Es ist selten so viel geheuchelt worden von Politikerseite wie im Zusammenhang mit der erneuten Schiffskatastrophe im Mittelmeer, bei der 700 Flüchtlinge aus Afrika ertrunken sind. Erst die Leute ausbeuten und dann bedauern, dass sie bei der Flucht aus diesem Elend ums Leben gekommen sind, ist widerlich und abstoßend.

Durch die neuerliche Katastrophe ist die Bilanz der Toten im Mittelmeer seit Anfang des Jahres auf mehr als 1.500 angewachsen. Bundesinnenminister de Maizière (CDU) bezeichnete die Bekämpfung der Schlepperbanden als zentralen Punkt.

„Wir dürfen und werden es nicht dulden, dass diese Verbrecher aus bloßer
Profitgier massenhaft Menschenleben opfern“.

Frau Merkel schlug in die gleiche Kerbe und forderte, dass die Flüchtlingstransporte auf die italienische Insel Lampedusa dringend gestoppt werden müssen. Damit hat sie aber nicht die Ursache des Übels bekämpft. Der Frage, warum diese Leute aus ihrem Heimatland flüchten müssen, will man nämlich gar nicht auf den Grund gehen. Etwa weil die Dritte Welt vom kapitalistischen Westen ausgebeutet wurde und immer noch wird und die Menschen gar keine andere Chance haben als zu flüchten, besteht doch die einzige Alternative aus dem sicheren Hungertod. Da spielt es auch keine Rolle, ob man nun politisch verfolgt wird oder aus wirtschaftlichen Gründen sein Land verlässt. Wer kein Geld hat, wird auf kurz oder lang verhungern, auch wenn er nicht politisch verfolgt wird. Als ob die sogenannten Wirtschaftsflüchtlinge nicht deswegen vor der Not in ihrem Heimatland fliehen, weil auch wir sie mit unserem Wirtschaftssystem und unserem Wohlstand in die Armut getrieben haben. Man kann sich das in Deutschland vielleicht nicht vorstellen, aber in Afrika gibt es nun mal keine Tafel, bei der sich auch Obdachlose oder Hartz IV Empfänger eine Mahlzeit holen können. Wer verlässt denn schon freiwillig seine Heimat und seine Familie, um sich auf eine unsichere Schifffahrt über Tausende von Seemeilen zu begeben? Die Lösung kann deshalb nur lauten, diesen Flüchtlingen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, anstatt sie systematisch in den Abgrund zu treiben. Wer Essen und Trinken sowie ein Dach überm Kopf hat und selbst bestimmen kann, wie er sein Leben bestreiten will, der kommt nicht auf die Idee, seine Heimat zu verlassen. Folglich müssen wir die Verhältnisse in den Ländern ändern, aus denen so viele flüchten wollen. Aber wie will man Kriegstreibern wie Barack Obama klar machen, dass sie in Uganda, im Kongo oder anderswo für Demokratie sorgen sollen, wenn es doch im Irak oder in Afghanistan jede Menge lukrative Ölfelder zu erobern gibt? Dann doch lieber dort einen unnötigen Krieg anzetteln, wo auch richtig viel zu holen ist. Dagegen hat Afrika wenig zu bieten. Zynisch möchte man anmerken, dass wir doch auch an unsere Waffenindustrie denken müssen. Wenn man sich im Nahen Osten gegenseitig bekriegt, können die Ölmultis wenigstens die aus Deutschland gelieferten Waffen bezahlen. Die Afrikaner könnten das ganz bestimmt nicht. Auch das ist ein Grund, warum dieser „Markt“ vollkommen uninteressant ist für den kapitalistischen Westen. Warum gehen die Leute in Deutschland nicht gegen solche himmelschreienden Ungerechtigkeiten auf die Straße? Stattdessen werfen sich viele den Möchtegern-Adolfs an den Hals, die im Kostüm von AFD oder Pegida am braunen Rand fischen. Vor allem im Osten übrigens, wo der Ausländeranteil nur bei schwindend geringen zwei Prozent liegt, kämpft man unverdrossen gegen die Islamisierung des Abendlandes.

Aufklärung ist das Gebot der Stunde!

Den wahren Ursachen müssten sie auf den Grund gehen. Schon seit langem frage ich mich, weshalb es nicht jedem klar denkenden Menschen offensichtlich ist, dass jemand, der sich bereichert, weil er aus Geld mehr Geld macht, schlicht zu den Strauchdieben unserer Gesellschaften zählt. Weshalb es auch eine Riesensauerei ist, die Armen, die Flüchtlinge, die Arbeitslosen und wen auch sonst noch mit derartigen Vorwürfen zu überziehen – gipfelnd in Entmenschlichungsvokabeln wie „Schmarotzer“ oder „Parasiten“. Nennen wir sie daher ruhig beim Namen, diese wirklichen Wegelagerer: Es sind die Finanzspekulanten, die das Geld als Waffe benutzen, um anderen, den arbeitenden Menschen, das eigentlich wohlverdiente Geld zu klauen…*1

Zynische Zahlenspiele

Wenn man sich die Zahlen zu Gemüte führt, welche die Politik aufgewendet hat, um Europas Banken zu retten und damit den Wohlstand der Finanzspekulanten weltweit zu sichern, mutet es geradezu menschenverachtend an, wenn man hört, dass „Mare Nostrum“, die Marineoperation zur Seenotrettung von Flüchtlingen jeden EU-Bürger lediglich 22 Cent PRO JAHR gekostet hat. Die wahren Gegner von Freiheit und Demokratie sitzen in den Regierungen und verkaufen uns diese jeden Tag aufs Neue als wichtige Werte, wenden selbst aber das alte Prinzip „Herrsche und teile“ *2 an. Apropos: Laut einer neuesten Erhebung besitzen 80 Personen weltweit so viel Vermögen wie der komplette Rest der Welt. Exakt 80 Leute sind genauso „reich“ wie knapp 7 Milliarden Menschen. Bevor also wieder irgendwelche Pegida-Idioten den noch ärmeren Flüchtlingen und Asylanten die Birne einschlagen wollen, sollten sie lieber die Adressen dieser 80 Leute ausfindig machen und vor deren Haus demonstrieren, denn dort gäbe es wesentlich mehr zu holen. Derweil reiben sich jede Menge Oligarchen auf ihren Luxusyachten die Hände und sehen entspannt dabei zu, wie sich das gemeine Volk gegenseitig zerfleischt, weil anscheinend keiner auf die Idee kommt, die Reichsten der Reichen in die Verantwortung zu nehmen für das weltweite Dilemma. Es ist ja schön, dass die Leute wieder auf die Straßen gehen und ihren Unmut äußern – aber doch bitte gegenüber denjenigen, die die Gesellschaft ausbeuten.

*1 Auszug aus: “Willy 2015“ von Konstantin Wecker (wird wahrscheinlich im Juni als Lied veröffentlicht)
*2 „Divide et impera“ (lateinisch für teile und herrsche) ist eine Redewendung (im lateinischen Imperativ), welche bedeutet, man solle ein Volk oder eine Gruppierung in Untergruppen aufspalten, damit sie leichter zu beherrschen bzw. zu besiegen sei. Sie ist wahrscheinlich nicht antik, wenngleich die damit bezeichnete Strategie sehr alt ist und z. B. in der römischen Außenpolitik ohne Zweifel wiederzuerkennen ist (Quelle: Wikipedia)

Die zehn reichsten Menschen der Welt und ihr unfassbares Vermögen

1. Bill Gates, der Gründer von Microsoft, ist erneut der reichste Mensch der Welt. Laut der Milliardärsliste des US-Magazins „Forbes“ ist sein Vermögen im letzten Jahr um 3,2 auf 79,2 Milliarden Dollar (70,5 Mrd Euro) gestiegen.

2. Zweitreichster Mann der Welt ist der mexikanische Unternehmer Carlos Slim Helú aus der Telekommunikationsbranche. Er hat ein Vermögen von 77,1 Milliarden Dollar.

3. US-Finanzinvestor Warren Buffett ist auf Platz drei der reichsten Menschen. Buffetts Vermögen erhöhte sich dank des gestiegenen Aktienkurses seiner Investmentfirma Berkshire Hathaway um 14,5 auf 72,7 Milliarden Dollar.

4. Auf Platz vier ist der Modeunternehmer Amancio Ortega. Der Spanier hat sein Vermögen mit Textilketten wie Zara, Massimo Dutti, Pull & Bear und Bershka gemacht. Es beträgt 66,7 Milliarden Dollar.

5. Gründer des Softwarekonzerns Oracle CEO Larry Ellison ist auf Platz fünf. Sein Vermögen liegt bei 54,1 Milliarden Dollar.

6. + 7. Der sechste und siebte Platz gehen an David Koch und seinen Bruder Charles Koch. Den Brüdern gehört der Mischkonzern Koch Industries. Das Vermögen liegt bei 43,3 Milliarden Dollar.

8. Christy Walton die Witwe von John Walton (Gründer von Wal-Mart) belegt Platz acht mit 41,3 Milliarden Dollar.

9. Platz neun belegt Jim Walton, der jüngste Sohn des Walmart-Gründers Sam Walton. Sein Vermögen beträgt 40,1 Milliarden Dollar.

10. Liliane Bettencourt, die L‘Oréal- Erbin, belegt Platz zehn unter den reichsten Menschen. Sie hat 40,7 Milliarden Dollar.

Quelle: www.derwesten.de