Kantinenchefin der Nibelungen-Festspiele geht in den Ruhestand
Es ist ein Abschied auf Raten für Anita Bauer, der langjährigen Küchenfee der Kultur- und Veranstaltungsgesellschaft (KVG) und der Nibelungen-Festspiele, die in diesem Jahr ihren wohlverdienten Ruhestand antreten wird. Doch zuvor wird es noch einen letzten Gruß aus der Küche geben…
Der letzte Gruß fällt vielleicht nicht ganz so kulinarisch wertvoll aus, wie man vermuten könnte, allerdings ist er ein wichtiger Bestandteil der Wormser Weinmesse im November. Nämlich die kleinen Weißbrotstückchen, die nebst Wasser zur vielfältigen Welt des Weines während des Wochenendes gereicht werden. Was so beiläufig erscheint, will natürlich zuvor eingekauft, vorbereitet und verteilt werden. Das ist der Punkt, an dem Anita Bauer tätig wird. Catering ist dabei gar nicht ihre eigentliche Profession. Los ging alles mit den Nibelungen-Festspielen 2006, erzählt die Wormserin im Gespräch mit WO!. Eigentlich arbeitete sie als Reinigungskraft für die Stadt, als Thomas Schiwek, der damals für die Festspiele arbeitete, sie ansprach, ob sie sich vorstellen könne, auszuhelfen. Sie konnte! Ab 2010 war sie schließlich für die Organisation des Backstage Catering bis zu diesem Jahr verantwortlich. Mit der Dernière am 28. Juli schloss sie letztmalig die mobile Kantine auf dem Platz der Partnerschaft ab.
Verführerische Currysoße
Zwar organisiert sie auch das Catering für Jazz & Joy und eben die Verpflegung für die Wormser Weinmesse, doch ihr Herz hängt eindeutig an den Nibelungen-Festspielen, wie sie unumwunden zugibt. Während sie bei Jazz & Joy lediglich am Festivalfreitag die zuvor hergerichteten kalten Platten überreichte und somit mit den Künstlern keinen Kontakt hatte, war das bei den Festspielen anders. Wie auch bei Schulen oder in Betrieben war die mobile Festspielkantine so etwas wie das Herzstück, wo sich Menschen begegnen, plaudern und vor allem etwas Köstliches essen. Und davon hatte Anita Bauer immer reichlich. Fast schon eine kleine Tradition war hierbei eine Bolognese, die immer zum Probenauftakt gereicht wurde. Verpflegt wurden dabei nicht nur die Schauspieler, sondern auch die zahlreichen Mitarbeiter hinter den Kulissen. Da Essen mehr ist, als einfach nur ein Bedürfnis zu befriedigen, war es ihr immer wichtig, für Abwechslung zu sorgen. Vegan-vegetarische Küche gab es genauso wie knusprige Hähnchenschenkel oder eine profane Currywurst. Und die war dank ihrer Spezialsoße ein echter Renner. Zuvor in großen Mengen vorbereitet, waren es auch dieses Jahr 20 Liter Currysoße, die in zwei Wochen verzehrt wurden. Warmes Essen, Obst und ein wenig Schokolade wurden dabei nicht nur mittags gereicht, sondern auch abends galt es, für das Team noch ein paar Kleinigkeiten bereitzuhalten. Denn wer kennt das nicht, nach getaner Arbeit ordentlich Appetit zu haben.
Nur Lob, keine Kritik
Angesprochen darauf, ob es im Laufe der Jahre irgendwelche Spezialwünsche – insbesondere von den Schauspielern – gab, verneint Bauer und ergänzt, dass es noch nicht mal ein negatives Wort bezüglich ihrer Essensangebote gab. Mehr Lob geht kaum in 18 Jahren Küchentätigkeit. Und die wollte auch gut vorbereitet sein. Insgesamt zehn weitere Personen halfen ihr bei Einkauf und der anschließenden Zubereitung der Speisen. Mit dem Umzug der Proben an den Dom folgte schließlich auch die Öffnung der Kantine, in der in der Mittagszeit 30 bis 50 Mahlzeiten über den Tisch gingen. Der Arbeitstag begann bereits um 8:30 Uhr, wodurch in mehreren Schichten bis zum Abend gearbeitet wurde. Während der Aufführungen ging es schließlich etwas ruhiger zu, dann gab es nach 16 Uhr nur noch ein Gericht pro Tag, das ca. 20 mal verlangt wurde und schließlich noch ein paar Kleinigkeiten zum Feierabend. Nach den beiden großen Festen ist nun erstmal
Urlaub angesagt. Danach wird sie wieder ihre eigentliche Tätigkeit bei der KVG bis zum Jahresende einnehmen. Nachdem sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als Reinigungskraft tätig sein konnte, übernahm sie den Empfang bei der KVG in der Von-Steuben-Straße. Am 9. November folgt schließlich der letzte rustikale Weißbrotgruß. Am Ende des Gesprächs blickt sie ein wenig wehmütig zurück und betont, dass insbesondere die Festspiele eine unglaublich tolle Zeit mit vielen Eindrücken und interessanten Menschen waren. Vielleicht schaut sie ja mal als Besucherin bei den nächsten Festspielen vorbei und kann dann ganz entspannt sich der tollen Atmosphäre im Heylshofpark widmen.
Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf