Derzeit eine Prognose abzugeben, wohin der Weg der Wormatia in naher Zukunft führen wird, scheint nahezu unmöglich. Von den Ergebnissen her ist man eher biederer Ligadurchschnitt als ambitioniertes Regionalligateam. Auch wenn die Mannschaft – kein Wunder bei acht Unentschieden in zehn Spielen – weiterhin schwer zu schlagen ist, muss sie in den nächsten Spielen auch mal zeigen, dass sie genügend Siegergene in sich trägt, um mit einer Serie an Dreiern tatsächlich mal in den vorderen Bereich der Tabelle vorzustoßen. Falls nicht, droht weiterhin Ligamittelmaß…

„Geduld ist gefragt“ lautete die Überschrift in der letzten WO!-Ausgabe nach fünf Unentschieden in fünf Spielen – mit mal mehr und mal weniger ansprechenden Leistungen der Wormatia – gegen fünf Teams aus der oberen Tabellenhälfte. In der Zwischenzeit fanden fünf weitere Spiele statt, aber so richtig schlau wird man aus der „Wormatia 2013“ immer noch nicht, lagen doch dazwischen eine peinliche 1:2-Auswärtspleite bei Aufsteiger SpVgg. Neckarelz, ein glanzloses 0:0 gegen Eintracht Trier, ein unspektakuläres 1:1 bei Kaiserslautern II, dann endlich der erste, wenn auch äußerst hart erkämpfte Dreier gegen den Sechzehnten SC Pfullendorf (3:2) und ein spektakuläres 3:3 bei der TUS Koblenz (nach 0:3-Rückstand). Jetzt, vier Wochen später, sollte die Frage durchaus gestattet sein, wie lange das Umfeld der Wormatia noch Geduld aufbringen muss? Dass die Mannschaft nach wie vor lebt und gerade in den letzten beiden Spielen – jeweils nach Rückständen – eine glänzende Moral bewiesen hat, steht völlig außer Frage. Auch dass die Mannschaft hinter dem Trainer steht, ist nicht nur an vielen kleinen Gesten, sondern eben auch an dem Willen des Teams auszumachen. Aber ganz ehrlich: Spielerisch ist das nach wie vor Hausmannskost, speziell im Spiel nach vorne ist vieles ziemlich durchsichtig und bietet wenig Überraschungsmomente. Erschwerend kam in den letzten Partien noch dazu, dass man es jeweils nur eine Halbzeit lang geschafft hat, überhaupt ordentlich Fußball zu spielen. Zumeist in der zweiten Hälfte, nachdem man die erste Halbzeit, zuletzt gegen Pfullendorf und in Koblenz, völlig verunsichert durch individuelle Fehler abgeschenkt hat. Hoffnung für die Zukunft macht, dass man mit JABIRI endlich wieder den erhofften Torjäger in den eigenen Reihen hat, den man nur mit Flanken füttern muss. Auch Neuzugang MARCUS MÜLLER hat in Koblenz und im Pokal in Seebach erstmals getroffen und bietet sich als Alternative im Sturm an. Wie wichtig TIM BAUER für die Mannschaft ist, zeigte sich schon kurz nach seiner Rückkehr nach monatelanger Verletzungspause, bringt er doch auf der linken Abwehrseite unheimlich viel Schwung ins Spiel nach vorne und sorgt mit gefährlichen Standards stets für Torgefahr. Auf den Außen durften sich bisher OPPERMANN, AKCAM, ZINNRAM oder BALJAK versuchen, aber der Weisheit letzter Schluss scheint noch nicht gefunden, zumal LUCAS OPPERMANN ein typischer Konterspieler ist, während man JONATHAN ZINNRAM durchaus als „perfekten Joker für enge Spiele“ bezeichnen könnte. Auch auf der Doppel-Sechs bzw. im zentralen Mittelfeld ist man immer noch auf der Suche nach der Idealbesetzung. Kapitän STRÄSSER, HIMMEL, ABELE, CELIK, WÖLK– sie alle durften sich schon probieren, aber für Impulse nach vorne haben allenfalls der wiedererstarkte MARCEL ABELE und BENJAMIN HIMMEL gesorgt, während STRÄSSERS Stärken eher in der Defensivarbeit liegen. Auch in der Abwehr, in den ersten Spielen DAS Prunkstück, haben einige in den letzten Spielen bedenklich geschwommen, was wohl mit der allgemeinen Verunsicherung und der offensiveren Ausrichtung der Mannschaft zu erklären ist. Einzig Torhüter ADOLF steht weiterhin wie ein Turm in der Schlacht in seinem Tor und ist der Spieler, der schon oft in Wortgefechten mit den Fans am Zaun seinen Mann gestanden hat – auch nach Niederlagen wie in Neckarelz oder als die Situation um Trainer EMMERLING im Pfullendorf-Spiel zu eskalieren drohte. Was aber noch viel wichtiger ist: er bringt weiterhin seine Leistung und hat sich wenig von der Unsicherheit seiner Vorderleute anstecken lassen.

Und der Trainer?
Ja, der steht in der Kritik, weil er vor dieser Saison eine neue Chance erhalten hat, sein Wunschteam zusammenzustellen und nun feststellen muss, dass es auch nach einem Drittel der Saison immer noch an vielen Stellen hakt. Erst stand man hinten bombensicher, aber vorne haperte es noch. Nun läuft es, auch dank der Rückkehr wichtiger Schlüsselspieler, in der Offensive besser (6 Tore in den letzten zwei Spielen), aber dafür wackelt die Defensive bedenklich. Aber spielt die Mannschaft gegen den Trainer? Gewiss nicht. Ist der Trainer schuld daran, dass ihn sein Team immer wieder mit haarsträubenden Fehlern in die Bredouille bringt? Auch das nicht. Genau genommen hat EMMERLING in den letzten beiden Spielen gegen Pfullendorf und Koblenz sogar als einziger so ziemlich alles richtig gemacht, in dem er mit seinen Einwechslungen und taktischen Umstellungen verloren geglaubte Spiele noch gedreht hat. Von daher kann man seinen Ausraster nach dem Siegtreffer zum 3:2 gegen Pfullendorf zwar ein Stück verstehen – auch ein Trainer ist schließlich nur ein Mensch, der genug Druck aushalten muss – aber er darf sich dann auch nicht über die anschließenden „Trainer-raus-Rufe“ aus dem Fanblock wundern. Denn an den Fans hat es ganz gewiss nicht gelegen, dass man bisher hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Umso erstaunlicher, dass EMMERLING eine Woche später genug Chuzpe besaß, um sich am Zaun persönlich bei den mitgereisten Anhängern für die vorbildliche Unterstützung in Koblenz zu bedanken. Schließlich hat man in Worms lange genug gegeneinander gearbeitet, dass man es durchaus mal mit einem „miteinander“ probieren könnte. Aber eines weiß auch STEFAN EMMERLING: Trotz aller Beteuerungen der sportlichen Leitung, dass man mit der akribischen Arbeit des Trainers zufrieden ist, wird er seine Bilanz in Worms (6 Siege, 13 Unentschieden, 8 Niederlagen) dringend aufpolieren müssen, um seine Kritiker verstummen zu lassen.
Die nächsten Gegner sind Aufsteiger Zweibrücken (28.09. – nach Redaktionsschluss), die bisher glücklose Zweite der TSG Hoffenheim, dann geht’s zu Aufsteiger KSV Baunatal. Mit 9 Punkten, die man von einem ambitionierten Regionalligateam erwarten könnte, wäre man bis zum Derby am 26. Oktober gegen Waldhof Mannheim wieder bei der Musik mit dabei. Bei 2 – 3 Punkten würde zwangsläufig auch der Trainer wieder hinterfragt werden. Wirklich Ruhe herrscht also nicht bei der Wormatia. Man könnte aber auch nicht sagen, dass es derzeit langweilig ist…