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JAHRESRÜCKBLICK 2025: WORMS IM WANDEL

Es tut sich was in Worms

2025 war ein weiteres Jahr, das von einer insgesamt schlechten wirtschaftlichen Stimmung und daraus resultierenden Insolvenzen geprägt war. Entgegen diesem Trend gab es in Worms aber auch unternehmerisch spannende Entscheidungen, die zeigen, dass der Standort Worms durchaus Potential besitzt…

Eingangsbereich des Business Campus Foto: Dennis Dirigo

Business Campus: Für den Wormser Unternehmer Tim Brauer war es eine bewusste Entscheidung, den Firmensitz seines bundesweit agierenden Unternehmens Timbra Group von der Alzeyer Straße in die Innenstadt zu verlegen – genauer gesagt in das ehemalige Ämterhaus am Adenauerring. Mit dem Einzug entstand nämlich auch der Business Campus, sodass neuerdings im Herzen der Stadt mehrere junge Firmen und zwei Vereine eine Heimat haben. Mit Crateflow GmbH, HRzlich GmbH, Powerprozesse GmbH, Climate Connection, Advee und Lindwurm haben sich – ganz im Sinne der Campus Idee – junge Startups zusammengefunden. Den Rahmen bilden die IHK Rheinhessen, der Verein Digital Hub und das Stadtmarketing Worms. Entwickelt und umgesetzt wurde die Idee von Brauer, gemeinsam mit dem bekannten Unternehmer Harald Christ. Brauer und Christ trieb dabei der Gedanke um, wie man junge Unternehmen unterstützen könne. In diesem Sinne kann man die Idee eines Business Campus als Netzwerkschmiede verstehen. Zugleich erlebte das in die Jahre gekommene Gebäude eine prunkvolle Wiedergeburt. Geprägt vom Zahn der Zeit wurde der denkmalgeschützte Bau aufwendig saniert. Im inneren ist die Vergangenheit als Bürgerservice nicht mehr zu erkennen. Ein großzügiges, modern gestaltetes Atrium begrüßt nun die Menschen, wo einst der diskrete Charme der Bürokratie Enge und Zweckmäßigkeit verströmte. Neben den genannten Firmennamen bietet der Business Campus noch zusätzlichen Raum für Tagungen und Veranstaltungen.

Datatronic Geschäftsführer Pascal Bühler Foto: Andreas Stumpf

Datatronic: Für die meisten Wormser dürfte der Name kein Begriff sein und doch besitzt er für das Jahr 2025 durchaus eine Bedeutung. Einer-seits zeigt es, dass Worms für einen Umzug durchaus attraktiv ist. Andererseits, weil der Umzug zugleich einen prominenten Mieter für Unternehmer Marc Baumüller und sein Herzensprojekt Matadero brachte. Prominent deshalb, weil das IT-Unternehmen, das Systemlösungen anbietet, bundesweit erfolgreich mit rund 2.000 mittel-ständischen Unternehmen zusammenarbeitet. Der Softwareanbieter hat sich insbesondere in den vergangenen Jahren rasant weiterentwickelt, wie ein Blick in das Unternehmensportal Northdata verrät. Insbesondere seit 2023 erlebt die Firma einen Boom. Bisher betrieb Geschäftsführer Pascal Bühler seine Firma, die ins-gesamt 14 Standorte unterhält, von Flörsheim-Dalsheim aus. Das Wachstum erforderte aber mehr Platz für Mitarbeiter und den fand er in Worms. Der Umzug ist dabei nicht nur dem schönen Ambiente geschuldet, was aber natürlich die Entscheidung erleichterte. Viel-mehr ist es auch eine Heimkehr, denn der Wormser Bühler gründete vor genau 40 Jahren in der Mainzer Straße Datatronic.

Matadero zur Adventszeit Foto: Dennis Dirigo

Matadero: Gemeinsam mit der Entwicklung des Kaufhofgebäudes – alias K32 – ist die aufwendige Wiederbelebung des Alten Schlachthofs als Eventstätte Matadero das wohl prominenteste Bauprojekt in Worms. Nachdem die Wormser Seele gebeutelt war von baulichen Enttäuschungen, wie der Entwicklung rund um das Gerberquartier oder dem Lichtluftbad Quartier, entwickelte sich das Matadero auch zum Hoffnungsträger für die Attraktivität des Standortes Worms. Zugleich ist es auch ein Leuchtturmprojekt, das, im wahrsten Sinne des Wortes, bereits von der Rheinbrücke aus das Rheinuferbild prägen wird. Das Jahr begann zunächst optimistisch und eine Eröffnung im Frühjahr war greifbar. Die Absage zweier Gastronomen rückte die Eröffnung wieder in weite Ferne. Doch dann geschah ein kleines Weihnachtswunder und Baumüller konnte nun endlich einen ersten Gastronomen gewinnen. Mit Verweis auf die vergangene Nutzung eröffnet bereits am 1. Februar 2026 die Markthalle1912, die von dem Wormser Maximilian Sittel betrieben wird. Einen Vorgeschmack, nicht nur auf das Getränkeportfolio des zukünftigen  Lokals, sondern auch auf die Zukunft des Matadero als Eventfläche, bekamen Interessierte am Wochenende rund um Nikolaus. Neben einem Christmas Vintage Market, zeigte Baumüller mit zwei anschließenden DJ Partys, dass das Matadero lebt! Dabei geht’s erst 2026 richtig los…

K32 – Rewe City kommt: In den vergangenen Jahren stand das Starnberger Unternehmen Ehret und Klein in Worms eher für Stillstand. Während sich auf dem früheren Nibelunencentergelände und dem ehemaligen Rheinmöve Areal nach wie vor nichts tut, bewegt sich zumindest im imposanten Kaufhofgebäude etwas. Wie Schilder entlang des leerstehenden Gebäudes seit letztem Jahr verraten, wird dort eine Innenstadt Filiale der Supermarktkette Rewe einziehen, ein sogenannter Rewe City. Der Unterschied: Das Sortiment soll auf Innenstadtbedürfnisse ausgerichtet sein, was immer das letztlich bedeutet. Für die Innen-stadt ist der Supermarkt zwar nicht unbedingt das dringend benötigte Signal für ein Worms, das endlich wow wird, doch in Anbetracht der Perspektivlosigkeit rund um die beiden brachliegenden Großbaustellen, nimmt man in diesem Fall gerne den sprichwörtlichen Spatz in der Hand und lässt eben die Tauben auf dem K32 Dach…

Salamandergelände – Ringtausch statt Megaprojekt: Es war das Ende eines der ehrgeizigsten Projekte der vergangenen 50 Jahre in Worms, als die Stadt und der Abfallentsorger ebwo AöR im Mai gemeinsam die Presse darüber informierten, dass das Projekt Salamandergelände aufgrund ausufernder Kosten neu ausgerichtet wird. Zunächst als neue Heimat der ebwo, Feuerwehr, des Technischen Rathau-ses sowie einer Kita geplant, sollen nun nur noch die Feuerwehr und die ebwo umziehen. Auftritt für den „Ringtausch“: Im selben Pressegespräch teilte man mit, dass die neuen Pläne einen Ringtausch vorsehen. Darin involviert waren der Wormser Unternehmer Tim Brauer und die Rheinhessen Sparkasse. Beide bekommen das ehemalige Gesundheitsamt verkauft. In den dort entstehenden Neubau zieht schließlich die Sparkasse ein. Das nun leerstehende Bankgebäude am Lutherplatz nutzt zukünftig die Stadt als Mieter. Da der Platz dort nicht reicht, möchte Investor Brauer im Gerberquartier ein Verwaltungsgebäude errichten. Bekanntermaßen gehört die Fläche wiederum Ehret und Klein. Aktuell laufen die Verhandlungen…

Renolit wächst und plant Windpark: Normalerweise ist das familiär geprägte Unternehmen Renolit nicht gerade ein Lieferant von Schlagzeilen. Im Jahr 2025 änderte sich das und das global agierende Unternehmen sorgte gleich zweimal für spannende Nachrichten in der Nibelungenstadt. Im Mai titelten wir „Ein starkes Signal für Worms“. Da-mit bezogen wir uns auf die Mitteilung des Folienherstellers, seinen Standort in Worms bis 2030 erheblich zu vergrößern. Doch während für Worms das Si-gnal stark ist, war es für Frankenthal eher ein Warnsignal. Dort wird nämlich das Renolit-Werk geschlossen und nach Worms verlegt – mit ihm rund 370 Mitarbeiter. Diesen wurde laut Unternehmensinformation allerdings eine Stelle in Worms angeboten. Im Juli folgte schließlich die nächste Meldung, die für weitaus mehr Kontrover-sen sorgte. Einhergehend mit der Werksvergrößerung und steigenden Energiepreisen, stellte das energieintensive Unternehmen der  der Öffentlichkeit seine Pläne für einen eigenen Windpark vor. Fünf Räder mit einem Durchmesser bis zu 270 Meter sollten es werden. Zu-nächst vorgesehen zwischen Pfiffligheim und Horchheim, wanderte der Plan im Laufe des Jahres Richtung Pfeddersheim, Horchheim und Wiesoppen-heim. Verständnis für die Pläne gab es von allen Seiten, aber nicht vor dem eigenen Ortsschild. Nach Enttäuschungen und Diskussionen folgte schließlich Ende November das Happy End. Ein neues sogenanntes Vorranggebiet wurde von der Stadt vorgeschlagen und schließlich von der zuständigen Behörde bewilligt. Nun ist der Windpark – etwas kleiner (drei Räder) – südlich von Wiesoppenheim und Heppenheim geplant. In einer Pressemitteilung erklärte schließlich Renolit: „Das ist ein wichtiges und starkes Signal für die Zukunftsfähigkeit unseres Industriestandorts.“

Aus der Kinowelt Worms wird Arkaden Lichtspiele: In unserer Oktober Ausgabe schrieben wir „Die letzte Vorstellung“. Die bezog sich auf Kinowelt Worms Chef Patrick Mais und seinen Entschluss, sich zurückzuziehen. Doch das bedeutete nicht das Aus für die Kínowelt, sondern eine Wiedergeburt als Arkaden Lichtspiele. Sven Mühlberger und Christoph Latzko übernahmen das Kino in der KW und locken seitdem mit einem abwechslungsreichen Programm und vielen frischen Ideen, wie einen Filmclub, in dem unser Kolumnist Peter Englert Filmperlen aus der Vergangenheit auf der großen Leinwand präsentiert.

Alle Texte: Dennis Dirigo