Nachdem die Relegationsspiele abgeschlossen sind und fest steht, dass auch die beiden Erstplatzierten Waldhof Mannheim und SV Elversberg nicht in die 3. Liga aufsteigen werden, ist es an der Zeit, in der Regionalliga Südwest Bilanz zu ziehen. Wie ist die Saison 2015/2016 speziell für Wormatia Worms verlaufen?

Wenn man die abgelaufene Runde Revue passieren lässt, wird man feststellen, dass es zwar eine turbulente, aber insgesamt zufriedenstellende Saison war, die der VFR Wormatia Worms auf einem letztendlich ungefährdeten 9. Platz abgeschlossen hat. Das Abstiegsgespenst konnte man zwar erst am vorletzten Spieltag endgültig vertreiben, aber nach einer Runde mit vielen Höhen und Tiefen kann man mit dem Erreichten, einem einstelligen Tabellenplatz, sicherlich hochzufrieden sein. Die abgelaufene Saison war insofern besonders ungewöhnlich, weil der VfR fast die komplette Hinrunde ohne Heimspiel verbringen musste, da im Stadion an der Alzeyer Straße ein neuer Hybridrasen verlegt wurde. Deshalb musste man in den „Heimspielen“ nach Ludwigshafen oder Pfeddersheim ausweichen. Während die Spiele in Pfeddersheim wenigstens von der sportlichen Seite her überzeugend verliefen, war das Ausweichen nach Ludwigshafen sowohl aus sportlicher, als auch finanzieller Sicht ein Desaster. In vier Spielen holte man lediglich einen Punkt, von den finanziellen Mehrkosten in einer unattraktiven Betonschüssel mit wenig Atmosphäre gleich ganz zu schweigen. In Pfeddersheim gab es dagegen 10 Punkte in vier Spielen, zugegeben gegen leichtere Gegner, da die sogenannten Rotspiele gegen Spitzenteams allesamt in Ludwigshafen ausgetragen werden mussten. Was ein Heimvorteil ausmachen kann, zeigte sich, nachdem wieder im heimischen Wormatia-Stadion gespielt wurde. Dort gab es 6 Siege, 1 Unentschieden und 2 Niederlagen – das sind 19 von 27 möglichen Punkten.

DER TIEFPUNKT GEGEN HOMBURG, ZWEI WOCHEN SPÄTER TRITT ELLER ZURÜCK
In eben jenem altehrwürdigen Südweststadion in Ludwigshafen erlebten die 516 Besucher am 12.09.15 den absoluten Tiefpunkt einer ohnehin durchwachsenen Vorrunde. Bis zu diesem 8. Spieltag hatte sich die Mannschaft von Trainer Sascha Eller mehr schlecht als recht durch die Runde gemogelt. Die Neuzugänge wollten nicht so recht zünden und das manchmal etwas starre taktische Konzept des Trainerteams schien an seine Grenzen zu stoßen. Gegen 1. FC Kaiserslautern II., 1. FC Saarbrücken, Kickers Offenbach und Hessen Kassel hatte es die zu erwartenden Niederlagen gegeben, so dass nach fünf Punkten aus sieben Spielen ein Dreier mal wieder richtig gut getan hätte. Stattdessen setzte es eine bittere 0:5-Pleite gegen den alten Saarrivalen und die Wormaten rutschten nach einer völlig indiskutablen Leistung geradewegs wieder mitten in die Abstiegszone. Zwar gab es eine Woche später dank eines hart erkämpften 1:0-Sieges in Pfeddersheim gegen den FK Pirmasens etwas Erholung, aber schon beim SV Spielberg setzte es eine erneut vermeidbare 0:2-Niederlage. Für die meisten überraschend nahm anschließend der Erfolgstrainer der Vorsaison, der die junge Mannschaft auf einen sensationellen fünften Platz geführt hatte, seinen Hut. Sascha Eller zog damit die Konsequenzen aus der anhaltend negativen sportlichen Entwicklung und es ehrt den in Worms ungemein beliebten Trainer, dass er die Fehler zunächst bei sich gesucht und auch nach seinem Abgang keine schmutzige Wäsche gewaschen hat. Damit hatte die Saison ihren ersten Paukenschlag und auf der Bank sollte vorübergehend Co-Trainer Steven Jones das Ruder übernehmen. Und der setzte gleich im ersten Spiel unter seiner Regie ein fettes Ausrufezeichen mit einem überraschenden, aber nicht einmal unverdienten 2:1-Heimsieg gegen den Tabellenführer SV Elversberg. Sollte es jetzt etwa laufen, nachdem der „Bremsklotz“ Eller weg war? Beim Letzten Saar 05 Saarbrücken gab es einen standesgemäßen 4:1-Sieg, der Vorstand sprach der Interimslösung Steven Jones auch für den Rest der Saison das Vertrauen aus und alles schien seinen gewohnten Gang zu nehmen.

DIE ERSTE KRISE UNTER JONES
Denkste! In der Folgezeit setzte es fünf Niederlagen in Folge, darunter das bittere Pokal-Aus beim Oberligisten Schott Mainz. Damit stürzte das noch sehr neue Trainerteam um Steven Jones und Co-Trainer Maximilian Mehring in die erste große Krise seiner noch jungen Trainerkarriere. Ob gegen Waldhof Mannheim (0:1) oder Hoffenheim II (1:2) – man verlor manchmal nur knapp, manchmal einfach nur unglücklich (Trier 1:2), aber am Ende standen eben stets 0 Punkte auf der Habenseite. Als es dann auch noch am 16. Spieltag beim Mitkonkurrenten SpVgg. Neckarelz eine 2:3-Niederlage gab und die Wormatia auf einem Abstiegsplatz landete, da schienen – drei Spieltage vor der Winterpause – auch die Tage des Greenhorns auf der Trainerbank des VfR Wormatia schon wieder gezählt zu sein. Wer würde schon einem Trainerneuling, der nicht einmal eine gültige Trainerlizenz besitzt, zutrauen, das Ruder wieder rumzureißen, nachdem der erste Schwung nach dem Trainerwechsel offensichtlich bereits verpufft war? Würde man, womöglich auf einem Abstiegsplatz stehend, mit Jones auch in die Rückrunde gehen?

NEUER RASEN SETZT NEUE KRÄFTE FREI
Vor dem ersten richtigen Heimspiel der Saison im altehrwürdigen Wormatia-Stadion hatte die Mannschaft zwei Wochen Pause, die das Trainerteam ausgiebig nutzte, um an der Feinabstimmung zu arbeiten. Auf neuem Hybridrasen gelang am 21.11.15 ein denkwürdiger 3:0-Heimsieg, der nicht nur sehr überzeugend ausfiel, sondern sich endlich wieder wie ein richtiger Heimsieg anfühlte. Wie verwandelt präsentierte sich die Mannschaft um Kapitän Florian Treske und ließ der aufstrebenden Elf von Astoria Walldorf keine Chance. Wie viel dieser Sieg wert war, sollte sich schon in der Folgewoche zeigen, als auch der alte Rivale 1. FC Kaiserslautern II mit 2:1 niedergerungen wurde – erneut auf dem neuen Hybridrasen. Mit dem Spirit aus den beiden siegreichen Partien wurde auch noch das letzte Spiel vor der Winterpause beim Bahlinger SC mit 3:0 gewonnen. Somit konnte der VFR eine wechselhafte Vorrunde auf dem elften Rang abschließen, mit immerhin 6 Punkten Vorsprung vor dem ersten potentiellen Abstiegsplatz. Nach drei Siegen am Stück konnte man nun schon ein wenig beruhigter Weihnachten feiern.

NACH DEM PAUKENSCHLAG ZUM AUFTAKT FOLGT DIE ERNÜCHTERUNG
Dem ersten Spiel nach der Winterpause gegen den 1. FC Saarbrücken fieberten Spieler, Fans und Verantwortliche des Vereins besonders entgegen, denn das Heimspiel am 09.02.16 wurde live bei SPORT 1 übertragen. Hierbei gewannen die Wormser nach einer starken Vorstellung mit 2:1 und bescherten dem Sportsender dank einer abwechslungsreichen Partie eine neue Rekordeinschaltquote. Nur die wenigsten hätten nach dieser starken Vorstellung geglaubt, dass die Wormatia noch einmal ernsthaft in Abstiegsnöte geraten würde. Aber tatsächlich folgten danach knappe Niederlagen zuhause gegen den OFC (1:2), bei Hessen Kassel (1:2) und bei SC Freiburg II (0:2) Gegen den TSV Steinbach reichte es in Worms nur für einen Punkt (1:1), so dass nach der 0:1-Auswärtsniederlage beim FC Homburg die Alarmglocken schon etwas deutlicher zu hören waren. Auf Platz 12 liegend, drei Zähler vor einem Abstiegsplatz, konnte man nun wirklich nicht mehr von einem beruhigenden Polster sprechen.

DIE WENDE IN PIRMASENS
Dementsprechend groß war der Druck vor dem Auswärtsspiel am 02.04.16 beim FK Pirmasens, zudem noch einem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Rückblickend gesehen war es womöglich DAS Schlüsselspiel der Saison. Genauso wie der VfR nach zweimaligem Rückstand noch einen 3:2-Sieg einfahren konnte, hatte sich die Mannschaft im wahrsten Sinne wieder in die Saison zurück gekämpft. Danach folgten noch weitere sechs Siege und nur zwei Niederlagen, so dass man frühzeitig den Klassenerhalt eintüten konnte. Zwischen zwei Kantersiegen vor heimischen Publikum gegen den SV Spielberg (5:1) und Saar 05 Saarbrücken (5:0) gab es zwar auch eine empfindliche 0:5-Schlappe beim SV Elversberg, den man in der Hinrunde noch bezwungen hatte. Aber spätestens mit dem sensationellen 3:2-Auswärtssieg, ausgerechnet beim Tabellenführer und späteren Meister, SV Waldhof Mannheim, am 29.04.16 stellte die Mannschaft von Wormatia Worms klar, dass man mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird. Für die meisten Fans dürfte der Sieg in Mannheim der Höhepunkt der abgelaufenen Saison gewesen sein. Und wenn es mal läuft, dann läuft es auch bei Eintracht Trier, wo am 10.05.16 nun schon der zweite Auswärtssieg in Folge glückte. Obwohl der Klassenerhalt danach bereits feststand, glückten der Wormatia noch zwei Siege zum Abschluss der Saison (Neckarelz 3:1/ in Walldorf 1:0).

DIE SCHLÜSSELSPIELER DER SAISON 2015/2016
Wenn man sich das Torverhältnis (54:54) des VfR anschaut, fallen Stärken und Schwächen in der abgelaufenen Saison sofort ins Auge. Zum einen war die Defensive um Abwehrchef Benjamin Maas nicht immer so sattelfest wie im Vorjahr, zum anderen ist der Sturm eindeutig das Prunkstück des Teams. Zusammen erzielten Toptorjäger Florian Treske (18) und Alper Akcam (13) immerhin 31 der 54 Tore. Zudem haben beide noch jeweils 7 Vorlagen zu Toren gegeben, was für das Sturmduo eines potentiellen Abstiegskandidaten eine ganz starke Quote darstellt. Ebenfalls auf eine starke Quote kommt Neuzugang Ricky Pinheiro, der als einer der Schlüsselspieler im Konzept von Excoach Sascha Eller galt, aber eine ganz schwache Hinrunde absolvierte. Erst nach der Winterpause explodierte der Portugiese förmlich und sorgte als Mittelfeldspieler für 7 Tore und 6 Vorlagen. Mit Kevin Lahn wusste ein weiterer Neuzugang zu überzeugen, weil er vom Sturm bis zur Abwehr flexibel einsetzbar war und mit 4 Toren und 6 Vorlagen ebenfalls einen starken Leistungsnachweis erbrachte. Eine solide Saison spielte abermals Enis Saiti (4 Tore, 2 Vorlagen), dessen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert wurde. Mit der frühzeitigen Vertragsverlängerung des besten Torschützen und Mannschaftskapitäns, Florian Treske, hat der Verein ein Zeichen gesetzt. Zwar ist der VfR mit Treske offensiv leichter auszurechnen, das da Spiel doch sehr stark auf ihn zugeschnitten ist, jedoch muss man ihn halt auch 90 Minuten lang ausschalten, was selten gelingt. Was Hoffnung für die neue Spielzeit macht, sofern das Team weitestgehend zusammen bleibt, ist der erreichte fünfte Platz in der Rückrundentabelle, der gezeigt hat, dass das Trainerteam um Steven Jones – auch ohne Trainerschein – eine Mannschaft weiterentwickeln kann.

ZUKÜNFTIGE ZUSAMMENSETZUNG DER REGIONALLIGA SÜDWEST IST EIN TRAUM
Wenn man sich die zukünftige Zusammensetzung der Regionalliga Südwest ansieht, kann man als Fußballfan nur mit der Zunge schnalzen. Dort finden sich hessische Traditionsklubs wie Kickers Offenbach und Hessen Kassel, aus dem Saarland SV Elversberg, der FC Homburg und der 1. FC Saarbrücken, aus Baden-Württemberg die Kultvereine Waldhof Mannheim, SSV Ulm und die Stuttgarter Kickers (Absteiger aus 3. Liga). Auch Rheinland-Pfalz ist stark vertreten mit dem FK Pirmasens und dem 1. FC Kaiserslautern II. aus der tiefsten Pfalz, aus der Oberliga kommt TuS Koblenz wieder hoch, dazu kommen mit Eintracht Trier und Wormatia Worms die beiden ältesten Städte Deutschlands. Fußballherz, was will man mehr? Während sich in der Bundesliga zukünftig Hoffenheim, RB Leipzig und SC Ingolstadt duellieren, spielen die einstigen Traditionsvereine mittlerweile in der Regionalliga Südwest. Alleine sechs (?) ehemalige Bundesligisten tummeln sich in der nächsten Saison im Südwesten. Die Frage muss erlaubt sein: Was will man in der 3. Liga, die vor Ostvereinen nur so wimmeln, wenn man in der Regionalliga eine derart mit Hochkarätern besetzte Liga vorfindet? Na wenn das kein Grund ist, der Wormatia in der nächsten Saison mal einen Besuch abzustatten. Auch wenn das einzige Saisonziel des Vereins wieder nur der Klassenerhalt sein wird.