jim walker jr.

Er steht kurz vor der Tür und die ganze Stadt redet über ihn. Zumeist nicht so ganz positiv gestimmt. Aber warum?

Liebe Leser,

in knapp einem Monat wird Worms als Ausrichter des RLP-Landesfests der Nabel der kompletten westlichen Zivilisation sein. Jedenfalls könnte man das vom Aufwand und der Inszenierung her meinen. Aber was kann denn so ein Rheinland-Pfalz Tag und wozu ist der eigentlich da?

Der letzte RLP Tag in Worms war irgendwann in den 1980er Jahren. Eine Zeit, in der die Wormatia noch mehr Zuschauer trotz Holztribüne hatte, die Rheinmöve noch Möbel verkaufte, es im Fernsehen nur drei Programme gab (in jedem lief die Schwarzwaldklinik) und das Internet noch eine Geheimoperation der NSA war. Kurzum, es war so langweilig und geordnet, dass sich alle gefreut haben auf einen Umzug, eine kleine hübsche Bühne auf dem Markplatz, auf dem ein Kohl-Ähnlicher Politiker irgendwas geredet hat, und, ganz wichtig, natürlich die zwei Bratwurststände. Alles war toll und wunderbar.

Das aktuelle Programm unseres RLP Tages könnte ebenfalls aus dieser Zeit stammen. Die meisten Künstler tun es jedenfalls. Kein Wunder also, dass sich viele Wormser nicht sicher sind, ob es sich um eine offizielle Veranstaltung von Stadt und Land handelt oder der „ZDF Fernsehgarten“ eine Außensendung plant. Garniert wird das Ganze mit einem Anwohner/Sicherheitskonzept, das irgendwie an den G20 Gipfel in Hamburg erinnert und mindestens genauso schlecht kommuniziert wird. Die Spitze dieses kleinen schönen Eisbergs ist die Finanzierung, denn bei genauen Kosten, wieviel denn wirklich und vom wem, herrscht bisher betretenes Schweigen auf allen Ebenen.

Worms hat leider die Chance verpasst, dem RLP Tag eine positive Stimmung zu verpassen. Selbst der Bims rechts von mir macht sich schon lustig. Denn schließlich redet irgendwie keiner mehr über ein Fest, um unser Worms irgendwie zu präsentieren, sondern der Tag ist jetzt schon gedanklich verbunden mit „VERKEHRSCHAOS“, „ANWOHNERÄRGER“, „AUSSENBESTUHLUNGSFRAGEN“ und „FINANZIERUNGSNOT“. Und das ist sehr schade. Hier geht eine Möglichkeit flöten, zu zeigen, wie man einen nachhaltigen, innovativen und spannenden Landestag veranstalten könnte, ohne viel Schnick Schnack von allen Seiten. Aber scheinbar stecken hier viele in der Stadt gedanklich noch in den 1980ern fest. Umso besser, dass ich diesen Monat auf einer 80er Fete die Musik mache. Nik Kershaw und Kim Wilde spiele ich bestimmt auch. Mal sehen, vielleicht kommt ja die Landes- und die Stadtregierung vorbei, um ein wenig in Nostalgie zu versinken…

Mal sehen wie es wird!

Bis dahin,
Jim Walker Jr.

PS: Wer überhaupt keine Lust auf den RLP Tag hat, kann auch die Sperrzone meiden und in Rheindürkheim ein paar knusprige Hähnchen vernaschen. (Zusammenhänge mit der nebenstehenden Werbeanzeige sind natürlich rein zufälliger Natur.)

PPS: Viele Grüße an Pablo, Gabi und Stefan.