Kritik zum Programm „Das Leben ist Abenteuer genug“ von John Doyle

Was ist Herr Schmitt von Beruf?

Der deutsch-amerikanische Comedian John Doyle war auf einem Gastspiel im Lincoln Theater. WO! war dabei und kann jetzt erklären, dass Herr Schmitt Baggerfahrer ist.

Wer John Doyle nicht kennt, muss ganz kurz im Fernseharchiv ins Jahr 2003 blättern. In der Sendung „Star Search“ belegte der in New Jersey geborene Künstler den zweiten Platz, hinter einem gewissen Ingo Oschmann. An diesem Abend tummelten sich rund 50 Menschen im alten Kino, um dem Programm des Stand-Up Komikers unter dem Titel „Das Leben ist Abenteuer genug“ zu lauschen. Stand-Up ist hier der richtige Begriff. Rotes Licht und ein Mikrofon, mehr benötigte Doyle für seine zweistündige Show nicht. Lediglich eine Backsteinwand konnte das Lincoln Theater nicht bieten, um das Klischee perfekt zu machen. Doyle erzählte einfach klassisch drauf los, was sein Alltagsleben vermeintlich zu bieten hat. Sei es die Morgenlatte, für die er gerne ein Sparkonto in seiner Jugend angelegt hätte oder die eklatanten Unterschiede zwischen Deutschland und Amerika. Ange- fangen bei Gerichten wie einem strammen Max, für den man in Amerika schon mal im Knast landen könnte. Überhaupt gelangen Doyle an diesem Abend sehr viele Gags, die die Absurditäten der deutschen Sprache aufzeigten. Vor allem die Geschichte über das eigene Erlernen der deutschen Sprache erntete viele Lacher, da es gar nicht so einfach ist, ein Gespräch zu führen, wenn man nur folgendes Satzpaar aus der Sprachschule zur Verfügung hat: „Was ist Herr Schmitt von Beruf? Herr Schmitt ist Baggerfahrer.“ Um das mit der Sprache zu beschleunigen, berichtete der seit 30 Jahren in Deutschland lebende Doyle, wie es gelingen kann, mit der Hilfe von Fernsehserien und einer Telefonsex-Hotline Deutsch auf der Überholspur zu lernen. Ebenso berichtete er vom Zusammen- leben mit seiner Frau während Corona und seiner Bypass Operation, von der ihm vor allem die morgendlichen Waschsessions mit Pfleger Manfred im Gedächtnis geblieben sind. Am Ende hinterließ Doyle ein zufriedenes Publikum, welches immerhin weiß, was Herr Schmitt von Beruf ist.

Fazit: Doyles Humor funktioniert vor allem durch Authentizität und seinen Dialekt, der einem ein bisschen die sprachliche Power aus Denglisch vorgibt. Für den ganz großen Ausreißer wollte es an diesem Abend nicht reichen, dafür waren die Storys einfach zu vorhersehbar, was aber der Unterhaltung nicht wirklich einen Abbruch getan hat.

13. April 2023 | Lincoln Theater Worms

Text: Peter Englert Foto: Andreas Stumpf