Renolit investiert 130 Millionen Euro in den Wirtschaftsstandort Worms
Während Geschäftsschließungen, explodierende Kosten bei öffentlichen Bauprojekten und ein erheblich belasteter städtischer Haushalt in Worms eher für schlechte Stimmung sorgen, ist es das Wormser Unternehmen RENOLIT SE, das an die gebeutelte Stadt glaubt und viel Geld in die Zukunft investiert.
„In einer Zeit, in der leider immer mehr deutsche Unternehmen ihre Produktion in das Ausland verlagern, investieren wir in den Wirtschaftsstandort Deutschland“, sagt Karsten Jänicke, Vorstandsvorsitzender von Renolit. Für die Stadt Frankenthal hat die Entscheidung wiederum einen hohen Preis, denn der Standort dort wird geschlossen und eben nach Worms verlegt. „Die Zusammenlegung der beiden Standorte ist eines der größten Investitionsprojekte in unserer Unternehmensgeschichte“, erklärt Jänicke. In Zahlen bedeutet das 130 Millionen Euro an Investitionen. Wichtig ist dem Vorstandsvorsitzenden zu betonen, dass allen Mitarbeitenden vom Standort Frankenthal am Standort Worms ein Arbeitsplatz angeboten wird.
Betroffen sind 370 Menschen. Zwar endet für Frankenthal damit ein Stück Industriegeschichte, dennoch wurde bei einer Betriebsversammlung die Entscheidung des Vorstands von den Frankenthaler Mitarbeitern überwiegend positiv aufgenommen. Wie „Die Rheinpfalz“ berichtete, sei es dem Vorstand gelungen, den Menschen an dem pfälzischen Standort zu vermitteln, warum die Maßnahme, die auf den Namen „Projekt Aufbruch“ hört, notwendig sei. Aufgrund der Lage in einem Wohngebiet nahe der Innenstadt, sei eine etwaige Erweiterung in Frankenthal „praktisch unmöglich“, so der Vorstand bei der Betriebsversammlung. Im Mittelpunkt stand aber vor allem, dass man mit dieser Entscheidung eben den Wirtschaftsstandort in Deutschland sichern wolle. Das sieht auch die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt so. Die Maßnahme sei ein deutliches Signal für den Wirtschafts- und Industriestandort Rheinland-Pfalz, erklärte die FDP-Politikerin.
Bis 2030 soll die Schließung in Frankenthal und die Werkserweiterung in Worms vollzogen sein. Auf einer Fläche von etwa fünf Hektar, die bisher auf dem firmen- eigenen Gelände ungenutzt war, soll in Worms eine neue Produktionshalle für die Geschäftsein- heit Visual Communication errichtet werden. Dafür plant das Unternehmen, sowohl die Produktionsmengen als auch Teile des vorhandenen Maschinenparks vom Standort Frankenthal an den Standort Worms zu überführen. Gegenüber der „Rheinpfalz“ erklärte Vorstandsmitglied Sven Behrendt, dass der genaue Zeitplan davon abhängig sei, wie schnell Baurecht geschaffen wird.
Hergestellt werden sollen in der Anlage, wie bislang in Frankenthal, selbstklebende Folien für die grafische Anwendung. Dazu gehören unter anderem Kennzeichnungen und Leuchtreklamen, die in rund 1.500 Farben produziert werden. Mit mehr als 30 Produktionsstandorten und Vertriebseinheiten in über 20 Ländern und einem Umsatz von 1,168 Milliarden Euro im Jahr 2023 zählt das Wormser Unternehmen, das 1946 gegründet wurde, nach eigenen Angaben zu den global führenden Kunststoff-Verarbeitern. Am Hauptstandort in Worms beschäftigt das Unternehmen, das auch kulturelle Veranstaltungen in der Nibelun- genstadt aktiv unterstützt, rund 1.200 Menschen.
Text: Dennis Dirigo, Foto: Renolit