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Der Star ist das System

Wormatia Worms gelingt ein ordentlicher Start in die neue Saison

Wormatia_Diefflen_28_Nico Jäger hat den Sprung in die Oberliga problemlos gemeistert

Wormatia Worms ist mit seiner neuformierten Mannschaft passabel in die neue Saison gestartet. Auch wenn erst vier Pflichtspiele absolviert sind, ist bereits die Handschrift des neuen Trainers erkennbar. Jetzt gilt es, an Stabilität zu gewinnen und die Abläufe zu verinnerlichen.

Im Pokal eine Runde weitergekommen und sechs Punkte aus den ersten drei Spielen in der Liga – so lautet die Kurzbilanz von Wormatia Worms nach den ersten vier Pflichtspielen der neuen Saison. Zwar ging gleich das erste Saisonspiel verloren, aber beim Vorjahres- vizemeister hätte eh kaum jemand mit etwas Zählbarem gerechnet. Dass es aber gleich zum Auftakt eine deutliche 0:3-Niederlage beim 1. FC KAISERSLAUTERN II. gab, hätte nicht unbedingt sein müssen, fiel doch das Ergebnis um 1-2 Tore zu hoch aus. Denn während die Wormatia teils klarste Chancen ungenutzt ließ, schossen die cleveren Gastgeber stets zum richtigen Zeitpunkt ihre Treffer. Bereits mit ihrem ersten Torschuss gingen die Lauterer nach zwei Minuten in Führung und ließen danach die Wormatia kommen, die kurz vor dem Pausenpfiff zwei dicke Torchancen vergab. Direkt nach der Halbzeit fiel der zweite Treffer (47.) und mitten in einer kleinen Drangphase des VfR fiel postwendend das entscheidende dritte Tor – danach war die Partie gelaufen. Auch wenn die Leistung der Wormatia phasenweise durchaus ansehnlich war, musste man bei einem Aufstiegsfavoriten bitteres Lehrgeld zahlen, weil Unkonzentriertheiten postwendend bestraft wurden. Von daher war im ersten Heimspiel der neuen Saison gegen den FC COSMOS KOBLENZ Wiedergutmachung angesagt, die nach dem knap- pen 1:0-Sieg gegen den Aufsteiger in dem Fazit „Hochverdienter Dreier!“ mündete. Die Wormatia war über weite Strecken das bessere Team, spielte sich gute Chancen heraus, aber mehr als der goldene Treffer durch Mert Özkaya (32.) wollte nicht fallen. In der 52. Minute vergaben die Gäste die große Chance zum Ausgleich, als Hamka mit einem schwach geschossenen Handelfmeter an Wormatias Keeper Edinger scheiterte. Spielbestimmend und mit mehr Zug zum Tor agierte in der Folgezeit weiterhin der VfR. Nachdem aber trotz zweier Pfostentreffer das entscheidende zweite Tor nicht fallen wollte, beschränkte sich der VfR in den letzten 20 Minuten ein bisschen zu sehr auf die Defensivarbeit. Wie Coach Anouar Ddaou nach dem Spiel einräumte, habe man in dieser kritischen Phase wenigstens versucht, die Ordnung zu halten, um nicht noch den Ausgleich zu kassieren.

Die Partie in der 3. Runde des Südwestpokals beim FC BASARA MAINZ war das erwartet schwere Pokalspiel auf ungewohntem Kunstrasen. Nach ihrer frühen Führung (Neal 2.) waren die überwiegend mit japanischen Spielern bestückten Mainzer in der ersten Halbzeit dem zweiten Treffer näher, als die Wormatia dem Ausgleich. Das änderte sich nach der Pause gravierend. Mit einem Doppelschlag drehten Graf (48.) und Nauth (49.) das Spiel, ehe der eingewechselte Edet (72.) mit dem 3:1-Siegtreffer für die Vorentscheidung sorgte. In der vierten Pokalrunde muss der VfR am 03.09. zum Ligakonkurrenten SC Idar-Oberstein reisen. Auch das wird sicherlich keine leichte Aufgabe. Vom Ergebnis her eine klare Sache war der folgende 4:1-Heimsieg gegen den FV DIEFFLEN. Dabei tat sich die Wormatia lange Zeit schwer gegen die unbequemen Saarländer, die nach einem Foulelfmeter durch Günes (35.) die Führung erzielten. Zwar ging es nach dem Ausgleich durch Graf (41.) mit einem Unentschieden in die Pause, aber in der zweiten Halbzeit folgte – wie schon zuvor bei Basara im Pokal – eine deutliche Leistungssteige- rung des VfR. Der gerade für seinen Bruder Mert eingewechselte Kaan Özkaya spielte einen Traum- pass in den Lauf von Mittelstürmer Niklas Meyer, der den Vorzug vor dem zuletzt glücklosen Noah Maier erhalten hatte und dem Torwart des FV Diefflen keine Chance ließ (55.). Auch danach blieb die Wormatia am Drücker, wobei in dieser Phase allenfalls die mangelhafte Chancenverwertung zu bemängeln war. Deshalb mussten die 710 Zuschauer bis zur Schlussphase auf die endgültige Entscheidung warten, die von Einwechselspielern erzielt wurde. Zunächst traf Noah Maier (86.) nach glänzender Vorarbeit von Kapitän Vrella, bevor dann Joker Bobby Edet, wie schon bei Basara, erneut zustach (90.). Nach einer Balleroberung zog Edet einfach mal aus ca. 40 Metern ab, der Ball senkte sich über Keeper Zahler hinweg und sorgte für ein typisches „Tor des Monats“, das vom Wormser Anhang entsprechend gefeiert wurde. Hinweis: Das Auswärtsspiel der Wormatia am 30. August beim SC IDAR-OBERSTEIN fand, ebenso wie das Pokalspiel vier Tage später an gleicher Stelle, nach unserem Redaktionsschluss statt.

Erkenntnisse aus den ersten Pflichtspielen

Wie schon in unserer letzten Ausgabe nach der Vorbereitungsphase erwähnt, reifte auch nach den ers- ten Saisonspielen die Erkenntnis: Der Star ist das System. Und man gewinnt zunehmend den Ein- druck, dass Wormatia neuer Trainer Anouar Ddaou weiß, was er tut. In den bisherigen Spielen waren immer wieder Spielzüge zu sehen, die einstudiert wirkten. Dass bei allen Offensivbemühungen stets auch die Ordnung in der Defensive stimmen muss, ist derweil oberstes Gebot. Was gegen die individuell stärker besetzte U21 des 1. FC Kaiserslautern noch nicht klappte, zeigte sich gegen vom Papier her schwächere Teams: Wenn die Ordnung erhalten bleibt, fallen irgendwann auch vorne die Tore. So hat man zuletzt zwei Spiele gegen Basara Mainz und den FV Diefflen nach einem Rückstand noch umgebo- gen. Dazu gehört auch, dass Ddaou stets positionsgetreue Wechsel vornimmt und selbst nach einem Rückstand nicht alles Taktische über den Haufen wirft. Nach nunmehr vier Pflichtspielen ist auch zunehmend eine Stammelf erkennbar, wobei auffällt, dass von den sechs übriggebliebenen Spielern aus der Vorsaison lediglich Laurenz Graf und Mert Özkaya den Sprung in die Stammelf geschafft haben. Die Wormser Fans werden also weiterhin Geduld aufbringen müssen, immerhin hat man es beim VfR mit einer nahezu komplett neuen Mannschaft zu tun, bei der naturgemäß noch nicht alle Abläufe stimmen und die im Laufe der Saison noch Rückschläge erleiden wird.

Stammelf formiert sich

Auch wenn TOBIAS EDINGER in den ersten Spielen ungewohnte Schwächen gezeigt hat, wird an seinem Status als Nummer eins im Tor vorerst nicht zu rütteln sein. Als Innenverteidiger sind LEO KLEIN und Kapitän ALTIN VRELLA im wahrsten Sinne des Wor- tes „alternativlos“, fehlt es doch im 23-köpfigen Ka- der der Wormatia an einem weiteren „gelernten“ Innenverteidiger. Als Klein im ersten Spiel kurzfristig ausfiel, musste Baderschneider, eigentlich als Links- verteidiger vorgesehen, in der Innenverteidigung ran und hatte merklich Probleme. Auffällig ist auch, dass Vrella und Klein zwar stark in der Defensivarbeit sind, aber Schwächen beim Spielaufbau haben. Das Spiel über den Torwart aufzubauen, klappt noch nicht so recht, weshalb der Ball spätestens nach dem dritten Kontakt nach vorne gedroschen wird. Auch die Außenverteidigerpositionen schwanken noch. Zuletzt hatten auf rechts THOMAS ROETYNCK (al- ternativ: MALIK YERIMA oder MORITZ GOTTHARDT) und auf links NICOLAS OBAS (alternativ: LUCA BADERSCHNEIDER) die besten Karten. Im Mittelfeld konnten bisher LAURENZ GRAF als Sechser, TOM FLADUNG als Achter und MERT ÖZKAYA als Zehner das Vertrauen des Trainers rechtfertigen. Jedoch ist der Kader des VfR auch im Mittelfeld in der Breite nicht ausreichend besetzt. Mit KAAN ÖZKAYA und dem erst 19-jährigen VASILEIOS SIONTIS gibt es le- diglich zwei etatmäßige Mittelfeldspieler, die von der Bank kommen könnten. In der Offensive waren in den bisherigen Spielen immer wieder sehenswerte Kombinationen zu sehen, die aber dank der man- gelnden Chancenverwertung zu selten in Tore umgemünzt wurden. Man braucht immer noch zu viele Chancen für ein Tor, um aber gegen Spitzenteams bestehen zu können, muss auch mal der erste Versuch sitzen. Dabei ist die Wormatia in der Offensive personell gut bestückt. Auf Linksaußen ist MARC NAUTH aufgrund seiner Schnelligkeit und Dribbelstärke gesetzt, auf Rechtsaußen NICO JÄGER, der den Sprung vom TSV Auerbach in der Gruppenliga Darmstadt (vergleichbar mit der Landesliga im Südwesten) in die Oberliga mühelos geschafft hat. Jäger ist ein klassischer Instinktfußballer, der immer wie- der für überraschende Aktionen gut ist und dem man ansieht, dass er einfach Bock aufs Fußballspielen hat. Als Mittelstürmer war in den ersten Spielen der von Arminia Ludwigshafen verpflichtete NOAH MAIER gesetzt. Als großgewachsener, technisch beschlagener Stürmer, der einen Ball in der Spitze festmachen kann, erinnert Maier von der Spielweise her ein wenig an Harry Kane. Einzig vor dem Tor blieb Maier in den ersten drei Spielen glücklos. Zuletzt gegen Diefflen durfte NIKLAS MEYER (kam von Bayern Alzenau) in vorderster Front ran und erzielte prompt ein Tor, ebenso wie der später für ihn einge- wechselte Noah Maier. Als echter Edeljoker hat sich bisher BOBBY EDET erwiesen, der schon zwei Mal nach seiner Einwechslung getroffen hat.

Standortbestimmung im September

Im September warten mit dem SV AUERSMACHER, TSV GAU-ODERNHEIM, FC HERTHA WIESBACH und dem FV DUDENHOFEN allesamt Gegner, gegen die der VfR im Normalfalls punkten sollte. Eine echte Standortbestimmung wird die Nachholpartie am 10.09. beim letztjährigen Drittplatzierten FK PIR- MASENS. Hier wird sich zeigen, ob der VfR schon reif für ein Spitzenteam ist und wohin der Weg in dieser Saison führt. Da das erste Jahr unter Anouar Ddaou noch ein „Aufbaujahr“ sein wird und es für den Aufstieg vermutlich noch nicht reicht, dürfte in dieser Saison der Gewinn der Südwestpokals das einzig realistische Saisonziel von Wormatia Worms sein. Noch fünf Siege und der VfR könnte sich einen dicken Batzen Geld im Hinblick auf die nächste Saison sichern. Dazu muss aber erstmal das wichtige Pokalspiel in der vierten Runde des Südwestpokals bei Ligakon- kurrent SC IDAR-OBERSTEIN gewonnen werden.

Text: Frank Fischer, Fotos: Andreas Stumpf