Dank Internet kann sich heutzutage jeder überall auf der Welt mit frei zugänglichen Informationen versorgen und untersteht nicht mehr ausschließlich der Propaganda seines Landes, die in erster Linie von den Medien verbreitet wurde. Wenn der Staat nun vor dem Hintergrund zunehmender Fake-News vermehrt Zensur betreiben will, geht es im Endeffekt nur darum, die Deutungshoheit über Meinungen wieder in die Hände der „etablierten Medien“ zu legen, die indirekt sowieso unter staatlichem Einfluss stehen.

Was war das doch früher, quasi vor Einführung des Internet, für eine scheinbar heile Welt. Wenn ein paar Nationen (allen voran zumeist die USA) mal wieder in ein fremdes Land eingefallen sind, um sich über dessen Rohstoffe herzumachen, da haben die Medien, ob Fernsehen oder Tageszeitungen, einhellig über die Schandtaten des vermeintlichen Gegners berichtet und die Kriegsstimmung in der einheimischen Bevölkerung entsprechend angeheizt. Sind dann ein paar Hippies oder Studenten wegen eines ungerechtfertigten Kriegseinsatzes auf die Straße gegangen, wurden sie als Verschwörungstheoretiker abgetan. Die Deutungshoheit über Nachrichten und Ereignisse lag bei den Medien, die wiederum in erster Linie vom Staat gefüttert wurden. Heutzutage ist das nicht anders, nur eben noch viel extremer. Wer sich wundert, dass man in den sozialen Medien im Internet Nachrichten findet, die in den öffentlich-rechtlichen Medien oder großen Tageszeitungen nicht einmal Erwähnung finden, muss sich nur die poltische Zusammensetzung des Verlages oder des Fernsehsenders ansehen, in dem zumeist Politiker in den Aufsichtsräten sitzen oder Parteien mit Geschäftsanteilen an dem Medienunternehmen beteiligt sind. Dass man dort fast nur noch vorgefertigte Meinungen findet und unbequeme Tatsachen aus politischen Gründen verschwiegen werden, dürfte auch dem letzten Tagesschau-Gucker und Bild-Zeitungsleser aufgefallen sein.

„Journalismus ist etwas zu veröffentlichen, was andere nicht
wollen, dass es veröffentlicht wird. Alles andere ist Propaganda.“
George Orwell

Internet – Segen und Fluch zugleich
Aber dafür gibt es nun schließlich das Internet. Seitdem ist das Verbreiten von Informationen (und somit das Wissen aller) buchstäblich außer Kontrolle geraten. Selbst in den entlegensten Orten der Welt hat man den gleichen Zugriff auf Informationen, Wissen und vor allem auf andere Standpunkte und kontroverse Meinungen. Hieß es früher noch „das stimmt, weil es doch in der Zeitung stand“, so kann man sich heutzutage anhand der Informationen aus dem World Wide Web zuverlässig eine eigene Meinung bilden. Dort hat man Zugriff auf Informationen, die Tageszeitungen gerne unter den Tisch fallen lassen, was ihnen auch den Begriff „Lückenpresse“ einbrachte. Aber natürlich bieten gerade die Sozialen Medien im Internet, Stichwort: Facebook, auch eine beliebte Plattform für Propaganda – ob rechts oder links spielt dabei keine Rolle. Leider werden über Facebook auch jede Menge Fake-News (Klassiker: „Syrische Asylantenfamilie erhält 30.000 Euro im Monat vom Staat“ oder „Flüchtlinge fressen Hund auf“) verbreitet, auf die immer noch viel zu viele Hohlköpfe reinfallen.

Die Vorteile überwiegen
Über soziale Medien werden aber auch Missstände millionenfach verbreitet. Dann erfährt plötzlich alle Welt, welch perfides Spiel die Firma Nestlé mit Millionen Afrikanern spielt. Es bleibt nicht mehr unter der Decke, wer bei den Panama Papers mitgewirkt hat. Die Namen der Unternehmen, die zwar Milliarden verdienen, aber keinen Cent Steuern zahlen (Stichwort: Apple, Starbucks, Nike), können überall im Netz nachgelesen werden, und jeder Konsument kann selbst entscheiden, ob er solche Firmen weiter unterstützt. Auch, dass ein paar Bonzen so viel besitzen, wie die Hälfte der Weltbevölkerung, ist eine Information, die bestimmte Kreise gerne unter der Decke halten würden, die aber dank Internet milliardenfach verbreitet wurde. Die Informationsflut ist gewaltig, allerdings sollte man auch die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Dagegen sind ein paar Fake-News, auf die halbwegs gebildete Menschen sowieso nicht reinfallen, locker zu verkraften.