Autor: Bert Bims

Landtagswahl in drei Bundesländern, auch in Rheinland-Pfalz durften wir mal wieder das kleinste aus all den Übeln auswählen. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, waren Sie denn auch im Wahlkampffieber?“

Na klar. Wer hätte gedacht, dass die zukünftig bundesweite Zehn-Prozent-Partei SPD noch einmal so ein Comeback in Rheinland-Pfalz hinlegen würde? Zu verdanken hat sie das ihrem Parteichef Sigmar Gabriel, der so freundlich war, auf Wahlkampfunterstützung für Malu Dreyer zu verzichten, um ihren Sieg nicht zu gefährden. Scherz beiseite (obwohl es gar kein Scherz war…), wie die in Umfragen stets weit abgeschlagene Dreyer die Klöckner noch auf den Zielgeraden überholt hat. Wahnsinn. Und egal auf welchem Fernsehkanal man auch schaute, stand daneben, davor oder ungünstigerweise auch dahinter unser Wormser Strahlemann Jens Guth, der Generalsekretär der alten und neuen Ministerpräsidentin. Das Wormser Blitzlichtgewitter schlechthin, der jedoch, je nachdem in welchem Winkel die Kameras eingestellt waren, nicht immer so einfach zu erkennen war. Vor allem, wenn sein Parteikollege Alexander Schweitzer, die 2,06-Meter-Latte, vor ihm stand. Bei so mancher Wahlkampfveranstaltung sollen Security-Mitarbeiter versucht haben, den „kleinen Jungen in seinem Konfirmandenanzug“ neben Schweitzer, der sich offensichtlich auf die Bühne geschmuggelt hatte, zu verscheuchen, bis Malu Dreyer aus dem Hintergrund gerufen hat: „Hören Sie auf, das ist mein Generalsekretär!“ Weil der Riese Schweitzer ihm dauernd die Sicht verdeckt hat, soll sich Guth deshalb des Öfteren schmollend hinter der Bühne verkrochen haben, um in einer stillen Ecke heimlich in seinem Lieblingsbuch „Oma! Schreit der Frieder“ zu lesen. Das ist nämlich sein Lieblingsbuch, wie er im Zuge des Wahlforums gegenüber dem Nibelungen Kurier angab. Uns hat er das schon vor zehn Jahren in einem WO! Fragebogen verraten mit dem Zusatz: „Ich habe seit der Schulzeit kaum noch was gelesen, außer „Oma! Schreit der Frieder“, das ich immer meinen Kindern (heute Enkelkindern, Anmerkung der Red.) vorlese.“ Während Jürgen Neureuther von der FDP, der alte Streber, mit „Narziss und Honigmund“ von Hermann Hesse geantwortet hat und der CDU-Spitzenkandidat und einst beim LKA tätige Adolf Kessel pflichtbewusst „Die Kriminalstatistik von Rheinland-Pfalz“ als seine Lieblingslektüre angab, ist dem Linken Sebastian Knopf nicht ein einziges Buch eingefallen, das er je gut fand. Oder dass er im günstigsten Fall sogar gelesen hat. Nix, nicht einmal ganz leicht Verdauliches wie „Zur Kritik der Hegelschen Rechts-Philosophie“ von Karl Marx oder „Der Archipel Gulag“ von Alexander Solschenizyn. Jetzt könnte man wieder eine Diskussion lostreten, ob man als Politiker denn unbedingt belesen sein sollte, wenn man Visionen für eine neue Politik entwickeln will. Aber wie sagte bereits der große Helmut Schmidt: „Wer eine Vision hat, der soll zum Arzt gehen.“

Ich mach mir da selbst gar nichts vor: Auch ich bin nur ein kleiner, regionaler Society-Reporter, der sich auf den Partys und Festen in Worms unter die oberen Zehntausend von Worms mischt und dabei gerne mal einen Champagner aus dem Bauchnabel einer Reichen und Schönen trinkt. Dafür muss ich nicht sonderlich belesen sein. Ich schreibe ja schließlich nicht fürs Feuilleton oder den Politikteil. Mir geht’s deshalb wie Jens Guth. Auch ich habe seit der Schulzeit konsequent nix mehr gelesen. Keinen Hemingway, keinen John Steinbeck, keinen Hermann Hesse und schon gar nicht George Orwell. Meine Lieblingsbücher lauten deshalb: „Die kleine Raupe Nimmersatt“, „Das Märchen vom dicken fetten Pfannkuchen“, „Karlsson auf dem Dach“ und nicht zu vergessen „Hanni und Nanni im Geisterschloss (Band 6)“ von Enid Blyton. Das les ich sogar heute noch gerne.

Mit literarischen Grüßen
Ihr Bert Bims