Das war‘s! 2013 ist Vergangenheit und damit auch viele Erlebnisse, Erinnerungen und vor allem auch Veranstaltungen. Wer im Jahre 2013 immer noch behauptet hat, dass in Worms nichts geboten sei, dem kann wohl auch nicht mehr geholfen werden. Ein Blick zurück belegt, dass die Stadt am Rhein, bezogen auf das Kulturangebot, den Vergleich mit den größeren Städten im Umland längst nicht zu scheuen braucht.

Das erste popmusikalische Highlight des Jahres waren wohl die Funzel Acoustics (25.01. bis 27.01.). An drei Tagen wurde dem Musikinteressierten, wie in den Vorjahren, ein äußerst abwechslungsreiches Programm geboten, was einmal mehr belegte: es gibt tatsächlich ein Leben hinter dem Bahnhof. Überhaupt konnte die Funzel im vergangenen Jahr immer wieder mit feinen Konzerten punkten; stellvertretend hier die CD Release Party der Döftels (13.04.). Zusammen mit beispielsweise dem „Cafe Affenhaus“ (Literatur im Salon), „Die Kneip“ (diverse Konzerte) oder dem „Ohne Gleichen“ (Blue Nite Jazz Sessions) belegte die Kultkneipe zudem, dass die Wormser Kneipenszene längst nicht so tot ist, wie es ihr manchmal nachgesagt wird. Auch der ehemalige Zigeunerkeller unter der Kriemhildenbrücke wurde in Form einer Rockkneipe namens „BB on the Rocks“ wiederbelebt, wo in den ersten Wochen nach der Eröffnung einige Livebands spielten.

Immer wieder Döftels
Ebenso bleibt festzuhalten, dass es auch 2013 kaum ein Vorbeikommen an unserer Lieblingsband mit „ö“ gab. Egal ob Kulturnacht (im TE), Rocknacht, Chateau Schembs, Elo-Rock, Backfischfest, Weihnachtsmarkt beim Kloose Helmut oder eben Funzel – irgendwie waren die Partyrocker überall zu finden. So ganz nebenbei veröffentlichten sie auf der besagten Release Party im April in der Funzel ihre erste CD („Steil“). Kurze Aufregung gab es in diesem Zusammenhang mit einem verhüllten Martin Luther, der offensichtlich von Fans der Döftels einer kosmetischen Behandlung unterzogen worden war. Ebenso wenig wie an seiner Band kam man auch an Peter Englert alias Jim Walker jr., dem umtriebigen Frontmann, vorbei. Peter tauchte schier überall auf, war als rasender Reporter fürs WO! unterwegs, fertigte legendäre Backfischfestblogs an (siehe „Youtube“), produzierte eine eigene Döftels-Show beim OK Worms, war genauso präsent als Funzel Dauerstammgast, verdingte sich nebenbei noch als Gastsänger („Science Fiction Music“), aß – gefilmt von Wedel-Assistent Joern Hinkel – fast das komplette Catering von „Stanfour“ auf und bereicherte als trinkfester Nibelungen-Bruder Gerenot das prominente Festspielensemble. Ein echter Tausendsassa, dieser Peter.

Nibelungen & Co.
Apropos Nibelungen, wieder einmal war der Sommer fest in der Hand der intriganten Sippschaft (4.07 bis 21.07.). Knapp drei Wochen lang liebten, mordeten und redeten sie vor allem viel zu viel. Was von Regiezampano Dieter Wedel als echtes Spektakel mit Menschen, Tieren, Sensationen angekündigt wurde, entpuppte sich bei genauerer Betrachtung als dezente Mogelpackung. Ein paar Pferde, ein bisschen Feuerzauber und ein femininer Siegfried machen eben noch kein Spektakel. Optisch ein Augenschmaus, litt die überlange Inszenierung an einem stotternden Motor. Dem Erfolg tat das jedoch keinen Abbruch. Tadellos hingegen zeigte sich das abwechslungsreiche Rahmenprogramm. Konzerte (Meret Becker), Lesungen (Christian Quadflieg), Podiumsdiskussionen oder der Kindertag zeugten davon, dass die Festspiele auch abseits der Arena vor dem Dom ihren Weg gefunden haben. Selbstverständlich wieder mit dabei war der wohl schönste Theaterhof Deutschlands, nämlich der Heylshof. Diesen konnte man zum ersten Mal nur gegen einen kleinen Obolus von 2.- Euro betreten. Anfangs noch heiß diskutiert, war schon nach kurzer Zeit zu beobachten, dass die Wormser ihren Heylshof einfach lieb haben. Bei herrlichsten Temperaturen lockte es sie gerade am Wochenende erneut in Scharen in die grüne Stadtoase.

Jazz & Joy & Co.
Ein nicht minder perfektes Wetter war auch Jazz und Joy (9.08. bis 11.08) beschieden. Eine lachende Sonne und ein stahlblauer Himmel ließen nach drei Tagen alle wie Gewinner aussehen. Ein abwechslungsreiches Programm, irgendwo zwischen Anspruch und Spaß, erledigte den Rest. Highlights waren einige auszumachen. Klaus Doldinger, Wallis Bird, We invented Paris, Michael Wollny und vor allem das DJ-Kollektiv Jazzanova seien hier stellvertretend genannt. Lohn der Mühe war ein Besucherrekord, denn laut offizieller Angabe flanierten 21.000 Besucher zwischen Andreasstift und Dom. Der wahre Gewinner dürfte jedoch David Maier sein, der als künstlerischer Leiter anfangs nicht ganz unumstritten war, mittlerweile aber für Worms so etwas wie ein popmusikalischer Glücksfall ist. Mit Thomas Siffling (verantwortlich für den Jazz-Teil) und Konzertveranstalter-Veteran Wolfgang Schall brachte er frischen Wind in das Festival mit rein. Ganz nebenbei etablierte er mit der Konzert-Reihe „Stille Töne“ ein feines Format, das in unserer Rubrik „Kultiges in Worms“ ausführlich beschrieben wird. Aber auch als Musiker machte der Pop Akademie-Absolvent eine gute Figur. Gäbe es einen Preis für das beeindruckteste Konzert 2013 würde dieser zweifelsfrei an das Vereinsheim Baldu gehen, das im Chateau Schembs gastierte (11.05.). Mit eindrucksvollem Breitwandsound und einer nicht minder eindrucksvollen Multimedia Show (man möge diesen etwas abgedroschenen Begriff verzeihen) begeisterten Maier, seine Band und die Gastsänger das Publikum nachhaltig. Nicht wenige erzählten noch Monate später von diesem sensationellen Konzert. Wer nicht dabei sein konnte, hat im Mai 2014 die Gelegenheit, dies nachzuholen.

Weitere kulturelle Glanzlichter
Einen nicht unerheblichen Anteil an der kulturellen Vielfältigkeit im vergangenen Jahr hatte auch der Winzer Arno Schembs. Stilistisch breit gefächert, bot er wieder einmal außergewöhnliche Konzerte im Chateau Schembs, einem der schönsten Orte in Worms. Dabei waren es nicht nur Szenegrößen wie Mardi Gras BB, die dort eine Bühne fanden. Mit „Squared Circles“ tummelte sich im Februar (23.02.) eine junge Wormser Band auf dortiger Bühne, um ihre erste CD unters Volk zu bringen. Mit treibenden Grooves und einem ungewöhnlichen Stilmix verwandelte die junge Formation das Chateau in einen schwitzigen Nachtclub. Bei dem Wettbewerb „Rock-N-Pop Youngsters“ holten sie einen achtbaren zweiten Platz, den Thron mussten sie allerdings der ebenfalls aus Worms stammenden Band Uncle Herb überlassen. Auch die Wormser Bandszene ist also kräftig in Bewegung, das hat der 7. Dezember noch einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Wie sich ein jüngeres und ein Publikum mittleren Alters bestens zusammenführen lassen, das zeigte an diesem Abend die Wiederauferstehung der „Wormser Rocknacht“, die ohne Frage als voller Erfolg verbucht werden konnte.

Natürlich ist das nur ein Bruchteil dessen, was sich im kulturellen Worms im Jahr 2013 abspielte. Bei rund 90 Veranstaltungen, die die WO! Redakteure im vergangenen Jahr besuchten, kann dies nur eine subjektiver Rückblick sein. Dabei soll nicht verheimlicht werden, dass der Anteil an Veranstaltungen für ein jüngeres Publikum in der Nibelungenstadt nach wie vor ausbaufähig ist. Bleibt die Abschlussfrage: Was kommt 2014? Zwei Dinge dürften zumindest sicher sein. Dieter Wedel wird ein letztes Mal der „Herr der Nibelungen“ sein und WO! wird weiterhin für Sie unterwegs sein.