Autor: Bert Bims

Obwohl der Prozess selbst ja in Windeseile abgewickelt wurde, ist der Nachhall umso größer. Uli Hoeneß muss ins Gefängnis, weil er eine nicht gerade kleine Summe an Steuern hinterzogen hat. Ich höre Sie deshalb schon zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal Herr Bims, wie finden Sie das denn, dass der Herr Hoeneß so gierig war?“

Zunächst möchte ich es natürlich nicht versäumen, es Angela Merkel gleich zu tun und Uli Hoeneß meinen Respekt für die Akzeptierung des Urteils aussprechen. Ich finde, das ist wirklich eine faire Geste von dem Uli, dass er die deutsche Rechtsstaatlichkeit anerkennt. Für einen Mann in seiner Position ist das längst keine Selbstverständlichkeit. Man erinnere sich nur an das Fußball-Motto: „Fair geht vor!“ Das gilt auch und gerade beim Steuern hinterziehen. Ganz böse Zungen behaupten ja, dass der Herr Hoeneß nur deswegen keine Revision gegen das Urteil eingelegt hat, weil zu befürchten steht, dass ansonsten noch mehr rauskommt. So wird schon seit längerem gemunkelt, dass Uli Hoeneß bei der Steuererklärung eine Fahrtgemeinschaft mit Alice Schwarzer angegeben habe. Und die Frau Schwarzer, der schlaflose Traum aller Bayern-Fans, nimmt es ja bekanntlich auch nicht so genau mit dem Steuern zahlen. Für die Erfinderin der Emanzipation gilt das gleiche wie für den Wurst-Uli: Wenn man sich über Jahrzehnte hinweg als moralische Instanz dieses Landes inszeniert hat, fällt man enttarnt umso tiefer.

Vom Prinzip hat Chefsatiriker Oliver Kalkofe die ganze Misere um das leidige Thema „Steuern zahlen“ am besten auf den Punkt gebracht: „Steuerhinterziehung – oder wie wir es lieber nennen: „kreative kundenorientierte Vermögensverwaltung bei temporärer Umgehung der staatlichen Fiskaldiktatur – ist kein Verbrechen. Es ist eine Selbstverständlichkeit. Natürlich nur im großen Stil. Denn wer nichts hat, dem fällt es natürlich leicht, etwas davon abzugeben. Denn es ist ja nicht viel. Wer aber viel hat, der will auch viel behalten. Das bedingt die Logik der emotionalen Mathematik. Und wer hier nicht versucht zu betrügen, dem kann man auch nicht vertrauen.“

Eben. Kalkofe hat recht. Wie könnte man auch sonst Präsident von Bayern München sein, wenn man sich nicht linker Methoden bedienen würde? Moral und Geschäftssinn reichen sich nun mal eher selten die Hand. Das wird sich beim FCB auch unter Rummenigge nicht ändern, vorausgesetzt der Kalle muss nicht auch noch einsitzen, weil er mal wieder erwischt wurde, wie er ein paar Rolex-Uhren über den Zoll schmuggeln wollte. Mal ehrlich, was soll man denn von einem Multimillionär halten, der nicht einmal versucht zu betrügen? Für unsereins rentiert sich das ja gar nicht. Aber stellen sie sich mal vor, Hoeneß wäre nicht erwischt worden. Das hätte sich doch mal gelohnt und der Uli hätte noch viel mehr Monopoly-Geld zur Verfügung gehabt, um seine Spielsucht befrieden zu können.

Angefangen hat die ganze Misere übrigens mit dem „Dicken aus Oggersheim“, der nach 16 Jahren Regentschaft nicht nur ein marodes Land mit astronomischen Staatsschulden, hohen Steuern und bankrotten Sozial- und Rentensystemen hinterlassen hat, sondern ebenso ein Bild, das sich in die Köpfe vieler eingebrannt hat. Wie Kohl mit einem Koffer voller Schmiergeld durchs Land marschiert ist, als wäre das die normalste Sache der Welt. Seitdem hat sich bei vielen die Denkweise durchgesetzt, dass es die normalste Sache der Welt ist, den Staat zu bescheißen. Wenn das sogar jemand macht, der damals als Bundeskanzler eine nicht ganz unwichtige Position hatte. Man sollte sich halt nur nicht erwischen lassen. Oder wahlweise rechtzeitig eine Selbstanzeige machen.