2. November 2013
Mozartsaal in Worms:

Stell dir vor, „The Busters“ spielen in Worms und keiner geht hin. So geschehen beim „Root Mission Festival“, das mit einem hochkarätigen Line Up aus den Bereichen Reggae, Dub und Ska aufwarten konnte, aber leider zu wenig Besucher in den Mozartsaal lockte…

Als 13 musikinteressierte Jugendliche aus der Umgebung Wieslochs ihrem Ska-verrückten Kumpel Thomas ein besonderes Geburtstagsgeschenk machen wollten, hätte keiner damit gerechnet, dass in dieser denkwürdigen Nacht eine der bekanntesten Ska-Bands Deutschlands entstehen würde. Denn der Ska, dessen Ursprünge bis weit in die 60er Jahre auf Jamaica zurück datieren, war im Deutschland des Jahres 1987 noch nicht angesagt. 26 Jahre später ist das anders, denn THE BUSTERS füllen mittlerweile problemlos mittelgroße Hallen in Deutschland und im Ausland, ihre Bläser begleiten seit 2002 Farin Urlaub (Die Ärzte) und dessen „Farin Urlaub Racing Team“ auf Tour. Bis Worms hatte sich das noch nicht herumgesprochen, als die Band – ungewöhnlich früh für den Headliner eines Festivals – um kurz nach 21 Uhr die Bühne betrat und die knapp hundertfünfzig Feierwilligen vor der Bühne rasch für sich gewinnen konnte. Die zehnköpfige Combo, die keine Minute benötigt, um schlagartig für gute Laune im Saal zu sorgen, ist vor allem bekannt für ihre Interaktion mit dem Publikum, das im Laufe eines Abends tanzen, hüpfen, Arme schwenken, mitsingen und vor allem rumspringen darf. Zugegeben, bei voller Hütte ist das etwas eindrucksvoller, als wenn sich 150 Leute in einem Saal verlieren, der die zehnfache Menge vertragen hätte, um von „voll“ sprechen zu können. Trotzdem machte die verwunderte Band gute Miene zum bösen Spiel und bot – den Wenigen vor der Bühne – das Maximum auf der Bühne, ehe man nach gut 70 Minuten, inklusive viertelstündigem Zugabenblock, das Zepter an die rechte Bühne weiter reichte. Das war schon ziemlich gekonnt und eindrucksvoll, was diese Bläsersektion einer glänzend aufgelegten Ska-Band um ihren Frontmann Ron Marsman (u.a. Sänger von „Blood Sugar Sex Magic“) aufs Parkett gezaubert hat.

Zuvor hatte bereits MELLOW MARK mit akustischer Musik zu gefallen gewusst und riss die Besucher des „Root Mission Festivals“ schon frühzeitig zu spontanen Sympathiebekundungen hin. SUPERJAM aus Frankenthal hatten es als letzte Band des Abends nicht leicht nach den Busters, war doch bei ihrem Auftritt nur noch knapp die Hälfte des ohnehin spärlich vorhandenen Publikums da. Dementsprechend dauerte es eine Weile – in Anbetracht eines risikolosen Standard-Reggae-Programms, das leider auch Vermeidbares enthielt, wie das unsägliche „Sweat (A La La La La Long)“ aus dem Jahr 1992 von Inner Circle – bis die letzten der Letzten im Saal richtig auftauten. Special Guest RAS ABRAHAM trug seinen Anteil dazu bei, dass es am Schluss doch noch eine richtig entspannte Party wurde, ehe Bob Marleys „Redamption Song“ ein Festival beendete, das mehr Fragen als Antworten bot, war es doch mal wieder eine Schande für eine Kulturstadt wie Worms, dass man dieses Line Up derart mit Missachtung gestraft hat. Wenn man sich auf dem Parkplatz vorm Wormser Kulturzentrum umgesehen hat, hat man Autokennzeichen aus LU, HP, MA, KIBO oder MZ entdeckt und kann sich zusammenreimen, wie hoch der Anteil an Wormsern tatsächlich war. Für Unmut unter den Gästen sorgte zusätzlich, dass MAD PROFESSOR, immerhin kein Unbekannter im Dub-Bereich, zwar auf den Plakaten stand, aber nicht in Worms auf der Bühne aufgetaucht war. Das wurde zwar unter den Gästen bereits vorab kommuniziert, von Veranstalterseite gab es aber nur am Ende des Festivals einen kurzen Hinweis. Bei einem Eintrittspreis von 27.– Euro im Vorverkauf, den viele als zu happig empfanden, kann man sich darüber schon mal ärgern…

FAZIT: Ein Gute-Laune-Reggae-Festival mit wenig Besuchern macht halt weniger Laune. Aber die Busters waren schon richtig gut…