Das Thema „Haus am Dom“ wirbelte den Wahlkampf im Vorfeld der Kommunalwahlen kräftig durcheinander. Eine ziemlich eindeutige rot-schwarze Front hatte sich deutlich dafür positioniert, die kleinen Parteien und jede Menge Wormser waren dagegen. Trotzdem hielten sich die Auswirkungen für die beiden Großen in Grenzen. Aus dem erwarteten Denkzettel der Wähler wurde am 25. Mai 2014 allenfalls ein Denkzettelchen.

Um das „Happy End“ einer Wahl vorweg zu nehmen, die vom Prinzip – trotz dieses ständig präsenten, nahezu einzigen Wahlkampfthema – kaum unspektakulärer hätte verlaufen können: Da SPD und CDU zusammen nur ca. 5,5 % an Stimmen verloren haben, war vom Prinzip schon am Abend klar, dass es erneut auf eine punktuelle Zusammenarbeit der beiden Großen im Wormser Stadtrat hinauslaufen würde. Alles beim Alten also in Worms. Großer Verlierer, aber als stärkste Partei doch wieder Gewinner war die Wormser SPD. Es gab die erwartete Ohrfeige, die aber dann doch nicht so heftig ausgefallen ist. Genauso wie vom Prinzip bei der FDP um ihren Parteichef Dr. Jürgen Neureuther, die mit 6,2 % deutlich über dem bundesweiten Trend lag, auch wenn man damit 4,31 % gegenüber dem Traumergebnis von 2009 verloren hat. Darauf ausruhen wäre trügerisch, denn die AfD, die die FDP bundesweit bereits überflügelt hat, hat lediglich keine Leute für Worms zusammenbekommen. Zum Glück für CDU oder FDP, in deren Gewässern die AfD fischt, denn bei der gleichzeitig stattfindenden Europawahl kam man in Worms aus dem Stand auf 7,8%. Die FWG Bürgerforum, die man am ehesten als Gegner des geplanten Gemeindehaus der Luthergemeinde wahrgenommen hatte, hat 3% dazu gewonnen. Da hatte so mancher um den Spitzenkandidaten Mathias Englert auf ein zweistelliges Ergebnis spekuliert, auch wenn 9,3% trotzdem ganz ordentlich sind. Am Wahlabend größter Gewinner waren die Wormser Grünen, die mit 3,87% am deutlichsten zulegten und bei stolzen 12% landeten. Themen wie das Gewerbegebiet „Zum hohen Stein“ hatten der Ökopartei zu Aufwind verholfen. Leider hielt der Frieden bei der Ökopartei nicht lange, denn die Spitzenkandidatin Isabel Mehlmann gab schon kurz nach der Wahl ihren Austritt aus der Grünen-Fraktion bekannt, um fortan als Parteilose am Stadtratsgeschehen teilzunehmen. Egal welche Machtspielchen auch immer hinter den Kulissen stattgefunden haben, ist die Außenwirkung verheerend, wenn es erneut bei den Grünen wegen Meinungsverschiedenheiten zum Bruch kommt. In der letzten Wahlperiode hatte Helmut Bauer die Seiten gewechselt, dieses Mal scherte Mehlmann aus, bevor es überhaupt richtig los ging. Zu melden haben aber zukünftig weder die Grünen noch Mehlmann etwas, geschweige denn FWG Bürgerforum oder die FDP, denn die große Politik wird von SPD und CDU bestimmt. Die Hoffnungen, dass eine weitere Zusammenarbeit, eine erneute Wormser GroKo, nach drei Jahrzehnten ein Ende finden würde, zerplatzten am Abend des 25. Mai 2014. Das Wormser Dauerthema „Haus am Dom“ war nicht mächtig genug, um für einen Orkan zu sorgen, allenfalls ein wenig Gegenwind. Ach ja, der Chronistenpflicht halber: Eine Partei erreichte 2,8%, landete mit einem Sitz im Stadtrat und deren Kandidat nervt seitdem alle. Name von Partei und Kandidaten entfallen.