Dauergäste
„Dieter Thomas Kuhn & Band“
22. April 2016 – Mozartsaal in Worms
Bereits zum zweiten Mal in der erst fünfjährigen Geschichte des Wormser Kultur- und Tagungszentrums haben „Dieter Thomas Kuhn & Band“ am 22. April 2016 für einen ausverkauften Mozartsaal gesorgt.

Eines war jedoch beide Male gleich, wenn der Schlagerbarde die Bühne betrat: Mit den ersten Takten seines traditionellen Openers „Sag mir Quando, sag mir wann“ glich der mit 1.250 Besuchern proppenvolle Mozartsaal einem einzigen Tollhaus. Das Erstaunliche an Kuhn ist, dass er mit seiner Masche, Schlager einer musikalischen Frischzellenkur zu unterziehen und mit jeder Menge Pathos zu versehen, so dass sie oft gar nicht mehr als Schlager erkennbar sind, nun schon seit 1994 erfolgreich ist (mit einer Unterbrechung von fünf Jahren zwischen 1999 und 2004). Denn auch wenn dies vielen weitestgehend verborgen bleibt, sorgt Kuhn immer noch jedes Jahr für eine ausverkaufte Waldbühne in Berlin, füllt drei Mal die Stuttgarter Freilichtbühne oder zwei Mal den Hamburger Stadtpark. Von daher ist ein Konzert von der Kapazität her wie in Worms tatsächlich so etwas wie ein Clubkonzert für den Schwaben. Die Tatsache, dass er binnen 18 Monaten bereits zum zweiten Mal im Wormser auftreten durfte, kommentierte er gewohnt süffisant: Als wir über die Rheinbrücke fuhren und das Ortsschild „Worms“ sahen, da wussten wir: „Endlich sind wir wieder zuhause!“ Was für ein Schelm! Der darf gerne noch öfters kommen. Wir tippen mal, dass „Dieter Thomas Kuhn & Band“ spätestens 2018 wieder im Programm fürs Wormser auftauchen werden. So eine zünftige Schlagerparty geht hier schließlich immer.

Text: Frank Fischer


Ein Weltstar in Worms
„Ute Lemper“
23. Juli 2016 – Wormser Theater
Thematisch gesehen hatte ihr Programm rein gar nichts mit den Nibelungen zu tun, dennoch wurde schon frühzeitig das Konzert des Weltstars Ute Lemper im Kulturprogramm der Nibelungen-Festspiele angekündigt.

WO! fragte bei der Pressekonferenz zum begleitenden Festspielprogramm nach und bekam auch gleich die simple Erklärung von Petra Simon (Künstlerischen Betriebsbüro) und Thomas Schadt (mittlerweile ausgeschiedener künstlerischer Leiter). Beide erklärten, dass sie große Fans der Sängerin seien und sich einfach die Möglichkeit ergab, sie zu diesem Zeitpunkt zu verpflichten. In Anbetracht eines solch schillernden Rahmenprogramms titelte der Mannheimer Morgen „Goldene Zeiten in Worms“ und schrieb weiter: „Sie sind aufregend, bunt und spektakulär(…) die Nibelungen-Festspiele setzen auch abseits der Theaterbühne vor dem Kaiserdom Akzente.“ Vorgestellt hatte sie ihr aktuelles Album „The 9 Secrets“. Inspiriert von Texten des brasilianischen Schriftstellers Paulo Coelho, gab sie diesen einen musikalischen Rahmen. Irgendwo zwischen Chanson und Bar Jazz, angereichert mit einer ordentlichen Portion lateinamerikanischen und arabischen Klängen, ist das Album eine faszinierende Angelegenheit. Das Vertraute trifft auf das Fremde, könnte man den musikalischen Crossover bezeichnen, insofern kann man das als Brückenschlag zu den Nibelungen sehen. Das Wormser Publikum zeigte sich interessiert und sorgte für ein fast ausverkauftes Theaterhaus. Am Ende gab es minutenlang stehende Ovationen. „Sie kam, sang und begeisterte“, schrieben wir in der September-Ausgabe und dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

Text: Dennis Dirigo


Laaaaaaauuuuuteeeeerrrrr!!!
„The Boss Hoss“ – Sonderkonzert im Rahmen von „Worms: Jazz & Joy“
19. August 2016 – Marktplatz in Worms
Die Cowboys von „The Boss Hoss“ sorgten beim Sonderkonzert von „Jazz & Joy 2016“ für prächtige Stimmung auf einem überfüllten Marktplatz. Allerdings hätte es ruhig ein bisschen „lauter!“ sein können.

„Wenn ihr schon echte Cowboys in die Stadt einladet, dann müsst ihr ihnen auch richtige Boxen kaufen, anstatt sie auf ihrem Ritt durch Worms, mit 100-minütigem Zwischenstopp auf dem Marktplatz, lediglich mit einem Kofferradio auszustatten.“
So oder so ähnlich dachten viele Besucher des Konzertes von The Boss Hoss, das „ruhig etwas lauter“ (welch Widerspruch!) hätte sein können, auf dem mit 4.800 Leuten kuschelig eng gefüllten Marktplatz. Dabei waren gar nicht die Boxen das Problem, sondern der bandeigene Mischer, der partout nicht den Regler mit der Aufschrift „Volume“ finden wollte. Der aus TV-Formaten wie „The Voice of Germany“ oder „Sing meinen Song“ bekannten Band um die beiden Frontmänner Sascha „Hoss Power“ Vollmer und Alec „Boss Burns“ Völkel kann man hierbei den geringsten Vorwurf machen. Die spielten ihre Cowboylieder solide runter, Völkel wagte sich sogar mal raus zum Crowdsurfen über die Köpfe der Besucher, bei dem Dolly-Parton-Klassiker „Jolene“ sang – trotz miesem Sound – der halbe Marktplatz mit, und bei der letzten Zugabe „Word up!“ (Original von Cameo) durften die hübschesten Wormser Chickas hoch auf die Bühne. Entertainment-Herz – was will man mehr? Auch wenn The Boss Hoss für manche nicht mehr sind als die „Truck Stop des neuen Jahrtausends“, können sie trotzdem für sich beanspruchen, für den besten Besuch bei einem Sonderkonzert in der 26-jährigen Geschichte von „Jazz & Joy“ gesorgt zu haben.

Text: Frank Fischer


Generationenübergreifend
„The Baseballs“
03. November 2016 – Mozartsaal in Worms
Das Rezept war nicht unbedingt neu und schon gar nicht originell. Das tat dem Partyspaß jedoch keinen Abbruch und sorgte ganz nebenbei für einen vollen Mozartsaal – das Konzert der Berliner Band „The Baseballs“.

Anfang November war das Konzert zugleich die Eröffnung zum Geburtstagsprogramm „Das Wormser feiert“, bei dem sich die Kultur- und Veranstaltungsgesellschaft (KVG) mal eine ganze Woche mit Theater, Konzerten und mehr gönnte. Äh, natürlich nicht sich selbst, sondern den Wormsern. Das Rezept der Berliner Band ist ziemlich simpel. Man nehme ein paar Hits aus der jüngeren Vergangenheit, dreht diese durch den Hillybilly, Rock’n’Roll Fleischwolf, lässt sie von drei smarten Jungs singen und garniere das Ganze mit perfekt ausgebildeten Musikern, die wahrscheinlich noch im Schlaf ihre Instrumente ordentlich bearbeiten. Ob man das gut findet, liegt natürlich – wie so oft – im Auge des Betrachters bzw. im Ohr des Hörers. Natürlich wäre es schöner, wenn Bands mit ihren eigenen Songs genauso den Wormser Mozartsaal füllen könnten. Genauso wäre es natürlich schöner, wenn an den Kinokassen Anspruch über Konsens siegen würde, aber das wird sich wahrscheinlich auch 2017 nicht ändern. Der einzige Musiker, der auf eigenes Repertoire zurückgreifen konnte und dennoch für einen proppenvollen Mozartsaal sorgte, war der Kölner Wolfgang Niedecken (siehe unten). Letztlich kann man den Leuten nicht verübeln, dass gute Laune Nummern wie Dieter Thomas Kuhn immer gehen. Irgendwo muss man ja schließlich ungehemmt den Frust des Alltags und die Last der vielen schlechten Nachrichten, die es 2016 gab, abladen. Und wenn das so generationsübergreifend wie bei den Baseballs passiert, ist das ja auch irgendwie sympathisch.

Text: Dennis Dirigo


Überzeugungstäter
„Wolfgang Niedecken’s BAP“
12. Dezember 2016 – Mozartsaal in Worms
Zwölf Jahre nach seinem letzten Konzert in Worms kehrte Wolfgang Niedecken im Zuge der Jubiläumstournee „40 Jahre BAP“ zurück und erinnerte bei der Begrüßung im Mozartsaal an genau diesen Abend im Angesicht von Vater Rhein.

Fragt man den Wormser Konzertveranstalter Wolfgang Schall, der im Jahr 2016 übrigens 60 Jahre alt wurde, welches zu den schönsten von ihm veranstalteten Konzerten zählt, wird in seiner Aufzählung mit Sicherheit das von BAP am 30. Juli 2004 nicht fehlen. Seinerzeit hatte Krone Concerts im Zuge des 40-jährigen Jubiläums der „Lebenshilfe Worms“ den kölschen Jungen schlechthin, Wolfgang Niedecken, in Rheindürkheim unter freiem Himmel mit Blick auf seinen Lieblingsfluss musizieren lassen. Das traumhafte rheinhessische Sommerwetter tat sein Übriges und die 3.000 Besucher erlebten einen ganz besonderen Abend mit mehr als zehn Zugaben, inklusive „Heroes“ von David Bowie (der damals noch gelebt hat), bei dem Dutzende Zaungäste ausgelassen auf den Rheinmauern tanzten. Diesmal ging es jedoch in die Halle, genauer gesagt den ausverkauften Mozartsaal im Wormser Kultur- und Tagungszentrum, wo von Anfang an eine spezielle Atmosphäre herrschte. Das mit der Band gealterte Publikum war gespannt, voller Vorfreude, aber längst nicht mehr so euphorisch wie in den 80ern und 90ern, der Hochzeit der Band. Aber BAP sind nun mal Überzeugungstäter, die Hit um Hit in die Menge feuerten, bis auch der Letzte im Saal restlos begeistert war. Nach drei Stunden und 15 Minuten erinnerte Niedecken die mittlerweile völlig entfesselten und durchgeschwitzten Besucher an die wissenschaftliche Erkenntnis, dass jedes BAP-Konzert irgendwann ein Ende findet. Und wäre es nicht Montagabend gewesen, hätte die Band gut und gerne noch die ganze Nacht durchspielen können. „Eines der schönsten Konzerte des Jahres 2016 in Worms“. Und dieses Urteil stammt von unserem Ressortleiter „Kultur“, der ansonsten mit den Kölschrockern rein gar nix am Hut hat.

Text: Frank Fischer


Minusmen & Iron Keys
16. Januar 2016 – „Die Funzel“ in Worms

Dass es ein Leben hinter dem Bahnhof gibt, muss man an dieser Stelle nicht unbedingt betonen. Wie ein Fels in der Brandung war die Funzel auch 2016 wieder Heimat handgemachter Rockmusik. Schon kurz nach Jahresbeginn gab’s ordentlich was auf die Mütze, denn da luden die Ex-Wormser von Minusmen dazu ein, gemeinsam mit den Gentlemen- Rockern von The Iron Keys, der Leidenschaft für fette Gitarren zu frönen. Mittlerweile in Köln angesiedelt, zeigten die Musiker wie man zu dritt einen Breitwandsound inszeniert, dass es einem den Atem verschlug. Während die Herren aus Köln dem Begriff Psychedelic Rock neue Facetten hinzufügten, sorgten The Iron Keys als Opener für ordentlich Tempo. Eingängige Refrains und markante Riffs verströmten in der Funzel den maskulinen Duft des Rock’n’Roll. Kurzum, einfach ein gelungener Konzerteinstieg in das vergangene Jahr.

Text: Dennis Dirigo


Pornophonique & H1scOre
11. März 2016 – Lincoln Theater Worms

Als Computerspiele das Laufen lernten, klang die Musik genauso wie die Grafiken aussahen, nämlich ziemlich simpel. Die Darmstädter Band Pornophonique und das Musikprojekt H1scOre haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Schönheit der Melodien dieser Pioniersoundtracks zu entdecken und für das Publikum live aufzubereiten. Die Bandbreite war gewaltig. Von Elektro Beats bis zum Mini Orchester waren der Kreativität der Musiker kaum Grenzen gesetzt. Es war ein ungewöhnliches und gewagtes Konzept, dem rund 150 am Ende begeisterte Zuschauer ins Lincoln folgten. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass dieser Abend einer der spannendsten Konzertabende im vergangenen Jahr war. Eine Wiederholung ist dringend erwünscht, denn die Welt der Computerspiele kennt noch so viel mehr Melodien, die es gilt, zu entdecken.

Text: Dennis Dirigo


Blue Morning Jazz mit der Band Cobody
3. Juli 2016 – Dachterrasse – Wormser Kulturzentrum

Er spielt bei den Söhnen Mannheims Gitarre, ist aber auch irgendwie ein Sohn von Worms – der Ausnahmegitarrist Michael Koschorreck. Das hat er auch nicht vergessen, so dass er immer wieder in der Nibelungenstadt zu hören ist. Eines der wohl schönsten Konzerte mit ihm gab es auf der Dachterrasse des Wormser Kultur- und Tagungszentrums bei zunächst bestem Wetter. Mit der Band Cobody spielte er ein mitreißendes Set, das aus neu interpretierten Coverversionen und Eigenkompositionen bestand. Zwar hatte der Vormittag mit Häppchen und rheinhessischem Wein einen Hauch von Dekadenz, schön war es dennoch. Für den BlueNite e.V. Vorsitzenden Volker Wengert ging zugleich ein Traum in Erfüllung, denn der wollte schon lange mal auf der Terrasse ein Konzert veranstalten. Dass es am Ende kurz regnete, fiel dann auch nicht mehr ins Gewicht.

Text: Dennis Dirigo