Studentische Hitzeschutz-Konzepte für vulnerable Gruppen in Worms
Eine Pressemitteilung der Stadt Worms:
Frankfurt am Main, 24. Juli 2025. Vulnerable Gruppen müssen besser vor den Auswirkungen extremer Hitze geschützt werden – das forderten Sozialverbände in den Medien anlässlich der Hitzewelle Anfang Juli. Wie in Worms soziale Einrichtungen, Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser Hitze erleben, und welche Schutzmaßnahmen von Trinkerinnerungen bis zur Verschattung umgesetzt werden, haben Studierende der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) nun in Zusammenarbeit mit einem der städtischen Klimaanpassungsmanager Marco Elischer erhoben. Neben einer Interviewstudie erarbeiteten sie im Sommersemester 2025 einen konkreten Hitzeschutzplan. Die Ergebnisse der Studierenden der Sozialen Arbeit und der Angewandten Pflegewissenschaft fließen in das EU-Interreg geförderte Projekt „Ready4Heat“ und dem damit verbundenen Hitzeschutznetzwerk ein.
Zusammenarbeit im Rahmen von „Ready4Heat“
Worms ist eine der vier Modellkommunen im EU-Interreg-Projekt „Ready4Heat“. Im Austausch mit ihren europäischen Partnern erarbeitet die Stadt beispielhaft einen Hitzeschutzaktionsplan und etabliert mit Interessenvertreter*innen ein Hitzeschutznetzwerk. Im Fokus der Maßnahmen: vulnerable Gruppen wie ältere und pflegebedürftige Menschen. Bürgermeisterin Stephanie Lohr betont hierzu: „In Worms verstehen wir uns als Vorreiterkommune im Hitzeschutz, natürlich auch mit Blick auf die besondere Betroffenheit als Hitzehotspot. Da freut es uns sehr, diese Praxiserfahrungen an Studierende weiterzugeben und gleichzeitig von Perspektiven aus der Forschung zu profitieren.“ Die Lehrforschungsprojekte gaben den Studierenden die Gelegenheit, sich praxisnah mit den Folgen des Klimawandels in ihrem künftigen Arbeitsfeld auseinanderzusetzen. „Unsere Zusammenarbeit steht im Einklang mit der strategischen Leitplanke der Nachhaltigkeit an unserer Hochschule. Angesichts immer häufiger auftretender Hitzewellen ist es entscheidend, dass angehende Fachkräfte der Sozialen Arbeit und Pflege verstehen, wie Hitzeschutzmaßnahmen mit langfristigen Veränderungen im Umgang mit Klimarisiken verknüpft werden können“, so Prof. Dr. Caroline Schmitt, Professorin für Ecosocial Work and Care an der Frankfurt UAS.
Insgesamt führten die Studierenden in beiden Projekten 13 Gespräche und Interviews in Partnereinrichtungen des Hitzeschutznetzwerks vor Ort durch. Darunter waren ein Krankenhaus, Pflegeeinrichtungen und eine Einrichtung für ältere Menschen. Dabei wurden die Perspektiven von Leitungs- und Fachpersonen sowie Bewohnenden bzw. Adressat*innen erhoben. Durch den Austausch zwischen den Lehrprojekten erhielten die Studierenden zudem Einblick in die Perspektiven der jeweils anderen Fachrichtung.
Hitzeschutz beeinflusst Zufriedenheit mit Einrichtung, Unterschiede bei Umsetzung
Studierende des dualen Bachelor-Studiengangs Angewandte Pflegewissenschaft führten im Lehrforschungsprojekt „Klimaanpassung und Hitzeschutz in Pflegeeinrichtungen“ eine Interviewstudie unter Leitung von Prof. Dr. Miriam Peters, Professorin für klinische Pflege, Prof. Dr. Lisa Schmidt, Professorin für Pflegewissenschaften, und Prof. Dr. Caroline Schmitt durch. Die Bestandsaufnahme bei Fachpersonen und Bewohnenden mehrerer Einrichtungen zeigt, dass punktuelle Maßnahmen wie die Änderungen des Tagesablaufs in vielen Einrichtungen bereits existieren, Hitzeschutz aber nicht systematisch umgesetzt wird. „Die Unterschiede in den Einrichtungen belegen, dass sich Hitzeschutz nicht flächendeckend etabliert hat. Bauliche Bedingungen beeinflussen zudem, wie wirksam Maßnahmen sind. Wie Bewohnende die Wirksamkeit des Hitzeschutzes beurteilen, wirkt sich schließlich auch auf ihre Zufriedenheit mit der Einrichtung aus“, so Peters. Die Bestandsaufnahme lässt bereits konkrete Handlungsempfehlungen zu.
Einen ausführlichen Hitzeschutzplan für eine Wormser Einrichtung haben Studierende der Sozialen Arbeit auf Basis der Gespräche entworfen. Sie erarbeiteten in der Lehrveranstaltung „Klimakrise, Disaster Risk Reduction. Intersektionale, internationale und interprofessionelle Zugänge“ unter Mitwirkung von Betroffenen und Fachkräften vor Ort sowie im Austausch mit dem Wormser Klimaanpassungsmanager Marco Elischer das Konzept. Caroline Schmitt und Professor Dr. Timo Tohidipur, Professor für Recht der Sozialen Arbeit, insb. Migrationsrecht, einschließlich der europäischen und internationalen Bezüge, leiteten das Seminar, das im nächsten Halbjahr seine Fortsetzung findet. Der Plan soll im Wintersemester in Austausch mit der Einrichtung reflektiert und angepasst werden. „Als Team für Klimaschutz und Klimaanpassung sind uns transdisziplinäre Projekte und wissenschaftliche Kooperationen wichtig, um in Worms früh von neuen Forschungsergebnissen profitieren zu können. In dem Schnittpunkt von Katastrophenvorsorge und Klimaanpassung besteht ein großer Bedarf und gutes Potential für weitere Vorhaben“, so Marco Elischer.
Bildunterschrift: Marco Elischer (hintere Reihe, 3. v. l.), Klimaanpassungsmanager der Stadt Worms, mit teilnehmenden Studierenden der Frankfurt UAS und ihren Professor*innen Prof. Dr. Miriam Peters (vordere Reihe, 4. v. l.) , Prof. Dr. Timo Tohidipur (vordere Reihe, 5. v. l.) und Prof. Dr. Caroline Schmitt (vordere Reihe, 5. v. r. ). Nicht im Bild: Prof. Dr. Lisa Schmidt.