Planungsbüro Stadtkinder stellt generationen- freundliches Innenstadtkonzept vor

Angetreten mit dem Anspruch, Worms wow zu machen, wurde im Innenstadtausschuss Mitte Februar ein weiteres Projekt vorgestellt, das die gebeutelte Innenstadt wieder zum beliebten Aufenthaltsort machen soll. Eine wesentliche Rolle spielt dabei der legendäre Drachen aus der Nibelungensage.

Es klang fast wie eine Art von Rechtfertigung auf die immer wiederkehrende Kritik bezüglich „Worms wird wow“, als Helmut Emler, Vorsitzender Stadtmarketing Nibelungenstadt Worms e.V., zunächst erklärte, dass von dem Gesamtbudget lediglich 25 Prozent investiv eingesetzt werden dürfen. Damit gemeint sind dauerhafte Einrichtungen, wie die Worms Signatur, der SchUM Leiterwagen, die unsichtbare Ausstellung #makeusvisible (siehe auch S. 18 ) oder Grüne Zimmer. Wiederum ein anderer Teil des Budgets sei von vorneherein für das Engagement von beratenden Agenturen vorgesehen gewesen. Eine solche ist das Planungsbüro Stadtkinder aus Dortmund. Das wurde beauftragt, ein generationenfreundliches Innenstadtkonzept zu entwickeln, also eine lebenswerte Innenstadt für Kinder, Jugendliche, Familien und Senioren zu entwerfen. Agentur Geschäftsführer Dr. Peter Apel sieht in der Innenstadt der Zukunft eine „Erlebniswelt für alle Generationen“.

Als Leitthema dienen die Nibelungen als Wormser Alleinstellungsmerkmal, das sich wie ein roter Faden durch die Innenstadt ziehen soll. So könne man, bereits beginnend am Bahnhof, den Weg durch die Fußgängerzone – hin zu neuralgischen Punkten – mit Drachenfüßen auf dem Boden kennzeichnen. Ebenso seien Geschichtsbänke vorstellbar, an denen man über eine App die Nibelungensage kennenlerne könne. Um den mittelalterlichen Charakter der Sage auf moderne Art und Weise zu interpretieren, wäre wiederum ein Lanzenpark vorstellbar. Wie Apel berichtete, habe man einen solchen beispielsweise in Neuwied errichtet. Um den Drachencharakter in der Innenstadt zu ver- stärken, könnten diese an Schildern von Geschäften als Silhouette visualisiert werden. Ein Aspekt, mit dem sich die Agentur auch beschäftigte, waren die Grünflächen des Lutherplatzes, die gerne als Fußballrasen genutzt werden. Mit Holzstämmen, die als Baustammmikado auf der Wiese liegen, soll das Fußballspielen eingeschränkt werden. Um auch den Senioren etwas zu bieten, schlägt das Konzept erhöhte seniorengerechte Bänke vor, die auch mit einem Rollator gut ansteuerbar sind. Dies alles verortete der Geschäftsführer als kurzfristige Maßnahmen, die zeit- nah umgesetzt werden könnten. Helmut Emler ergänzte, dass für dieses Thema noch Fördergelder um die 130.000 Euro vorhanden seien.

Schöne Visionen, kritische Aspekte

Mittelfristig sieht das Konzept ein Fontänen Feld Am Römischen Kaiser vor, ähnlich wie jenes bereits existierende am Torturmplatz. Das Highlight des Konzepts befindet sich wiederum auf der Rückseite des 118er Denkmals, nämlich ein großes Klettergerüst im Design eines Drachens. Begleitend zu den Maßnahmen soll es Konzerte am oder auf dem Lutherdenkmal geben, eine „Lange Tafel“ in Zusammenarbeit mit den Gastronomen, ein Outdoor Kino, einen Kinder-Spieltag entlang der Martinskirche sowie Infoveranstaltungen unter dem Motto „Wir nehmen Rücksicht aufeinander“ und Workshops, bei denen Kinder, Jugendliche und Senioren ihre Meinungen und Ideen einbringen können. Ebenso schwebte den Konzepterstellern ein Luftballon Wettbewerb vor („Wormser Drachen fliegen“). Im Ausschuss wurde das Konzept überwiegend positiv aufgenommen. Doch es gab auch Fragen und Anmerkungen. So fragte Astrid Perl-Haag (Worms will weiter) danach, ob der Behindertenbeirat eingebunden wurde? Nein, das wurde er nicht.

Carolin Cloos (Bündnis90/Die Grünen) kritisierte aus Umweltgründen den Luftballonwettbewerb und Jeanine Emans-Heischling (CDU) sorgte sich um Vandalismusschäden. Bürgermeisterin Stephanie Lohr lenkte wiederum – in Bezug auf Maßnahmen am Lutherplatz – die Aufmerksamkeit auf die Fragen rund um den Denkmalschutz. Als einziger im Ausschuss stellte wiederum Michèle Keller (CDU) die Frage nach dem wirtschaftlichen Nutzen für die Geschäfte in der Innenstadt. Konkret verbunden mit dem Beispiel des Klettergerüsts, das abseits der Fußgängerzone wenig Synergien bringe. „Kaufkraft wird so nicht in die Innenstadt gebracht“, stellte Keller fest. Ebenso stellte er die Frage nach einem Hundeplatz. Eine Frage, die schon oft gestellt wurde und bisher zu keinem Ergebnis führte. Zurecht verwies Maria Unterschütz auf die ebenso ungelöste Frage nach dem Ludwigsplatz. Die Agentur könne sich dort zwar einen Sportpark vorstellen, aber dazu muss erstmal das Statik Problem gelöst wer- den. Helmut Emler war sich am Ende der Präsentation jedoch sicher, dass er irgendwann in zwei Jahren durch die Stadt laufe und sagen würde: Da gab es doch mal diesen einen Abend…!“

Text: Dennis Dirigo Fotoquelle: Stadtkinder Präsentation Drachenweg