Gleich ein wenig provokant (so mag ich’s): Ist alles nicht nebensächlich, was wir tun und denken? Zumindest kann man es so sehen. Zweifellos leben wir nur kurze Zeit und es ist – bekanntlich – „schon später, als du denkst“. Was wir bauen und schaffen, überlebt uns selbst nur selten. Nach unserem Ableben wird nur ausnahmsweise länger als ein paar Monate von uns gesprochen. Ein anderer Punkt ist, dass wir uns für ziemlich wichtig halten und tun so, als würden wir ewig leben. Zu diesem Thema pflege ich meist zu sagen: „Wichtigtuer ist, wer nichts Wichtiges zu tun hat.“

Vielleicht noch krasser fällt auf, dass kleine und auch große „Geister“ Nebensachen gerne zu Hauptsachen machen. Einfach so, weil das eine mehr Spaß macht, als das andere. Deutlicher gesagt, Sekundärtugenden werden wichtiger gehalten als Primärtugenden. Quantitäten werden in einer materialistischen Welt gewöhnlich höher geschätzt als Qualitäten. Leider!

Außerdem, Gefühle werden eher „bedient“ als Vernunftgemäßes. Dabei ist jegliches Fehlverhalten nicht nur beim „gemeinen“ Volk zu beobachten. Schlimm ist, festzustellen, dass die Großen und Mächtigen die größeren Dummheiten produzieren. Im Augenblick zeigt sich im Übermaß. Man denke nur an Donald Trump, den Nordkoreaner, Erdogan, Putin u.a.m.

Konkreter und deutlicher kann man ggfs. selbst erkennen, wie Nebensächliches so manche Hauptsache verdrängt. Das Auto, Papis Liebling, kriegt immer mehr PS, kostet mehr und mehr, säuft und säuft den knapper werdenden Sprit. Der Kauf einer „Blechkiste“ wird von nebensächlichen Details und Modetorheiten gelenkt. Jetzt muss es ein SUV sein, koste es, was es wolle und (echte) Hauptsachen interessieren kaum noch! – „Wer zu viel fürs Nebensächliche tut, versäumt die Hauptsache.“

Ein weiteres Beispiel von Entscheidung zum Zweitrangigen, ist die Partnerwahl. Für Männer steht hier Schönheit und Sex der Partnerin klar im Vordergrund. Dabei weiß doch jeder, dass solche „Qualitäten“ zuerst nachlassen und schließlich ganz verschwinden. Frauen „stehen“ bei ihrer Partnerwahl ebenfalls auf untergeordnete Eigenschaften. Der Erwünschte sollte gut aussehen und „gut bei Kasse“ sein. Hier, wie beim anderen Geschlecht, werden minderwichtige Dinge zum Wichtigeren erhoben. Wichtigeres, wie Charakter, Moral, Treue und Bildung, sind kaum noch gefragt.

Ein drittes Beispiel von Vernachlässigung des Hauptsächlichen, ist die unbegreiflich große Verbreitung von erlaubten und verbotenen Drogen und Süchten. Hingegen werden Gesundheit und ein langes Leben selten zum Thema gemacht. Hier sind Nebensächlichkeiten an die Spitze gerückt.

An dieser Stelle folgt eine grundsätzliche Betrachtung über die vorherrschende Überbewertung des Minderwichtigen. Wie verbreitet und schädlich sowas ist, lässt sich schlecht begreifbar machen. Deshalb versuche ist es erst gar nicht. Jedoch rate ich jedem, mal ernstlich darüber nachzudenken.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in einem Volke, das sich „Spaßgesellschaft“ nennt (so genannt wird), kaum Aussicht besteht, sich mehr auf den „Ernst des Lebens“ einzustellen. Leider, leider, denke ich. Doch darf und will ich kein Spaßverderber werden. Worauf es ankäme, wäre endlich zu einem rechten Maß zu gelangen. Wie heißt es so schön im Dichterwort:

„Tages Arbeit, abends Gäste,
saure Wochen, frohe Feste,
sei dein künftig Zauberwort!“

(Goethe: „Der Schatzgräber“)

Nunmehr wünsche ich allen Lesern und „Rinnen“ das Beste für Ihr weiteres Leben.

Herzliche Grüße!
Ihr Heinz Dierdorf

Zum „Nachtisch“ jetzt die gewohnte Spaßkiste:

„Der Journalist ist immer einer,
der nachher alles vorher gewusst hat.“

Karl Kraus