LINCOLN COMEBACK AUF GROSSEN SCHULTERN
Kritik zu Theater Curiosum mit dem Stück „The Great Gatsby

25. Oktober 2025 | Lincoln Theater in Worms: Seit Ende September hat das Lincoln Theater nach zweijährigen Sanierungsarbeiten endlich wieder geöffnet. Damit hat auch das Theaterensemble „Theater Curiosum“ seine Bühnenheimat zurück. Und die nutzte die Wormser Theatergruppe, um das Publikum in die „Roaring Twenties“ zu entführen.
Vor genau 100 Jahren veröffentlichte der amerikanische Autor F. Scott Fitz- gerald den Roman „The Great Gatsby“. Zeit seines Lebens war dem Autor, mit seinem kritischen Blick auf die damalige Gegenwart, kein Erfolg beschieden. Doch das änderte sich im Laufe der Jahrzehnte und das Buch gehört heute zu den großen Klassikern amerikanischer Literatur. Unsterblich- keit erfuhr das Gesellschaftspanorama, das vordergründig im Gewand einer tragischen Liebesgeschichte daherkommt, durch Hollywood. In den beiden bekanntesten Verfilmungen glänzten jeweils die Superstars Robert Redford (1974) und Leonardo DiCaprio (2013) in der Rolle des mysteriösen Selfmade Millionärs Jay Gatsby. Große Schultern für ein kleines, aber ambitioniertes Ensemble. Das eigentliche Problem des Romans bei der Umsetzung für Bühne oder Leinwand ist, dass Fitzgerald sich im Grunde weniger für seine Liebesgeschichte interessiert. Die ist im Prinzip nur das Schmieröl, um seine zentrale Beobachtung zu transportieren. Und die gilt einem Amerika, das Mitte der 20er Jahre den Raubtierkapitalismus mit einer Party, die scheinbar nie enden wollte, zelebrierte. Vertretend für dieses Amerika sind die beiden zentralen Figuren der Geschichte, Tom Buchanan und eben Jay Gatsby. Beides eigentlich einfache Männer, die mit unsauberen Methoden zu unfassbar reichen Männern wurden. Der eine roh und brutal (Buchanan), der andere mysteriös, wenig nahbar und dennoch galant (Gatsby). Dazwischen Daisy, die mit Buchanan verheiratet ist, Gatsby aber schon früher liebte. Der taucht eines Tages wieder in deren Leben auf und zwischen Partys, Alkohol und Dekadenz nimmt die Katastrophe ihren Lauf.
Fazit: „Theater Curiosum“ konzentrierten ihre Inszenierung auf die tragische Dreierbeziehung. Mit ihrem frischen, oftmals humorvollen Spielstil nahmen sie zwar zuweilen dem Stück die eigentliche Tiefe, doch bescherten sie dafür dem Publikum einen kurzweiligen Theaterabend, inklusive sympathisch choreografierter Charleston Nummer für das gesamte Ensemble. Bereits am 10. Januar kehrt „Theater Curiosum“ übrigens wieder zurück auf die Lincoln Bühne.
Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf




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