WO! zu Besuch bei den „Pink Paddlern-Paddeln gegen Brustkrebs)“

Während sich die Sonne gen Westen neigt und die Sonnenstrahlen auf der Oberfläche des Wassers im Floßhafen wie kleine funkelnde Juwelen reflektieren, zieht ein Boot beharrlich seine Bahnen. Doch es ist nicht irgendein Boot. Angetrieben von einer Steuerfrau paddeln zwanzig Frauen im Rhythmus mit ihrem Drachenboot durch den Hafen und demonstrieren zugleich ihren Kampf gegen Brustkrebs.

Vom Ufer aus sind sie bereits leicht zu erkennen. In ihren unverwechselbaren T-Shirts in Pink bilden diese Frauen und noch weitere die Pink Paddler – eine Initiative, die seit vielen Jahrzehnten Frauen und auch den vereinzelt betroffenen Männern Halt gibt, wenn die Diagnose Brustkrebs gestellt wird. Eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. In Zahlen bedeutet das, dass in Deutschland rund 70.000 Frauen Brustkrebs diagnostiziert bekommen. Männer können ebenfalls daran erkranken, allerdings deutlich seltener. Dank neuer Entwicklungen und Fortschritten in der Therapie haben sich die Überlebenschancen von Betroffenen deutlich verbessert.

Ein wichtiger Bestandteil, während und nach der Therapie, ist Bewegung. Doch viele Bewegungen sind schmerzhaft, wie Michaela Pfeiffer, die für die Pink Paddler Worms die Öffentlichkeitsarbeit organisiert, anmerkt. Im Gespräch mit WO! erklärt sie, dass auch sie schmerzvoll erfahren musste, dass nicht jeder Sport gesundheitsfördernd ist. 2017 entdeckte sie schließlich die Pink Paddler in Worms; eine Initiative, die ihren Ursprung Anfang der Nuller Jahre in Kanada fand und schließlich den Weg nach Deutschland fand. Hier in Deutschland ist die Aktion unter dem Namen „Die Pinkpaddlerinnen – Paddeln gegen Brustkrebs“ seit 2010 aktiv. Wie der Name schon nahelegt, findet dieser Sport auf dem Wasser statt, genauer gesagt auf einem Drachenboot.

Ein Drachenboot ist ein besonders langes, offenes Paddelboot, das ursprünglich aus China stammt. Platz bietet es für rund 20 Paddler, in diesem Fall vor allem Paddlerinnen und vereinzelten Paddlern. Dabei geht es nicht nur um die medizinische Wirkung, sondern auch um die Kraft der Gemeinschaft. In Worms konnte die Pink Paddler Initiative dank der Unterstützung des „Faltbootclub Worms e.V.“ entstehen. Dort sind die „Pinkies“ seit 2016 als Unterabteilung „Drachenboot“ beheimatet und, wie Michaela Pfeiffer ergänzt, sind auch ausdrücklich Männer willkommen. Am Anfang galt es aber erstmal Geld für das teure Drachenboot zu sammeln. Gemeinsam mit einem Förderverein und der Unterstützung des Klinikums Worms gelang es der Gruppe, die notwendigen 9.000 Euro einzusammeln. Doch bereits wenige Monate später folgte der Schock. Das Drachenboot, das auf den Namen „Kriemhild“ getauft wurde, wurde bei einem Sturm zerstört. Doch der Verein, allen voran Ingeborg Zielke, die damalige Vorsitzende des Fördervereins des Faltbootclubs Worms e.V., gab nicht auf und so konnte ein neues Boot angeschafft werden.

Markenzeichen des Bootes ist die namensgebende Drachengestaltung mit Kopf am Bug und Schwanz am Heck. Unterwegs sind die Pink Paddler mit dem Boot in den Sommermonaten ab der Sommerzeit bis zu deren Ende. Wie Pfeiffer erklärt, trifft sich die Gruppe jeden Mittwoch um 17 Uhr, wodurch in der Winterzeit das Paddeln im Floßhafen nicht mehr möglich ist. Da natürlich das reine Auf- und Abfahren der Hafenstrecke auf Dauer etwas eintönig sei, gibt es einmal im Jahr ein Trainingscamp, aber auch die Teilnahme an Wettkämpfen. Wobei Michaela Pfeiffer betont, dass auch hier die Gemeinschaft im Fokus stehe und nicht unbedingt der Sieg. Zuletzt wurde das Drachenboot außerhalb des rheinischen Gewässers auch mal auf dem Silbersee gesichtet. Bei einem Gang durch die Bootshalle, wo auch das mittlerweile wieder reparierte Boot ruht, erklärt Pfeiffer den Aufwand des Ein- und Ausbootens, weshalb der Verein auch weiterhin auf viele helfende Hände angewiesen ist.

Die Initiative richtet sich nicht nur an Betroffene, sondern auch an Angehörige und ist als präventive Maßnahme zu verstehen. Wer Interesse hat, kann sich gerne über den Faltbootclub Worms bei der Vorsitzenden Birgit Bachmann informieren.

Hier erfahren Sie mehr über das Drachenboot Paddeln: https://fc-worms.de/

Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf