Während ein Teil der Wormser kollektiv im Feierrausch der Wormser Straßenfastnacht versank und sich anschließend bei Halli Galli mit der Band „Me and the Heat“ in der Aula der Wormser Hochschule prächtig amüsierten, bot die Funzel ein ebenso gut gelauntes Gegenprogramm.

Kostümierte Menschen fand man, bis auf eine junge Dame, die wohl vom Weg zur Hochschule abkam, in der Kultkneipe nicht vor, dafür aber die Incredible Firecacadoos, die für ausgelassene Partystimmung in der bestens gefüllten Funzel sorgten. Dank mitreißend gespielter Rock’n’Roll Klassiker der 50er und 60er stellte die Band einmal mehr unter Beweis, warum sie derzeit zu den unterhaltsamsten Coverbands in Worms gehört. Mit Partystimmung ist bei dem Theaterensemble Szene 9 wohl eher nicht zu rechnen, dafür wiegt der Anspruch zu schwer, relevantes Theater inszenieren zu wollen, das nicht nur unterhält, sondern auch Fragen stellt. Frei nach dem Motto, große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, lud die engagierte Theatergruppe Anfang März in das Bistro Kabinett im Herrnsheimer Schloss, um über das nächste Projekt zu informieren. „Inselfestspiele“ sollen es werden. Zwar sollen diese erst im Sommer 2018 stattfinden, zuvor soll es bereits in diesem Weinsommer in Herrnsheim eine Art Vorabfilm geben, verrieten Christian Mayer und Benedict Schulz bei dem Pressegespräch. Das eigentliche Stück, betitelt „Genesis“, wurde zuvor in Kooperation mit dem österreichischen Autoren Konstantin Schwab entwickelt. Dieser hat nun die Aufgabe, die Idee mit Leben zu füllen. Schwab erläuterte hierzu: „Es geht um die Macht der Idee, und welche Verantwortung diese nach sich zieht“. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein moderner Prophet, der sich von diesen Ideen distanzieren möchte und sich auf eine Insel zurückzieht. Als Kulisse für diese Insel hat man das kleine Eiland inmitten des Sees im Herrnsheimer Schlosspark ausgewählt. Man darf gespannt sein, was die Theatertruppe in den nächsten 15 Monaten aus diesem ehrgeizigen Projekt macht.

Nicht ganz so ehrgeizig entwickelte sich das Leben des Bauchredners Tim Becker. Das zumindest schilderte er im bestens besuchten Lincoln Theater bei seinem gefeierten Auftritt am 4. März. Als Lehrersohn schon früh stigmatisiert, begann der arme Kerl mit seinen Puppen zu sprechen und entwickelte daraus gleich eine ganze Berufskarriere. Humor aus dem Bauch heraus, traf sprichwörtlich auf diesen Abend zu. Tiefgang hatte das selten, aber umwerfend sympathisch war das allemal. Mit seiner naiv, sympathischen Art schaffte es der Künstler ohne Mühe, auch ein erwachsenes Publikum für seine Puppen wie Joe, den Hippie oder die rollige Kuh Dandy Randy zu begeistern. Die wahre Kunst des Tim Becker ist es, diesen Puppen wie echte Charaktere wirken zu lassen.

Humor ist auch ein wichtiger Bestandteil der Aufführungen der Theaterwerkstatt. In diesem Jahr feiert die Theatergruppe der VHS ihren 35. Geburtstag. Hierfür stellte die Gruppe einen ganz besonderen Theaterabend zusammen. Statt eines kohärenten Stückes gab es unter dem Titel „Ich und du – Geliebt. Beweint. Und unvergessen.“ ein Jubiläums-Medley, bei dem Auszüge aus berühmten Werken der Theaterkunst aufgeführt wurden. Besonders eindringlich geriet dabei der Auftakt des abwechslungsreichen Abends. Das Theaterfoyer wurde kurzerhand zur Theaterbühne umfunktioniert und Annette Hammerstein spielte einen eindrucksvollen Monolog aus dem Roddy Doyles Ein-Personen-Stück „Die Frau, die gegen Türen rannte“. Nicht minder gelungen war die von Alexander Rehn und Tobias Krause gespielte Szene aus dem Samuel Beckett Klassiker „Warten auf Godot“. Bei dem unterhaltsamen Ritt durch die Welt der Theaterklassiker streifte das spielfreudige Ensemble u.a. Szenen aus Ephraim Kishons „Es war die Lerche“, Oscar Wildes „Salome“ oder Edward Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“. Mit dem rund zweistündigen Abend belegte die Gruppe einmal mehr, dass sie ein weiteres Highlight des theateraffinen Worms sind.

Zwar sind sie keine Künstler der bildenden Kunst, aber mit ihren Rebensaftkreationen sind die sechs Marktwinzer echte Gaumenkünstler. Seit dem 11. März sind die „glorreichen Sechs“ (Kloos, Weinmann, Lösch, Mühsel, Schäfer und Spohr) wieder zurück. Als hätten es die Wormser Weinfreunde nicht erwarten können, strömten diese auch in Massen zu der Eröffnung. Bei bestem Wetter demonstrierten dabei die zahlreichen Gäste einmal mehr Wormser Gelassenheit. Bis zum Spätherbst werden die Winzer im wöchentlichen Wechsel ihre Weine zur Verköstigung anbieten.