18. Oktober 2013
Brauhaus 12 Apostel in Worms:

Schnell konnte man glauben, man befände sich in einem Festzelt, angesichts der blauweiß karierten Girlanden, die einem überall in dem Saal begegneten. Natürlich durften auch traditionelle bayerische Köstlichkeiten ebenso wenig fehlen wie das legendäre Maß Bier. Tatsächlich befand sich die Theresienwiese für eine Woche in Rheinhessen, genauer gesagt im Brauhaus 12 Apostel, wo man in diesem Jahr zum ersten Mal zu einer Oktoberfestwoche einlud. Als hätte Worms seit langem nur darauf gewartet, entpuppte sich die Veranstaltungswoche für alle zu einem großen Erfolg mit ausverkauften Konzerten an den Wochenenden und gut besuchten Aktionstagen unter der Woche. Der Höhepunkt dürfte aber sicherlich die stimmungsvolle Feier am letzten Wochenende gewesen sein, zu der Organisator Markus Seitz die in Bayern legendäre Blaskapelle Blechblos’n an den Rhein holte. Wer allerdings deftige Blasmusik ganz im Sinne von Ernst Mosch erwartete, kam nur zum Teil auf seine Kosten. Die Band, die auch gerne mal auf dem Heavy Metal Festival in Wacken das Publikum in Wallung versetzt, schaffte es in kürzester Zeit, mit ihrer mitunter kruden Mischung aus Blasmusik, Rock, Schlager und Comedy das sonst eher gemütlich in Erscheinung tretende Brauhaus in ein kochendes Partyzelt zu verwandeln. Mit originellen Coverversionen, wie z.B. einer großartigen Fassung des 2011er Überhits „Somebody that I used to know“ oder einem rotzigen „I was made for loving you“ (vorgetragen in Original-KISS-Masken), begeisterten sie restlos. Nebenbei überzeugten sie mit musikalischen Eigenkreationen wie dem Multiphone, einem Instrument, das offenbar aus zwei Tubas und zwei Trompeten bestand und dementsprechend auch von vier Musikern gleichzeitig bedient wurde. Ebenso großartig, wenn auch stilistisch in einer ganz anderen Richtung, die Blechblos’n Version des Heimatklassikers „Fürstenfeld“. Schnell machte sich Gänsehaut breit, als der ganze Saal zum Backgroundchor mutierte und mit beseelter Stimme den Refrain mitsang, ehe „Tage wie diese“ als Abschluss noch einmal den kompletten Saal auf die Tische zwang. Pünktlich kurz nach Mitternacht war Schluss mit Livemusik, weil die Blechblos’n wenige Stunden später schon wieder in Wacken bei einem Metal-Frühstück aufspielen mussten. Dass auch zur anschließenden „Musik aus der Dose“ von Brauhaus-Inhaber Ilja Hadzipetrou noch bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wurde, war in Anbetracht der mordsmäßigen Stimmung zuvor bereits absehbar.

FAZIT: Sehr stimmungsvoller Abend mit einer äußerst professionellen Band. Nach diesem Erfolg dürfte klar sein, dass das Oktoberfest im Zwölf Apostel förmlich nach einer Fortsetzung im nächsten Jahr schreit.