Bürger machen bei Demo auf Armut in Worms aufmerksam
Zwei Demos an einem Tag gab es am 15. Februar 2025. Doch während die eine polarisierte (siehe WO! März 2025) und rund 1.500 Menschen mobilisierte, litt die andere unter mangelndem Interesse, obwohl das Thema uns alle interessieren sollte. Im Zentrum der Demo auf dem Obermarkt stand das Thema Armut.
Aufgerufen zur Demo hatte die Wormserin Annette Altmayer, während Hans-Herbert Rolvien (Kreisvorsitzender AWO Worms) das Reden auf dem Obermarkt übernahm. Rolvien, der sich durch seine Arbeit bei der AWO seit vielen Jahren mit Armut beschäftigt, kam zu Beginn seiner Rede nicht umhin festzustellen, dass Armut und die damit verbundene Kinderarmut, noch nicht einmal für die Wormser Politik ein Thema seien. „Wo sind die Verantwortlichen aus Stadtvorstand und Stadtrat?“, fragte Rolvien bewusst provokant und ergänzte: „Gerade in Worms, einer Stadt, in der viele Menschen in prekären Verhältnissen leben (siehe auch Sozialraumanalyse S. 6 – 7), ist es wichtig, Stellung zu beziehen.“
In seiner kämpferischen Rede erklärte er: „Armut ist kein Schicksal, es ist politisch gewollt. Es ist beschämend, dass wir in einem reichen Land darüber reden müssen.“ Mit Blick auf die jüngsten Einwohner einer Stadt verweist Rolvien auf die Vererbbarkeit von Armut: „Die Armut der Eltern ist die Armut der Kinder“. Tatsächlich ermittelte eine Studie der Bertelsmann Stiftung, dass rund 20 Prozent der Kinder in Worms in Armut aufwachsen.
Grundsätzlich wird bei dem Thema Armut unterschieden in „Absolute Armut“ (Grundbedürfnisse werden nicht oder nicht ausreichend erfüllt), „Relative Armut“ (Das Einkommen eines Menschen liegt unterhalb des mittleren Einkommens der Menschen im jeweiligen Land) sowie die „Gefühlte Armut“ (Unabhängig des Einkommens fühlt sich ein Mensch aufgrund seiner wirtschaftlichen Situation gesellschaftlich ausgegrenzt oder diskrimi- niert). Statistisch bleibt wiederum festzuhalten, dass Einkommen in Deutschland eher ungleich verteilt sind. So verfügen die reichsten zehn Prozent über ein größeres Vermögen als die Hälfte der Bevölkerung. Dass sich das in den nächsten Jahren verändert, dürfte eher unwahrscheinlich sein.
Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf