Zwar wird die BI „Keine Bebauung am Dom“ nicht müde zu betonen, dass die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes über die Zulassung des Bürgerentscheides noch immer aussteht. Ebenso war der Bauantrag der Domgemeinde durch die Stadtverwaltung bei Redaktionsschluss noch nicht genehmigt. Aber spätestens als die bisherige Pächterin des Domkioskes ihre Kündigung erhalten hat, weil dieser ja schon bald einem „Haus am Dom“ weichen müsse, wurde vielen Wormsern schmerzlich bewusst, dass es tatsächlich schon bald losgehen könnte…

Dabei hatten Brigitte Hammel und Marlene Sely Anfang September noch einen flammenden Appell an Bischof Karl Kardinal Lehmann geschickt – eine „Bitte von Mitgliedern der Katholischen Kirche in Worms“. Darin war u. a. zu lesen: „Vor dem Hintergrund des in der Öffentlichkeit zweifellos immer noch anhaltenden Ringens um den richtigen Standort des Hauses, bewegt uns als Unterzeichner vor allem die Frage, warum wir als Katholiken von Worms nicht in geeigneter Form in die Diskussion um diesen Bau einbezogen wurden. Immerhin handelt es sich zweifellos um das wichtigste und größte Bauprojekt am Dom seit dem Abriss seiner Umgebungsbauten vor fast 200 Jahren. Die von Ihnen zitierte große Mehrheit in den gewählten Gremien der beiden Gemeinden ist in diesem besonderen Fall nicht ausreichend. Bei diesem Jahrhundertprojekt darf einfach nicht unberücksichtigt bleiben, dass sich Tausende von Wormsern und auch Katholiken gegen ein Gemeindehaus wenden, das den freien Blick auf die Südseite des Doms so signifikant beeinträchtigt. Auch wenn Ihnen das Baurecht nun erteilt werden sollte, kann noch innegehalten werden. Erstmals könnte die Meinung der Katholiken von Worms in die Entscheidungsfindung mit einbezogen werden, damit unsere größte und berechtigte Sorge genommen wird: Die Sorge, dass weitere Katholiken enttäuscht werden und in ihrer Verärgerung die Kirche und ihre aktive Mitgliedschaft in Frage stellen und der Gemeinschaft verloren zu gehen drohen, einer Gemeinschaft und Institution, die Jahrhunderte so viel Gutes getan hat.“

Was da so blumig umschrieben wurde, ist natürlich nichts anderes als eine versteckte Drohung, dass nicht wenige aus der Kirche austreten werden, sollte der freie Blick auf die Südseite des Doms nicht erhalten bleiben. Viele warten dann, sollte das Verwaltungsgericht im Sinne der Domgemeinde entscheiden, quasi auf den symbolischen ersten Spatenstich, sprich: wenn die beiden Bäume vorm Südportal gefällt werden. Für diesen Tag haben dem Vernehmen nach einige Wormser einen Besuch auf der Stadtverwaltung angekündigt, um einen Massenaustritt aus der Katholischen Kirche zu veranstalten. Quasi ein Austritts-Flashmob. Falls Sie sich also schon immer geärgert haben, dass auf ihrem Lohnstreifen „Kirchensteuer“ abgezogen wird, aber Sie sich bisher noch nicht so recht getraut haben, deswegen aus der Kirche auszutreten, könnte der „Haus am Dom“ Tag eine gute Gelegenheit bieten, auf noch viele weitere Gleichgesinnte zu treffen. Nur Mut! Und mit der zukünftig gesparten Kohle machen wir dann was richtig Gutes. Versprochen?