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DER PERSÖNLICHE BLICK: VERSCHLIMMBESSERT!

VERKEHRSÄNDERUNG IN DER ANDREASSTRASSE SORGT FÜR IRRITATION

„Die Wormser Innenstadt soll sicherer und fahrradfreundlicher werden. Zu diesem Zweck finden in der Andreasstraße umfangreiche Ummarkierungen statt, die das Parken klarer strukturieren und Sicherheitsabstände gewährleisten sollen. Zudem wird die Straße in das bestehende Tempo 30-Zone integriert“, erklärte die Wormser Stadtverwaltung per Pressemitteilung am 16. Juli. Bereits einen Tag später konnte die Stadt Vollzug melden und die Straße entlang des Doms hatte über Nacht ein neues Verkehrskonzept.

Was in der Mitteilung gut klang, wirft in der Praxis Fragen auf. In seiner Hauruck Umsetzung weckt die Aktion Erinnerungen an die bis heute wenig beliebte Fahrradstraße um die Ecke in der Speyerer Straße. Auch damals überraschte die Verwaltung mit ihrer Planung. Zwar mag die Speyerer Straße als weitergedachte Verlängerung des Eisbachtalradwegs durchaus Sinn ergeben, in der Praxis zeigt sich jedoch, dass die große Radfahroffensive ausbleibt, während sich Blechlawinen ihren Weg durch die Gutleutstraße bahnen. Oder anders gesagt, verteilte sich früher der Verkehr auf zwei Straßen, werden nun die Anwohner einer Straße über Gebühr belastet. Wer profitiert sind sicherlich die Radfahrer.

Die sollen auch durch die Verkehrsänderung in der Andreasstraße ein deutlich besseres Radfahrklima erleben. Grundsätzlich war die bisherige Verkehrssituation in der Andreasstraße allerdings eher unauffällig. Ein Blick in den Unfallatlas verrät, dass hier offenbar keine Gefährdung der Radfahrer stattfand, zumindest weist der Atlas keine Unfälle in dieser Straße aus. Das touristische Zentrum, das auch als Begründung genannt wird, litt bisher ebenso wenig unter dem Verkehr, da die Straße ohnehin nicht zu überlasteten Innenstadtstraßen gehört. Doch das hat sich zwischenzeitlich geändert. Da die Stadt vom EWR Kreisel kommend die Linksabbiegerspur Richtung Marktplatz entfernt hat, staut es sich nun deutlich auffälliger zu Stoßzeiten. Zudem ist zu beobachten, dass die Macht der Gewohnheit PKW-Fahrer immer wieder dazu verleitet, sich links einzuordnen, wodurch der entgegenkommende Verkehr blockiert wird.

Die neu ausgewiesenen Parkplätze verschlechtern die Übersichtlichkeit und verengen künstlich die Straße. Die Reduzierung auf Tempo 30 zog eins neuen Rechts vor Links Regelung nach sich, die aktuell von niemanden beachtet wird und für den Radfahrer auf der Andreasstraße eine Unterbrechung des Fahrflusses und zusätzliche Gefahr bedeutet. Glücklich und unfallfrei durch die Straße gekommen, warten an der Ampel zwei neu installierte Festhaltebügel für Radfahrer, die allerdings aufgrund von Größe und Abstand nicht für jeden nutzbar sind. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass eine Straße, durch die man sich bisher sicher bewegen konnte, nun unübersichtlicher ist. Vielleicht wäre ein Dialog mit themenorientierten Vereinen wie dem ADFC nicht der schlechteste Weg gewesen, bevor man eine Straße verschlimmbessert!

 

Text und Foto: Dennis Dirigo