28. Oktober 2017 | Nationaltheater Mannheim:

Seit Herbst 2016 lädt das Orchester des Mannheimer Nationaltheaters immer wieder Musiker ein, die so gar nichts mit der eigentlichen Domäne des Orchesters, der Klassik, zu tun haben. In diesem Herbst wurde diese dreiteilige Minireihe mit dem Aufeinandertreffen des Techno-Künstlers Andreas Henneberg eröffnet.

Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist es weniger, ein neues Publikum zu gewinnen, sondern eine genreübergreifenden Sound zu gestalten, der für beide Seiten gleichermaßen eine Herausforderung darstellt. Der Berliner DJ und Produzent Henneberg ist in der Szene vor allem für seine minimalistischen Produktionen bekannt, die irgendwo zwischen Techno und House beheimatet sind – natürlich stets die Clubtauglichkeit im Auge. Die Aufgabe des Orchesters bestand darin, die elektronischen Sounds in die Orchestersprache zu übersetzen. Das bedeutete für die studierten Musiker auch das Ausprobieren neuer Techniken, um dem bassbetonten Sound gerecht zu werden. Verstärkt wurden Orchester und DJ durch die Teilnahme des Pianisten Johann Blanchard, der sich häufiger Szenenapplaus erspielte. Musikalisch erinnerte die gefundene Klangsprache am ehesten an klassische Filmmusik, das heißt, wuchtige Posaunenbögen, elegische Streicherteppiche und krachende Percussion. Immer wieder pendelte die Musik zwischen „The Matrix“, „James Bond“ oder den sterilen Klangwelten von Hans Zimmer oder dem mächtigen Wagner Sounds eines John Williams. Zuweilen erinnerte die Darbietung des famos aufspielenden Orchesters auch an eine Machtdemonstration gegenüber elektronischer Musik. Henneberg hatte gelegentlich einen schweren Stand, gegen den Breitwandsound zu bestehen. Am Ende gab es noch den pathetisch, hymnischen Song „Supernova“, der – nach unsicherem Einstieg – kraftvoll gesungen wurde von Stefan Krogmann.

Fazit: Ein Experiment, das begeisterte. Orchester und Elektromusiker erspielten sich vollkommen zu Recht die stehenden Ovationen im Theater. Die Reihe wird am 6. Januar (Steve Reich) und am 2. Februar (Jan Plewka) fortgesetzt.