Manchmal geht das Leben seltsame Wege, bis man da hinkommt, wo man hingehört. Auch der Weg von Carlo Riva zeigte zu Beginn einige Unebenheiten. Geboren 1956 in den italienischen Dolomiten, verschlug es seine Familie gegen 1963 nach Deutschland, wo seine Eltern im hessischen Lampertheim eine Eisdiele eröffneten. Viele Jahre später schloss er sich einer Rockergang an und gründete sogar einen eigenen Ableger. Es folgten gewalttätige Auseinandersetzungen und schließlich sogar eine Anzeige wegen versuchten Totschlags. Ein Schlüsselerlebnis für den jungen Italiener. In den 80er Jahren tauscht er das Motorrad gegen den Cocktail Shaker und wird zu einem bekannten Barmann, daneben intensiviert er seinen Glauben zu Gott und ist mit der Band „Carlo and the Bobcats“ regional erfolgreich unterwegs. Heute sitzt er für die SPD im Wormser Stadtrat, ist im Ausländerbeirat aktiv und engagiert sich immer wieder in sozialen Brennpunkten. In dem autobiografischen Buch „Die Story des Guzzi Carlo“ schildert er seine Wandlung vom Saulus zum Paulus.
Was macht dich glücklich?
Nicht mehr in einer „hedonistischen Tretmühle“ zu sein! Wenn „Lieben, Sein und Haben“ drei wesentliche Parameter des Glücks sind, so bin ich sehr glücklich geliebt zu sein, von Gott und von Menschen (wie meiner zukünftigen Frau z.B.). Ich besitze viel, denn ich lebe mein Leben in einem freien demokratischen Land und in diesem kann ich sein, der ich jetzt bin.
Welche Musik entspannt dich?
Das kommt auf die Stimmung an. Schwarzer Gospel entspannt meine Seele, italienische Musik mein italienisches Gemüt und Rock’n’Roll bringt mich körperlich zum „swingen“.
Welche Musik regt dich auf?
Schlager, weil viele, nicht alle Texte, so unendlich banal und idiotisch sind! (Bisher konnte mir kein Deutschlehrer erklären, warum es z.B. bei der Aufzählung von mehreren Dingen wie „Marmor, Stein und Eisen bricht“ am Ende nicht „brechen“ heißt und dass auch jeder genauso falsch mitsingt.) Techno, weil man so lange darauf warten muss, bis etwas passiert.
Beschreibe Worms in zwei Sätzen!
Die Schöne und das Biest in einem! Ich liebe diese Stadt, weil es ganz viele Menschen und „Ecken“ gibt, die liebenswert sind. Liebe zu seiner Stadt bedeutet aber auch, mit den „hässlichen Seiten“ zu leben.
Von welchem Thema hast du absolut keine Ahnung?
Bordsteinabsenkungsprojekte und Europäisches Vergaberecht.
Du darfst Frau Merkel auf einen Cocktail einladen, welchen würdest du ihr empfehlen?
Einen, der mit vielen italienischen Kräutern von ihrer Lieblingsurlaubsinsel „Ischia“ gemacht wird. Einer Spirituose, die von deutschen Mönchen hergestellt wurde, stressabbauend und relaxend, kurz geschüttelt und in ein, mit Crushed Ice gefülltes Glas geben, in dem auch einige gute deutsche Früchte, kleingeschnitten, möglichst nicht aus Bayern, sich befinden, um den Geschmack aufzuwerten.
Welche noch lebende Persönlichkeit würdest du gerne kennenlernen?
Billy Graham, Malala Yousafzai und Papst Franziskus.
Warum spielen eigentlich so wenige Frauen in Bands?
Das habe ich mich auch schon lange gefragt! Ich habe keine Antwort darauf gefunden. Es gibt für mich keinen ersichtlichen Grund, warum sie das nicht tun sollten.
Wie muss aus deiner Sicht richtige Integration aussehen?
Richtige Integration gelingt, wenn Mehrheitsbevölkerung und zugewanderte Menschen Gutes und Altbewährtes gemeinsam konservieren und etwas Neues daraus erwachsen lassen. Neues beim Anderen (dem vermeintlich Fremden) entdecken und gemeinsam beleben, dem anderen seine Kultur, Religion und Herkunft respektieren – ohne falsche Toleranz. Denn alles das generiert den Willen und die Möglichkeit, z.B. die Sprache des Aufnahmelandes zu lernen und sich in die Kultur und Gesellschaftsordnung des jeweiligen Landes anzupassen, ohne seine ethnische Zugehörigkeit dabei zu vergessen. Wichtig ist dabei, dass das Aufnahmeland eine gute Willkommenskultur pflegt und Zuwanderer sich auf die guten und bewährten gesellschaftlichen Regeln des jeweiligen Landes einlassen.
Was müsste passieren, damit diese Welt zu einem friedlicheren Ort wird?
Soziale Ungerechtigkeiten müssen verschwinden oder ein sozialer Ausgleich geschaffen werden. Zu viele „Arme“ auf dieser Welt haben zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben, während es andere Menschen gibt, die auf einer perfiden Art und Weise das Geld auf Kosten von anderen „aus dem Fenster werfen“ und dennoch dabei nicht glücklich sind. Solidarität mit den Hungernden und Leidenden ist hier ein wesentlicher Parameter. Glaubensüberzeugungen sind nicht entstanden, um andere Menschen zu unterdrücken oder gar zu töten. Sie sollten Frieden, Freude und Kraft in Not generieren, die Gott uns schenken möchte, alles andere haben Menschen daraus gemacht, die versucht haben, sich als Gott aufzuspielen und Gott doch nicht verstehen können. Brüderlichkeit untereinander und Respekt auch gegenüber Menschen ohne Glaubensüberzeugung sollte eine Selbstverständlichkeit in einer aufgeschlossenen Gesellschaft sein. Freiheit ist so ein wertvolles Gut, das wir uns unbedingt bewahren sollten. Kein Mensch sollte gezwungen werden, Dinge zu tun, zu glauben oder zu denken, wenn es Vernunft, Überzeugung und Leben gefährdet und unterdrückt. Freiheit kann Frieden bei Menschen erzeugen. Kein Mensch möchte in Unfreiheit leben, das steckt tief in uns.