SAGEN SIE MAL, HERR BIMS? TEIL 150
So Leute, heute gibt’s was zu feiern. Sie sind gerade im Begriff, meine 150. Kolumne in diesem wunderbaren WO! Stadtmagazin zu lesen.
Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, wie lange wollen Sie uns denn noch mit Ihren zweifelhaften, satirischen Ergüssen quälen?“
Hier gleich die gute Nachricht vorab: Mein Vertrag als Kolumnist des WO! wurde kürzlich um weitere 150 Ausgaben verlängert. Zudem werden meine Bezüge per sofort verdoppelt. Der Einzige, der noch nichts davon weiß, ist unser Chef. Aber wenn Sie Glückwunschtelegramme und Postkarten an den Verlag schicken (Vorsicht: Neue Adresse!!) und ihm zu der Vertragsverlängerung gratulieren, wird er sich dem öffentlichen Druck beugen. Da bin ich mir sicher. Auch was mein Honorar angeht. Wobei es mir wichtig ist zu betonen, dass ich diesen Job als Satiriker mit ganz viel Herzblut ausfülle und nicht wegen dem Geld mache, sondern „des Geldes wegen“. Ich denke, Sie merken den feinen Unterschied. Von daher ist die Vertragsverlängerung wichtig für mich, ich will ja nicht als Traumschiff-Kapitän enden wie andere junge, hoffnungsvolle Satiriker. Da ich zwar erst seit Anfang 2013 zu diesem Haufen gehöre, aber unser Magazin in diesem Jahr 20 Jahre alt wird, habe ich mich kürzlich mit meinem satirischen Vorgänger Heribert Fintenstein getroffen, um mit ihm über die ersten acht Jahre zu plaudern. Wir waren uns schnell einig, dass früher einfach mehr los war. Unser Magazin war gerade mal ein paar Wochen alt, als ein Bereichsleiter im Wormser Rathaus erwischt wurde, wie er seine Überstunden dafür genutzt hat, um seine Reinigungskraft zu begatten. Während hinter vorgehaltener Hand herzhaft über diese Geschichte gelacht wurde, war in Heribert Fintensteins Kolumne „Neues aus der Gerüchteküche“ seinerzeit zu lesen, dass man plane, das Wormser Rathaus nach Feierabend umzubenennen in „Eros-Center Worms“, da sich die Tätigkeiten zu dieser Zeit hauptsächlich im horizontalen Bereich abspielen würden. Ja, das waren noch Zeiten! Da war die Welt noch ein bisschen gechillter. Wenn aber heutzutage nicht mal mehr die Bereichsleiter ihre Putzfrau auf dem Schreibtisch nageln, fällt auch keine Geschichte mehr für uns Satiriker ab. Und ich denke hierbei auch an meine „Brüder und Schwestern im Geiste“ von der Fastnachtsfraktion. Wir brauchen schließlich Material, mit dem wir arbeiten können. Aber seit der Amtsübernahme von Adolf Kessel, der als im Nahkampf bestens ausgebildeter ehemaliger Cop – dem Vernehmen nach – immer noch seine alte Smith & Wesson unterm Sakko trägt, herrscht Zucht und Ordnung im Rathaus. Auch ich musste die Butze erstmal auf links ziehen, als ich im progressiven Satiremanagement beim WO! Stadtmagazin eingestiegen bin. Was für ein Sauladen dieser Verlag vorher war, wusste ich nur aus Erzählungen. Dass Kollegen in den Anfangsjahren bei der Premiere der Nibelungen-Festspiele Tupper-Dosen mitgebracht haben, um sich die Reste vom Buffet einzupacken oder morgens um halb vier stockbesoffen mit offenem Mund unter dem Schokobrunnen aufgefunden wurden, konnte so nicht weiter gehen. Also habe ich neuen Schwung in den Verlag gebracht und fortan für deutlich subtilere Skandale gesorgt. Vor allem aber habe ich wieder mehr Liebe in den Verlag gebracht. Unser Chef sagt immer: „Hass gehört nicht an den Arbeitsplatz!“ Er orientiert sich hierbei an dem legendären Berti Vogts, der mal gesagt hat: „Hass gehört nicht ins Stadion. Solche Gefühle soll man gemeinsam mit seiner Frau daheim im Wohnzimmer usleben.“
UND WIE WARS EIGENTLICH BEI DEN NIBELUNGEN?
Selbstverständlich werde ich als städtischer Society-Reporter auch diesmal über die Premiere der Nibelungen-Festspiele berichten, damit Sie wissen, wie sich die Reichen und Schönen auf Kosten der Steuerzahler amüsiert haben. Okay, hauptsächlich Reiche, Alice Schwarzer war nämlich auch da. Als ich gehört habe, dass Julia Klöckner kommt, habe ich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion extra noch ein regenbogenfarbenes, bauchfreies Kleid für mich gehäkelt. Und dann kommt die Klöckner und stiehlt allen die Show in einem pinkfarbenen Kleid. Ähnlich wie das von Cindy aus Mar- zahn, nur in schicker. Auch die alte Freundin unseres Magazins, Anouschka Renzi, war da. Entgegen alter Gewohnheiten hat sie diesmal jedoch beim Anblick des Wormser Doms NICHT ihre Brüste dem Publikum präsentiert. Alles überragend war mal wieder unser Ministerpräsident Alexander Schweitzer, über den ich als Satiriker niemals einen dummen Witz machen würde, um einen Konflikt tunlichst zu vermeiden. Und sollte es doch zu einer Auseinandersetzung mit Personen kommen, die über zwei Meter groß sind, trage ich, ähnlich wie unser OB, stets eine Smith & Wesson unter meinem Sakko. Das nur als dezenter Hinweis. Kommen wir zum Wichtigsten. Was gabs zu essen? Ich sag‘s mal so: Hätte Ozzy Osbourne etwas früher das Zeitliche gesegnet, hätte man als Reminiszenz an Ozzy wenigstens einen saftigen Fledermausbraten servieren können. Aber Hauptsache, die Getränke bleiben weiterhin kostenlos. Wohlwissend, dass die Getränkereste zur Befüllung der Wormser Brunnen genutzt werden, habe ich einen Wein direkt stehenlassen, wenn er nicht mehr geprickelt hat. Und jetzt freue ich mich schon aufs nächste Jahr. Um den ewigen Geschlechterkampf bei den Nibelungen aufzubrechen, brauchen wir im nächsten Jahr einen nobinären Trans-Siegfried mit Migrationshintergrund und Down-Syndrom. Zeitgemäßer geht’s nicht.