Der Schlussapplaus

Das Premierenpublikum, das sich zusammensetzt aus Journalisten sowie Leuten aus der Politik, Wirtschaft und Showbranche, ist gemeinhin dafür bekannt, nicht sonderlich euphorisch zu sein. Spätestens, wenn der letzte Akt gespielt ist, dauert es für gewöhnlich nur wenige Sekunden, bis die ersten Premierenbesucher der oberen Tribünenplätze die Treppen runter trampeln – vermutlich, um sich den besten Platz am Büffet zu sichern. Diesmal wollten die stehenden Ovationen schier gar nicht mehr enden. Handgestoppte achteinhalb Minuten dauerte der Schlussapplaus des Premierenpublikums. Immer dann, wenn Brunhild-Darstellerin Ursula Strauss, Rampensau Jürgen Prochnow oder der nach einer Blinddarm-OP erst kurz zuvor aus dem Krankenhaus entlassene Felix Rech die Bühne betraten, schwoll der Applaus noch einmal an. Auch die Kritiken zu dem Stück fielen diesmal überwiegend positiv aus. Kurz gesagt: Wenn sogar die Süddeutsche Zeitung kein Haar in der Suppe findet, dann kann Regisseur Roger Vontobel so viel nicht falsch gemacht haben. Volker Oesterreich von der Rhein-Neckar-Zeitung will sogar „eine rühmliche Ausnahme“ in der 17-jährigen Festspielgeschichte gesehen haben und bescheinigte Vontobel, einen „großen, freilichtbühnentauglichen Wurf, der die Mittel des Theaters nicht leugnet, sondern aus ihnen Funken zu schlagen weiß“.


„Darsteller“ der Herzen: Enkhjargal Dandarvaanchig

Als einer der letzten Akteure verneigte sich auch Enkhjargal Dandarvaanchig vor dem Publikum und ein letztes Mal brandete euphorischer Beifall auf. Die von Keith O’Brien und Matthias Herrmann komponierte und von dem Kehlkopfsänger Dandarvaanchig und einem fünfköpfigen, ausschließlich mit Saiteninstrumenten besetzten Ensemble umgesetzte Musik sorgte für zahlreiche Gänsehautmomente während des Stücks. Verstärkt wurde die Musik durch gelegentliche elektronische Samples. Mittelpunkt war jedoch der Gesang Dandarvaanchigs. Stimmungsvoll, mitunter angsteinflößend, aber ungemein atmosphärisch schallte der beindruckende mongolische Kehlkopfgesang von Dandarvaanchig vor dem Wormser Dom. Welch eine großartige musikalische Umsetzung, die nahezu perfekt das düstere Stück untermalte.


Als der Dom zu wackeln begann

Es war DER Showeffekt der diesjährigen Aufführung. Als Mitte der zweiten Hälfte der Dom plötzlich zu wackeln begann, bevor sich drei Fratzen aus dem Mauerwerk schälten, war nicht nur das Publikum erstaunt. Videokünstler Clemens Walter und sein Team waren für die beindruckende 3-D-Animation verantwortlich, die tatsächlich bei der Premiere zum ersten Mal fehlerfrei geklappt hatte, denn in den Proben und bei der Generalprobe hatte die Technik noch ihre Tücken offenbart. Derart begeistert von diesem Showeffekt war es übrigens unsere WO! Mitarbeiterin Christine Ziegler, die kurz danach spontan losgeklatscht hatte, ehe auch das restliche Publikum mit einstieg. Dieser Zwischenapplaus, beim Theater eher unüblich, wurde in nahezu allen Rezensionen von überregionalen Zeitungen positiv hervorgehoben. Überrascht zeigte sich davon auch Siegmund-Darsteller Bruno Cathomas, der gar nicht mitbekommen hatte, welches Spektakel sich da gerade hinter seinem Rücken am Dom abgespielt hatte und dementsprechend verdutzt war über die spontane Sympathiebekundung des Publikums.


Die Ochsenknechts

Nachdem in den letzten Jahren stets imposante, wallende Abendkleider die Szenerie auf dem roten Teppich beherrschten, war diesmal, bei sommerlichen 34 Grad im Schatten, eher „Casual-Look“ angesagt. Paradebeispiel dafür waren die Ochsenknechts, die allesamt gekommen waren, um das Theaterdebüt von Jimi Blue Ochsenknecht mitzuerleben. Mutter Natascha (Ex-Model & Reality-TV-Star), Schwester Cheyenne (Model), Bruder Wilson Gonzales (Schauspieler) und Vater Uwe, der 2016 selbst bei „Gold – Der Film der Nibelungen“ mitgespielt hatte. Jimi Blue Ochsenknecht, der zwar in „Die wilden Kerle“ Filmerfahrung gesammelt hat, aber zum ersten Mal auf einer Theaterbühne stand – und dann auch noch vor 1.300 Besuchern – machte seine Sache ordentlich. Unvermeidbar war jedoch, dass er als Siegfrieds Sohn Gunter Abend für Abend im Feuer schmoren musste.


Hubert und Matthias Fella

Man sollte sich schon mit diversen Sendeformaten im Privatfernsehen auskennen, um Hubert und Matthias Fella zu kennen. Letzterer hat, als er noch Mangiapane hieß, beim letzten RTL-Dschungelcamp teilgenommen. Zusammen sind sie in Serien wie „Ab ins Beet!“, „Hot oder Schrott? Die Allestester“ und dem „Sommerhaus der Stars“ einem breiteren TV-Publikum bekannt geworden. Erst kürzlich wurden die Hochzeitsvorbereitungen des homosexuellen Paares ausführlich bei VOX dokumentiert. Die Hochzeit fand am 8. Mai 2018 auf Schloss Engers statt, Glückwünsche zur Vermählung nahmen die Beiden auf der Premiere gerne noch entgegen. Über „Siegfrieds Erben“ äußerten sie sich voll des Lobes und waren hellauf begeistert von dem Stück. Lediglich ihre Unterbringung kam nicht gut weg. Im Prinz Carl Hotel habe man die Koffer sogar selbst aufs Zimmer tragen müssen. Sowas aber auch. (FF)


Festspiele bringen Menschen zusammen

Als Jugendliche wohnten sie Tür an Tür, doch als Erwachsene verloren sie sich aus dem Blick. Tanja P. aus Worms und ihr damaliger Schulkamerad Marcus D. Beide wuchsen in der westlichen Pfalz, nahe der französischen Grenze, auf. Ihn verschlug es im Laufe seines beruflichen Lebens nach Ravensburg. Als sie sich zufällig beim Einnehmen der Sitzplätze nach 15 Jahren wieder trafen, war die Freude groß, aber auch die Verwunderung darüber, was ihn hierher verschlug. Markus antwortete schnell, dass er seit 2013 immer mal wieder zu den Festspielen komme. Damals hatte es ihm in der Stadt und bei den Festspielen sehr gut gefallen, sodass er beschloss, öfters zu kommen. Als er hörte, dass Roger Vontobel inszeniert, sicherte er sich schnell Eintrittskarten und buchte sich in das Hotel Kriemhilde ein. Wie er erzählte, sah er schon einige Stücke des Schweizer Regisseurs und war jedes Mal begeistert. Nach einem kurzen Plausch auf den Treppen verabredete man sich noch zu einem gekühlten Getränk im Park, plauderte ein wenig und freute sich über dieses unverhoffte Wiedersehen. Wie er am Schluss sagte, war dies nicht sein letzter Besuch in Worms und bei den Festspielen.


Jimi Blue spendet zwei Parkbänke fürs Wormser Wäldchen

Im Gespräch mit unserem Kulturredakteur Dennis Dirigo, einen Tag vor der Premiere, hatte sich Jimi Blue Ochsenknecht bereits als großer Fan der Stadt Worms geoutet. Neben den, gemessen an der Größe der Stadt, ungewöhnlich vielen Freizeitmöglichkeiten, lobte er vor allem die idyllischen Grünflächen und Seen in der Region. Da er über mehrere Wochen in Worms wohnte, hat er die freie Zeit genutzt, um des Öfteren mit seiner Labrador-Golden Retriever-Hündin Chloe durch den Stadtpark bis zum Rhein zu spazieren und die gepflegte Idylle zu genießen. An einem seiner Lieblingsplätze im Wormser Wäldchen kam ihm die Idee „der Stadt etwas Gutes tun zu wollen, die ihn so herzlich aufgenommen hat“, so Jimi Blue Ochsenknecht. Kurzerhand griff er zum Telefon und erkundigte sich bei der städtischen Grünflächenabteilung nach einer Spendenmöglichkeit. Und schon war die Idee zweier Parkbänke geboren, die nun, mit der Beschriftung „Nibelungenfestspiele 2018; Jimi Blue Ochsenknecht“ versehen, im Stadtpark für Besucher bereitstehen. 1000 Euro hat sich der Sohn von Uwe und Natascha Ochsenknecht die Anschaffung beider Parkbänke kosten lassen. Tolle Sache, wie wir finden!!