Eine Pressemitteilung des BUND:

Die Kreisgruppe Worms Stadt des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) stellt sich gegen die geforderte Asphaltierung der alten Bahntrasse zwischen Herrnsheim und Abenheim (siehe auch WZ vom 15.3.). „Der BUND unterstützt alles, was zu einem klima- und umweltfreundlicheren Verkehrssystem in Worms beiträgt. Allerdings dürfen dabei Klima- und Artenschutz nicht gegeneinander ausgespielt werden“, erläutert Michael Leukam, Vorsitzender der Kreisgruppe.

Nach Einschätzung der Naturschützer leistet die Asphaltierung keinen entscheidender Beitrag zum Gelingen des Radkonzeptes. „Ich habe den Eindruck, dass hier Handlungsfähigkeit demonstriert werden soll, aber letztlich von den wirklichen Problemen abgelenkt wird“, so Leukam weiter. Viel wichtiger sei nach seiner Ansicht ein durchgängiges Radwegenetz als Teil eines schlüssigen Moblitätskonzeptes, eine konsequente Förderung des ÖPNV und eine Reduzierung des Individualverkehrs. Dies aber erfordere auch teilweise unpopuläre Maßnahmen, weshalb es hier nur in Zeitlupe vorangehe. Vor allem in der Stadt lägen die größten Gefahren und Hemmnisse für die Radfahrer. „Dies sind die entscheidenden Stellgrößen und nicht eine teure, unnötige und umweltschädliche Asphaltierung eines Biotops“, erläutert Leukam. Eine Lösung sieht Leukam in einer Erneuerung der wassergebundenen Decke mit Gefälle zu den Seiten, damit die Oberfläche schneller abtrocknen könne.

Die Arbeitsgruppe Radwege habe bei einer gemeinsamen Befahrung der Strecke u.a. mit Stephanie Lohr Alternativen aufgezeigt, die damals eine breite Unterstützung bei allen beteiligten Umwelt- und Verkehrsverbänden, aber auch in der Verwaltung gefunden hätte. Eine ausführliche Stellungnahme zur geplanten Asphaltierung schickte der BUND am 13.3. an die zuständigen Dezernenten Stephanie Lohr und Timo Horst. In diesem Schreiben boten die Naturschützer auch an, ihre Positionen in den Ortsbeiräten von Herrnsheim und Abenheim vorzutragen.

Die geplante Asphaltierung führt nach Einschätzung von Fachleuten zu einem irreparablen Schaden an der Natur. Der mehr als fünf Kilometer lange Bahndamm wurde bereits 1997 unter Schutz gestellt. Das Biotop beherbergt sehr seltene Tier- und Pflanzenarten. So leben dort u.a. die nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützte Zaun- und Mauereidechsen, seltene Wildbienen und zahlreiche Exemplare der Nachtigall. Außerdem gibt es mehrere Vorkommen der Zwergkirsche. Das „Zwergkirschen-Gebüsch“ ist ein stark gefährdeter Biotoptyp, der sowohl durch das BNatSchG als auch durch die europäische FFH-Richtlinie streng geschützt ist. Die Regenerierbarkeit nach Eingriffen ist bei diesem Biotoptyp fast nicht möglich. Deshalb können hier Ausgleichsmaßnahmen keinen adäquaten Ersatz schaffen. Als linienförmiges Biotop hat der Bahndamm zudem eine wichtige Biotopvernetzungsfunktion. Straßen- und Wegebaumaßnahmen sind laut der gültigen Rechtsverordnung explizit untersagt. Eine Asphaltierung würde schon in der Bauphase und auch im Betrieb eine erhebliche Schädigung des Biotops bedeuten. Mögliche Baumaßnahmen, falls sie denn überhaupt genehmigungsfähig wären, würden daher umfangreiche und teure Ausgleichsmaßnamen erforderlich machen. Hier würden unnötig Gelder gebunden, die dann für den Ausbau des weiteren Radwegenetzes fehlten.