Eine Pressemitteilung der Stadt Worms:
An Stadttauben scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite werden sie gefüttert und geliebt, auf der anderen Seite verjagt und gehasst. Stadttauben werden oft als „Ratten der Lüfte“, also als Schädlinge betrachtet. Das ist darauf zurückzuführen, dass sie Parasiten und Krankheitserreger aufweisen können, die aber tauben- und vogelspezifisch auftreten und für den Menschen nachgewiesenermaßen harmlos sind. Zudem werden die Tauben nicht gerne gesehen, da sie meist in Scharen auftreten und ihr Kot für z.T. starke Verschmutzungen oder gar Beschädigungen auf Straßen, an Häuserfassaden und Denkmälern sorgt.
Was viele Menschen nicht wissen: Tauben sind keine Wildtiere, sie sind ausgewilderte Haustiere. Ursprünglich stammen sie aus der Mittelmeerregion und brüteten dort als sog. Felsentauben in Felsspalten, bis sie von Menschen vor Jahrhunderten eingefangen und gezüchtet wurden – zum Fleisch- und Eierverzehr, sowie als Brieftauben. Viele dieser domestizierten Tauben entflogen oder fanden nicht mehr zu ihren Taubenschlägen zurück und vermehrten sich außerhalb. Weil diese Tiere die Menschen weiterhin als Nahrungslieferanten ansehen, fliegen sie hungrig in die Teile von Städten, in denen sie heruntergefallene Essensreste aufpicken können, hauptsächlich in Fußgängerzonen und in Bahnhofsnähe. Allerdings vertragen die Tauben diese Nahrung nicht, bekommen Verdauungsstörungen, und der Kot bekommt erst die bekannte weißlich-breiig Konsistenz. Die kranken Tiere können in der Folge oft nicht mehr fliegen, müssen am Boden bleiben und werden dort gejagt und verletzt.
Um dieses qualvolle Dasein zu beenden, hat die Stadt Worms zusammen mit Tierschützern beschlossen, die Stadttauben an ausgewiesenen Plätzen durch die ehrenamtlich Tätigen mit artgerechtem Futter zu versorgen. Dies soll dafür sorgen, dass die Stadtrauben nicht mehr hungrig sind und die Innenstadt nicht mehr zur Futtersuche aufsuchen. Auch der Taubenkot wird durch artgerechte Ernährung fest und verschmutzt. somit Fassaden etc. deutlich weniger.
Da Tauben sehr intelligent sind, einen guten Orientierungssinn und ein hervorragendes visuelles Gedächtnis besitzen, können sie mit der geeigneten Nahrung an die vorgesehenen Futterplätze gelockt werden. Durch die bekannte Platztreue der Tauben werden sie diese Plätze zu bestimmten festen Fütterungszeiten immer wieder anfliegen.
Die Stadt erwartet sich von diesem Vorhaben, dass die Tauben nicht mehr in Scharen in Fußgängerzonen und Bahnhofnähe auftreten und ihr Kot wesentlich weniger Verschmutzungen verursacht.
Die gezielte Fütterungsmaßnahme wird von freiwilligen Personen, die eine entsprechende Ausnahmegenehmigung durch die Stadtverwaltung erhalten, täglich zu bestimmten Zeiten durchgeführt. Dies ist eine Vorstufe zu den von der Stadt geplanten betreuten Taubenhäusern, in denen dann zur artgerechten Fütterung zusätzlich ein Eieraustausch mit Gips – oder Kunststoffeiern erfolgt, um die Taubenpopulation zu reduzieren.
Das in der Gefahrenabwehrverordnung (§ 2 Abs. 1 Nr. 8) der Stadt Worms generell festgelegte Taubenfütterungsverbot gilt weiterhin und soll beachtet werden, da nur so die beschriebenen Maßnahmen zu dem gewünschten Erfolg führen können.