DIESEN MONAT: Rudolf Uhrig
KURZBIO Seine Fotos dürften vielen Menschen bestens bekannt sein. Egal, ob aus der Zeitung oder von einer seiner vielen Ausstellungen, an dem freiberuflichen Fotografen Rudolf Uhrig kommt man nicht vorbei. Geboren vor 65 Jahren in Worms, wuchs er im, wie er sagt, schönsten Stadtteil von Worms, nämlich Herrnsheim, auf. Nach seiner Hochzeit 1981 zog er nach Osthofen. Wenn er nicht fotografiert, arbeitet der Fotograf auf der Bank. Zunächst für die Dresdner Bank und schließlich für die Volksbank Alzey-Worms, für die er in Worms tätig ist. Hier ist er auch für das Wormser Wochenblatt und andere Medien unterwegs. Seine Fotos wurden in Magazinen und Zeitungen, wie der FAZ, Focus, Zeit, Brigitte oder Bunte, veröffentlicht. Bekannt und zugleich Ausdruck seines Talents sind auch seine Fotografien, die er seit vielen Jahren bei Jazz & Joy oder den Nibelungen-Festspiele aufnahm und die in Buchform über den Worms-Verlag erschienen sind. Seine zweite große Leidenschaft gilt dem Reisen. Im vergangenen Herbst zeigte er in der Magnuskirche eine Auswahl von fotografischen Momenten dieser Reiselust auf einer vielseitigen Ausstellung.
Worin liegt für Sie der Reiz des Fotografierens?
Wenn ich hoch ins „Firmament“ schaue, dann sehe ich an „guten Tagen“ einen stahlblauen Himmel mit wunderschönen weißen Wolkenformationen. „Gebilde“ die es im Universum nur in diesen Minuten gab und gibt. Etwas Einzigartiges. Eben dort, wo die Wolken wohnen… So definiere ich auch für mich: Fotografie.
Was oder wen würden Sie gerne fotografieren, was Sie noch niemals vor der Linse hatten?
Ich habe schon oft Konzerte von Bruce Springsteen fotografieren dürfen, aber mein Traum wäre, ihn mal bei einem Konzert mit seiner E-Street-Band, aus dem sog. „Pit“, hautnah, ja sogar von der Bühne herunter ins Publikum, fotografieren zu können. Also einen „AAA-“Ausweis (access all areas) um den Hals tragen zu dürfen. Den bekam ich bei einem Konzert von einer Frau, die ich als Musikerin wie auch als Heldin bewundere: Joan Baez.
Ein Rat für jeden Neu-Fotografen!
Fakt ist doch: Seit es GoPro’s, Drohnen und Smartphones gibt und wir somit über Millionen von – zum Teil – hervorragenden Fotografen und Fotografinnen weltweit verfügen, würde ich jedem abraten, dies hauptberuflich ausüben zu wollen. Jeder, der das anstrebt, muss „crossmedial“ sein. Und darin auch noch „verdammt gut.“ Wer dennoch voller Leidenschaft und Überzeugung als Fotograf arbeiten will, muss sich darüber im Klaren sein, was er wo, wie, will… Das kann bedeuten, keine freie Zeit, keinen Feierabend, kein Wochenende, kein Ehe- oder Familienleben. Wenn dabei ein „Ja“ herauskommt, dann sollte es okay sein.
Welche Kunst abseits der Fotografie bewundern Sie und warum?
Ich bewundere alle Musiker*innen, Tänzer*innen, Theaterschauspieler*innen und Maler*innen, die das Wort auch verdienen. Und ich mag die Arbeiten meines Ex-Klassenkameraden Walter Schembs. Er ist für mich ein wahrer Künstler. Natürlich gehört auch Literatur dazu…
Ihre erste Kamera?
Eine „Canon F1“, eine Profi-Kamera, die ich mir in den 70er Jahren vom ersparten Azubi-Gehalt und Wehrsold gekauft habe. Eine Kamera von der man sagte, „… mit der kannst du Nägel in die Wand hauen!“ Daher habe ich sie heute noch.
Corona ist vorbei und man kann wieder uneingeschränkt die Welt bereisen mit einem Gutschein ohne Limit. Wohin würden Sie reisen und warum?
Ich folge da unbenommen Susan Sonntag, die sagt: „Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.“ Über 70 Länder konnte ich bisher bereisen. Irgendwie war ich schon immer „besessen“, die Welt sehen zu wollen, getreu dem Gedanken von Kurt Tucholsky: „Die größte Sehenswürdigkeit, die es zu sehen gibt, ist die Welt – schau sie dir an.“ Die Liste der Länder, die ich gerne noch besuchen würde, ist lang: Sanaa im Jemen, Islamabad, Isfahan und und und. Na ja, fangen wir mal mit Gambia an.
Was findet man immer in Ihrem Kühlschrank?
Einen guten Weißwein, Sekt, beides von heimischen Winzern, Coca Cola und Tonic Water (…na ja als „Zusatz“ für Whisky und Gin,…skål Lemmy) sowie leckeren Käse.
Welche Persönlichkeit würden Sie gerne mal zu einem Gespräch treffen und was würden Sie gerne fragen?
Da würde ich mich gar nicht so wichtig nehmen wollen. Ich würde eher gerne mal einer „kleinen Plauderei“ zwischen Jorge Mario, Benjamin Ferencz und Ferdinand von Schirach zuhören wollen…!
Wenn Sie nicht in Rheinhessen leben würden, wo würden Sie gerne leben und warum?
In diesem Landstrich geboren, aufgewachsen und leben zu dürfen, ist ein großes Geschenk und Privileg. Wir sind vom Klima verwöhnt, kennen keine großen Naturkatastrophen. Wir haben hier allein landschaftlich ein begnadetes Fleckchen Erde. Das würde ich – jetzt mit fast 65 Jahren – nicht mehr eintauschen wollen. Aber New York City ist für mich die Stadt der Städte, in der ich gerne für 1 Jahr leben und fotografieren möchte. Die kulturelle Vielfalt und die Charaktere sind hier auf „engsten“ urbanen Raum vereint.
Sie arbeiten in Worms und leben in Osthofen. Was kann Worms von Osthofen lernen bzw. was könnte in Worms besser laufen?
Es wird seit Jahrzehnten diskutiert, wie auch jetzt über die Achse Hochstift -Dom, über die Rheinpromenade, über den Alten Schlachthof, die „Grüne Schiene“ etc. Und es bleibt immer bei Absichtsbekundungen. Klar, das wissen wir: Worms hat nun mal kein Geld. Insofern: es bleibt wie es ist…noch viele, viele Jahre.