Bei einer Kundgebung gegen das geplante Haus am Dom haben sich am 8. November noch einmal knapp 500 Personen eingefunden, um mit Plakaten durch die Innenstadt zu ziehen und abschließend gemeinsam den Wormser Dom zu umarmen. Das symbolische Zeichen nach außen: Dieser Dom gehört uns allen. Nützen wird es aber vermutlich nicht mehr viel.

„Das waren die letzten Unverbesserlichen!“ werden die wenigen Befürworter sagen. Andererseits sind 500 Leute in einer Stadt wie Worms, in der man seinen Protest am liebsten hinter vorgehaltener Hand äußert, weil vermutlich irgendwelche familiären Verbindungen einen öffentlichen Protest unmöglich machen, nicht gerade wenig. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Sache „eigentlich“ schon entschieden ist. Fakt ist, dass die Stadtverwaltung im Oktober mitgeteilt hat, dass die Baugenehmigung für die Errichtung eines neuen Gemeindehauses am geplanten Standort unmittelbar vor der Nikolauskapelle erteilt wurde. Die letzte Hoffnung vieler ist nun, dass der kürzlich erfolgte Einspruch einer Nachbarin noch etwas bewirken kann. Dazu erhielten wir von deren Anwaltschaft folgende Mitteilung: „Die Genehmigung greift in die öffentlich-rechtlich geschützten Rechte der Nachbarschaft ein. Einer der am stärksten betroffenen Nachbarn hat am 29. Oktober 2014 gegen die Baugenehmigung den eröffneten Rechtsbehelf des Widerspruchs fristwahrend bei der Stadtverwaltung eingelegt und zugleich begründet. Sowohl die Stadtverwaltung als auch das Verwaltungsgericht können auf Antrag der Nachbarschaft die aufschiebende Wirkung des Rechtsbehelfs herstellen. Die den Rechtsbehelf führende Nachbarschaft hat den Nachbarwiderspruch mit überzeugenden Argumenten begründet, auf die bislang eine Erwiderung der Stadtverwaltung nach einer Beratung durch den Rechtsausschuss aussteht.“

Kein weiteres Moratorium
Aufgrund dieses Sachverhaltes hat der Bürgerverein ein Moratorium bei Domprobst Tobias Schäfer beantragt, dass der Baubeginn und die dazugehörigen Vorbereitungen zurückgestellt werden sollen, bis die Baugenehmigung auf ihre Rechtmäßigkeit hin überprüft wurde. Das jedoch hat der Öffentlichkeitsausschuss der Pfarreien St. Peter und St. Martin in Worms in einer Pressemitteilung vom 20. November abgelehnt: „Nachdem bereits Ende September die Baugenehmigung für das geplante „Haus am Dom“ erteilt worden war, hat die Kirchengemeinde unmittelbar eine Architektenfirma mit der Planung und Ausschreibung für die bauvorbereitenden Maßnahmen beauftragt. Konkret geht es um die Einrichtung einer Baustraße, die eine Zufahrt zum Baugelände ermöglicht, sowie um dazu notwendige Abbrucharbeiten am bisherigen Kiosk. Auch zwei Bäume, die an dieser Stelle stehen, müssen gefällt werden; die Genehmigung dafür ist mittlerweile erteilt.“ Nachdem die Kirchengemeinde bereits im Frühjahr 2014 einem Moratorium zugestimmt hatte, lehnt man dies nun entschieden ab. „Ein weiteres Verschieben des Baubeginns kommt für uns, das müssen wir an dieser Stelle in aller Deutlichkeit sagen, zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Frage“, stellt Propst Tobias Schäfer klar. Bereits durch das erste Moratorium seien nicht unerhebliche Kosten entstanden, weitere will man sich in dieser Sache schlichtweg nicht mehr leisten. Dazu kommt, wie Klaus Berg vom Verwaltungsrat ergänzt, dass die vorbereitenden Maßnahmen notwendig sind, damit wie geplant im Januar mit den archäologischen Grabungen begonnen werden kann. „Für diese sind noch einmal mindestens 3 Monate veranschlagt, so dass, von der Erteilung der Baugenehmigung im September bis zu einem realistischen Baubeginn ohnehin faktisch ein Moratorium von mindestens einem halben Jahr entsteht.“ Bis dahin sollte nach Einschätzung der Kirchengemeinde geklärt sein können, ob der Einspruch der Nachbarin gegen die Baugenehmigung Aussicht auf Erfolg hat. Gleichzeitig ist dies der letzte Strohhalm, an den sich die immer noch in großer Anzahl vorhandenen Gegner klammern.

Zu viel verbrannte Erde
Von Seiten der Domgemeinden wähnt man sich, trotz des Einspruchs einer Nachbarin, rechtlich auf der sicheren Seite und hat für Anfang 2015 den Beginn der archäologischen Grabungen vor dem Südportal des Wormser Domes angekündigt. Moralisch sieht es schon etwas bedenklicher aus. Durch den zu erwartenden Austritt einer nicht unerheblichen Anzahl von zuvor treuen Gemeindemitgliedern, kann man schon lange nicht mehr von einem neuen Gemeindehaus sprechen, das auch nur im Geringsten eine Chance hätte, zu einem „Haus der Liebe“ zu werden. Zuviel Zwietracht wurde in dieser Sache gesät, zu sehr hat dieses Thema die Bürger in den letzten Monaten aufgewühlt. Wer die Wormser kennt, der weiß zudem, dass es das potentielle neue Gemeindehaus nebst Cafe an diesem Standort nicht leicht haben wird, die Akzeptanz der Bürger zu finden. Es gibt jede Menge Wormser, die seit Eröffnung kein einziges Mal im Nibelungenmuseum waren und einen Besuch auch heute noch kategorisch ablehnen. Selbiges würde auch dem Haus am Dom blühen. Man kann diese Wormser Eigenart „stur“ nennen. Genauso gut aber auch „konsequent“.