Hallo liebe Leser,

können Sie sich eigentlich noch an das Jahr 2006 erinnern? Mit Beginn der Europameisterschaft in Frankreich habe ich mich ein wenig zurückversetzt gefühlt. Was war das für eine lustige Zeit? Die WM in Deutschland mit einem außergewöhnlichen Miroslav Klose, tanzenden Menschen überall um den Bahnhof herum und alle Rockstars lebten auch noch. In diesem kuriosen Sommer gründete sich auch meine Band, die Döftels. Wow.

Können Sie sich vorstellen, wie es ist, seit zehn Jahren in einer Band zu spielen? In den letzten Tagen habe ich viele Videos von „früher“ gesehen, wie wir als echte Bubis versuchten, die ersten eigenen Songs zu spielen und aus heutiger Sicht kläglich versagten. In einer Band zu spielen, hat auch immer viel mit den Mitmenschen zu tun, die innerhalb oder außerhalb der Band stehen, mit denen man Sachen erlebt, die für mindestens 11 Romane reichen würden.
Nicht nur einen Blick, sondern einen Riesenschritt Richtung Vergangenheit haben jetzt die Briten unternommen. Sie sind während der größten Krise innerhalb der EU einfach ausgetreten. Um ehrlich zu sein, sind mir die schweren wirtschaftlichen Folgen für beide Seiten ziemlich egal. Das ist das Ressort von Fränkie oder Dennis. Ich bin nur enttäuscht. Ich habe Bekannte und Freunde auf der Insel, die ich nur durch einen regen internationalen Austausch kennenlernen durfte. Die Aufgabe dieser Partnerschaft schmerzt mich genauso wie die Tatsache, dass sich ein Land von anderen einfach abschotten will. Das ist wahrlich ein Schritt in die Vergangenheit. Wie immer bei einem solchen Referendum entscheiden so etwas in erster Linie Populisten. Die einzige Waffe gegen ein sich so ins Abseits wählendes Volk ist Bildung und zwar in allen Bereichen und zu jeder Zeit.
Ein weiteres Ereignis, welches das blanke Entsetzen in mir hervorrief, war ein geistig verwirrter Mann, der das Kinopolis in Viernheim stürmte, um sich feuerte und mehrere Geiseln nahm. Ich kenne dieses Kino sehr gut, bin dort im Schnitt fast jede Woche zu Gast und besuche die Spätvorstellung. Teilweise kenne ich die zwei älteren Damen aus der Popcornabteilung schon vom Sehen. Es fühlt sich seltsam an, wenn ein solches Ereignis, welches als solches schon fast alltäglich zu sein scheint, in einem Raum stattfindet, den man gut kennt. Man fühlt sich aus der Ferne auch so machtlos und weiß gar nicht, welche Reaktion oder Meinung man sich bilden sollte über ein in keiner Weise verständliches Ereignis mit einem toten Täter, einer Handgrate, einem nach Reizgas stinkenden Kino und jede Menge traumatisierten Menschen, die zurückbleiben. Ich denke, ich werde weiter in das Kino gehen, denn niemand kann sich einfach so verstecken.
Nicht mal die Briten…

Naja am 30.6. hab ich noch Geburtstag.
Vielleicht regnet es da mal nicht…

Grüße aus Bad Hersfeld,
Jim Walker jr.