinbrücke komplett gesperrt, weshalb die Stadt empfahl, sich andere Wege zu suchen. Ziel ist es, den Verkehr vom B9-Abschnitt, der am Festplatz vorbeiführt, fernzuhalten. Was das für den industriellen Lastverkehr bedeutet, ist abschließend noch nicht geklärt, außer dass die Organisatoren auch hier empfehlen, die Innenstadt großräumig zu umfahren. Letztlich setzt man auf den Umstand, dass der 1. Juni ein Brückentag ist und somit der Verkehr insgesamt etwas reduzierter ausfallen könnte. Ab Mitte April können in der Stadtverwaltung die Ausnahmegenehmigungen beantragt werden.

Einschränkungen für Gastronomen in der Innenstadt
Unklar ist im Moment noch, wie die Einschränkungen im Vorfeld des Wochenendes aussehen werden. Bereits im vergangenen November wurden Gastronomen und Einzelhändler darüber informiert, dass es an diesen Tagen zu Einschränkungen bezüglich der Außennutzung für Bestuhlung oder sonstige Gegenstände kommen kann/wird. Da man sich aktuell immer noch im Planungsstadium befindet, müssen die betroffenen Geschäftsleute im Moment noch warten. Die Befürchtungen sind allerdings groß. Hofften besonders die Gastronomen darauf, ein ordentliches Stück vom Rheinland-Pfalz-Tag-Kuchen abzukommen, tritt langsam eine skeptische Ernüchterung ein. In Anbetracht der vielen Bühnen, Sicherheitsmaßnahmen und Auf- und Abbauarbeiten gehen viele davon aus, dass sie ihre Außenflächen nicht nutzen dürfen und das bedeutet konkret Umsatzeinbußen. Klar scheint zu sein, dass das Eiscafé Adami auf seine Außenfläche verzichten muss, da sich auf dem Obermarkt das dm-Kinderland befindet. Wie in der Wormser Zeitung zu lesen war, muss der Betreiber wahrscheinlich für drei Wochen auf diese Einnahmen verzichten. Andere Gastronomen befürchten, dass ihnen – zusätzlich zu der fehlenden Bestuhlung – weitere Gastronomie vor die Nase gesetzt wird. Für sie bleibt nur die Hoffnung, dass die Stadt es gut mit ihnen meint, denn auch sie würden sich den prognostizierten 300.000 Gästen gerne von ihrer besten Seite präsentieren.

13 Bühnen und ganz viel feiern
Doch was erwartet eigentlich die Gäste auf „der größten Fußgängerzone des Landes“, wie die Festmeile von Christoph Häusel, Staatskanzlei Mainz, getauft wurde. Insgesamt wird es 13 Bühnen geben. Zwar gibt es zu den einzelnen Programmen noch keine Informationen (eine Pressekonferenz soll hierzu Mitte April aufklären), aber man kann davon ausgehen, dass es auf den Bühnen von RPR1/bigFM (Festplatz), SWR (Markplatz), Rheinhessen-News (Römischer Kaiser), Treffpunkt Rheinland-Pfalz (Weckerlingplatz) und der Wormser Bühne (Schlossplatz) eher musikalisch zugehen wird. Auf dem Torturmplatz, also auf jenem Platz, an dem das erste Spectaculum stattfand, entsteht das mittelalterliche Worms, während sich die Nibelungen-Festspiele passend im Heylshofpark präsentieren werden. Das Wormser Brauchtum zeigt sich in der Fischerwääd und in der Kämmererstraße das Forum Frieden und Migration. Am Platz der Partnerschaft wird ein Wormser Weindorf entstehen. Dort befindet sich auch die Bühne der Wormser Musikschulen. Gastronomen, die mit keinerlei Einschränkungen zu rechnen haben, wie z.B. der Weinladen Borgnolo am Weckerlingplatz, werden das offizielle Programm an diesem Wochenende mit eigenen Aktionen ergänzen. Neben diesen genannten Punkten wird es etliche Ausstellungen, Infomeilen und Präsentationen geben. Für Abwechslung ist gesorgt. Am abschließenden Sonntag wird es zusätzlich zu dem bunten Programm noch einen Festumzug geben. Hierbei wird es zu weiteren Beeinträchtigungen kommen. Die Zugstrecke führt vom Kreisel Bebelstraße/ Von-Steuben-Straße durch die Stadt entlang des Markplatzes hin zum Kreisel Alzeyer Straße/Kirschgartenweg, wo der Festzug endet. Bleibt abschließend zu hoffen, dass das Wetter die Organisatoren unterstützt und sich von seiner besten Seite zeigt, so wie die Stadt den Plan verfolgt, Worms von seiner Schokoladenseite zu präsentieren. Denn schließlich ist Sinn und Zweck der aufwendigen Übung, sich für zukünftige Tourismusströme attraktiv zu machen.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.worms2018.de