Wormser organisieren humanitäre Hilfe für die Ukraine
Es war der 24. Februar 2022, als Russland die Ukraine überfiel und einen Krieg entfesselte, der bis heute anhält. Ein Ende ist nicht in Sicht und damit auch nicht die Arbeit der ehrenamtlichen Unterstützer der Ukraine-Hilfe-Worms e.V. WO! sprach mit Maxim Juschak, Vorsitzender des Vereins, über die Belastungen und Herausforderungen.
In der öffentlichen Wahrnehmung ist der Krieg längst nur noch ein weiterer Konflikt unter den zahlreichen globalen Krisenherden. Die politische Diskussion ist zwischenzeitlich vor allem auf die finanzielle Unterstützung reduziert. Von Zeitenwende keine Spur. Die läutet derzeit US-Präsident Donald Trump ein, der von Europa mehr Rüstungsausgaben fordert und immer noch vom Wunsch beseelt ist, den Ukraine Krieg zu beenden. Für die Menschen in der Ukraine geht indes das Leiden Tag für Tag weiter. Für Juschak und die vielen freiwilligen Helfer heißt das sogar, dass die Hilfe aus Worms wichtiger denn je ist. Wie der Vorsitzende erzählt, war der bisherige Kriegswinter der schlimmste der vergangenen Jahre. Neben dem Abnutzungskrieg an der Front, hatten es die russischen Aggressoren abermals auf die Zerstörung der lebensnotwendigen Infrastruktur abgesehen. Überdies überzog Russland Kiew mit dem intensivsten Drohnenterror seit Beginn des Krieges. Wie Juschak berichtet, zeige der Krieg auch zunehmend psychische Folgen. Zahlreiche Männer, die oftmals als unausgebildete Soldaten kämpften, kehren – wenn überhaupt – traumatisiert zurück, während die Zivilbevölkerung unter Depressionen leidet und ein Kriegsende herbeisehnt.
Hohe Opferzahlen
Die Opferzahlen sind gewaltig. Der ukrainische Präsident Selenskyj sprach kürzlich von 43.000 getöteten ukrainischen Kämpfern nach zweieinhalb Jahren Krieg. Experten schätzen die wahre Zahl deutlich höher ein. Für die Ukrainer selbst ist klar, dass in diesem Krieg eine ganze Generation auf dem Schlachtfeld zurückbleibt. Zudem habe es 370.000 Verwundete gegeben, von denen die Hälfte auf das Schlachtfeld zurückgekehrt sei (Quelle: Deutschland Funk). Der russischsprachige Dienst der britischen Rundfunkanstalt BBC und das unabhängige russische Nachrichtenportal Mediazona meldeten, bezogen auf Russland, dass im Ukraine-Krieg bisher 88.726 russische Soldaten gefallen sind (Quelle: Frankfurter Rundschau). Die Zahl der Verwundeten, die nicht mehr aufs Schlachtfeld zurückkehren können, soll bei über 250.000 liegen. Doch der Krieg hinterlässt auch Leid und Narben in der Zivilbevölkerung. Die Wirtschaft liegt am Boden, während die Inflation, die bei zwölf Prozent liegt, das Leben erheblich verteuert. „Viele Leute haben oft nicht mehr das Nötigste zum Leben. Das Leben wird immer unerträglicher“, berichtet Juschak, zumal die Menschen auch noch vom härtesten Winter seit Jahren gebeutelt werden. All das liefert zugleich auch gleich den Grund für Maxim Juschak, warum es keinen Zweifel daran geben kann, von Worms aus immer wieder Hilfstransporte zu organisieren.
30-mal Ukraine und zurück
Nach einer Zunahme russischer Angriffe in der Region Pokrovsk (Oblast Donezk), bewegten sich Tau- sende Menschen in Richtung West-Ukraine, oft unter Zurücklassung ihres gesamten Hab und Guts. Eigentlich sind die Hilfstransporte auf Hygieneprodukte und medizinische Versorgung, aber auch Lebensmittel spezialisiert. In diesem Winter war das anders. Insgesamt drei Tonnen Kleidung trans- portierte man rund 1.500 Kilometerweit an die ukrainische Grenze. An der Grenze angelangt, wird zumeist das Team getauscht. Ukrainische Fahrer übernehmen, während es für die Helfer wieder zurückgeht. Im Oktober 2024 war das allerdings anders. Mit fünf vollgepackten Transportern war Maxim Juschak, der selbst ukrainische Wurzeln hat, in der Ukraine unterwegs. Seit Beginn des Krieges organisierte die Wormser Ukraine Hilfe 30 Fahrten und beschaffte 38 Fahrzeuge, auch Kühlwägen, mit denen Leichen von der Front abtransportiert werden. Doch die Ukraine-Hilfe-Worms unterstützt nicht nur Menschen im kriegsgebeutelten Land, sondern hilft auch Geflüchteten, die in Worms Schutz suchen. Das alles ist zeitintensiv, wobei Maxim Juschak unterstreicht, dass es ohne die vielen helfen- den Hände nicht gehen könnte. Angewiesen ist man aber auch auf Spenden bezüglich Hygieneprodukten und medizinischen Artikeln und natürlich freut sich der Verein auch über finanzielle Unterstützung. Um in Worms darauf aufmerksam zu machen, dass das Leiden unvermindert weitergeht, lädt die Ukraine Hilfe Worms am 22. Februar zu einer Kundgebung ein.
Text: Dennis Dirigo, Fotos: privat