Es wird heiß im Herbst dieses Jahres in Worms, denn dann treten am 4. November 2018 bisher drei Kandidaten an, um dem amtierenden Oberbürgermeister Michael Kissel das Amt streitig zu machen. Während die Linken den in Worms weitestgehend unbekannten Georg Gräff ins Rennen schicken und Bündnis 90/Die Grünen das erfahrene Stadtratsmitglied Richard Grünewald nominierten, tritt für die CDU Adolf Kessel an, der sich im Mainzer Landtag reichlich politische Reputation aneignen konnte. Unter dem Motto „Adolf Kessel hört zu“ reist er derzeit durch die Wormser Stadtteile. Bei seinem Zwischenstopp in der Pfeddersheimer Gutsschänke Wehrhof hörten auch wir dem OB Kandidaten und den Sorgen der anwesenden Pfeddersheimer zu.

Es ist brütend heiß an diesem Abend, weswegen es sich die Runde um Adolf Kessel im angrenzenden Weingarten bequem gemacht hat. Viele sind nicht gekommen, was man in Anbetracht der tropischen Temperaturen und einem Schwimmbad in unmittelbarer Nachbarschaft durchaus verstehen kann. Für Adolf Kessel ist das kein Problem, steht ihm doch die heiße Wahlkampfphase erst noch bevor. Unter den Anwesenden sind einige Mitglieder des Pfeddersheimer Ortsvereins der CDU. Auch sie wollen dem 61-jährigen Politiker auf den Zahn fühlen und herausfinden, ob er der Richtige ist, ebenfalls die Geschicke des stolzen Stadtteils, der bis Anfang der 70er selbst Stadtrecht genoss, zu lenken. Ihm selbst geht es erst mal darum, herauszufinden, wo manchen Wormsern der Schuh drückt. Im Gespräch mit WO! erläutert er, dass es deswegen kein vorgefertigtes Wahlprogramm gibt, vielmehr möchte er den direkten Dialog. „Wir brauchen niemanden, der meint, im Alleingang alles lösen zu können“, sagt er und spielt damit auf den langjährigen Oberbürgermeister an. Zu Beginn der Veranstaltung erklärt der Ortsverbandsvorsitzende Georg Senn, dass der Abend in zwei Blöcke unterteilt ist. Die großen Themen sind Bebauungspläne/Denkmalschutz und Sicherheit. Zuvor stellt sich jedoch der Kandidat den Gästen vor. Wer ist eigentlich dieser Adolf Kessel, der zu Beginn der Veranstaltung Annegret Kramp Karrenbauer mit den Worten: „Ich kann, ich will, ich werde“, zitiert? Im ruhigen Ton spricht er vor den Zuhörern über seinen Werdegang. Dass er mit 16 zur Polizei ging, mit Familie im Hintergrund verhältnismäßig spät studierte und von der Schutzpolizei im Laufe seiner Dienstjahre in das Landeskriminalamt wechselte. Seit 1999 sitzt er im Stadtrat und seit 2009 hat er einen Sitz im Landtag mit den Arbeitsschwerpunkten Sozial- und Integrationspolitik. Freimütig räumt er ein, dass seine Lebensplanung eine Bewerbung für den Oberbürgermeister nicht vorsah, dennoch stehe er zu 100 Prozent hinter der Entscheidung, das höchste Amt in Worms für sich gewinnen zu wollen.

Im Anschluss an seine einleitenden Worte tut der OB-Kandidat etwas, was er auch angekündigt hat, nämlich zuhören. Dabei macht er sich immer wieder Notizen, klinkt sich in das Gespräch ein, wenn es notwendig erscheint und stellt Fragen zum Verständnis. Viele der Gäste kritisieren an diesem Abend immer wieder die Stadtverwaltung. Zunächst im Zusammenhang mit Bebauungsplänen, Gestaltungssatzungen und Denkmalschutz. Exemplarisch werden hier vermeintliche Bausünden in der Ringstraße in Pfeddersheim aufgeführt. Bei vielen Anwohnern stößt es auf Unverständnis, dass man immer wieder Bauten zugelassen hat, die das historische Stadtbild negativ aufbrechen und appellieren an Adolf Kessel, dass ein starker Oberbürgermeister schließlich auch Chef der Stadtverwaltung sei. Adolf Kessel ergänzt hierzu eigene Erfahrungen als Stadtrat, als es um die Elo-Sporthalle ging. Der Stadtratsbeschluss sah vor, dass diese abgerissen wird. Passiert ist in dieser Hinsicht bis heute nichts. „Wenn die Spitze der Verwaltung sagt, wir wollen das nicht, dann wird erst mal aufgeschoben“, sagt er. Für ihn nicht nachvollziehbar, hat doch ein OB in Rheinland-Pfalz deutlich mehr Macht als z.B. in Hessen. Der zweite Block des Abends widmet sich dem Thema Sicherheit und Ordnung. Auch hier macht Kessel fleißig von seinem Stift Gebrauch, als sich die Gäste vornehmlich über rücksichtsloses Verhalten diverser Verkehrsteilnehmer beschweren. Besonders das Zuparken von Straßen und Grundstücken erregt hierbei die Gemüter. Einen unorthodoxen Weg, abseits der Bürokratie, schlägt im Verlauf der Diskussion ein Mann vor und fordert die Presse auf, einen Appell an die Bürger mit Grundstücken zu richten, dass diese am Wochenende nicht benötigte Grundstücke als Parkflächen anbieten. Auch der ehemalige Polizist Kessel erzählt, dass er als Ortsvorsteher von Rheindürkheim schon mal den spontanen Weg geht, ohne den Konflikt zu scheuen und Wildparker persönlich anspricht. Am Ende des Abends zeigen sich Gäste und Kandidat zufrieden und zuversichtlich, dass es was werden könnte, mit dem Wechsel an der Stadtspitze. Zunächst wird Adolf Kessel aber erst mal weiter zuhören und das am 29. August gemeinsam mit Jan Metzler bei Fenster Klotz in Weinsheim.