Ein Autohof soll Problem rund um die Logistikzentren lösen

Es war eine Weichenstellung mit Konsequenzen, als die Stadt beschloss, Worms als Logistikstandort voranzutreiben. Einerseits dürften die größten Logistiker längst zu den wichtigsten Gewerbesteuerzahlern in Worms gehören, andererseits sind versiegelte Flächen, beschädigte Straßen und Tonnen an LKWs, die insbesondere im Wormser Norden jedes freie Plätzchen zum Parken nutzen, die negative Folge. Das soll sich in der Zukunft ändern. Im Bau- und Mobilitätsausschuss im September stellte die CDU einen Antrag zur Errichtung eines Autohofs im Industriegebiet-Nord.

Die Stadtverwaltung soll hierzu  beauftragt werden, sich auf die Suche zu begeben. Das Anliegen ist nachvollziehbar, denn die Situation beschränkt sich nicht nur auf Lastkraftwagenfahrer, die jedes freie Plätzchen zum Parken und Schlafen okkupieren, sondern es geht auch um Müll und Exkremente. Die CDU schreibt hierzu in ihrem Antrag: „Im Industriegebiet Worms-Nord sind zahlreiche Logistikunternehmen angesiedelt. Da bei diesen Unternehmen am Wochenende in der Regel nicht oder nur eingeschränkt gearbeitet wird, kommt es regelmäßig vor, dass LKW-Fahrer freitags ihre Fahrzeuge nicht mehr ent-oder beladen lassen können. Dies zwingt insbesondere ortsfremde Fahrer dazu, das Wochenende vor Ort in ihren Zugmaschinen zu verbringen.“ Wie in der anschließenden Diskussion betont wurde, handelt es vorwiegend um osteuropäische Fahrer, die unter schlechtesten Bedingungen Waren für den Konsument
in Deutschland bewegen müssen.

Müll, Exkrementen und verstopfte Straßen

Weiter heißt es in dem Antrag: „Obwohl seitens der Stadtverwaltung Mülltonnen zur Entsorgung aufgestellt wurden, landet dennoch sehr viel Müll am Straßenrand sowie auf den Grün- oder Gewerbeflächen. Da zudem die LKWs nicht mit Toiletten ausgestattet sind und gleich- zeitig auch keine am Wochenende zugänglichen sanitären Anlagen zur Verfügung stehen, wird häufig der Fahrbahnrand als Toilette genutzt (…).“ Viele Wormser/innen dürften das Bild kennen, wenn sie mit dem Rad entlang der Veloroute fahren oder auch einfach nur zu Fuß unterwegs sind. Da der vorhandene Platz der Autobahnraststätten nicht mit dem Wachstum der Logistiker mithalten kann, ist dort der Platz knapp, was im Laufe der Jahre zu einer zunehmend unschönen Situation führte. Doch es sind nicht nur ästhetische Gründe, die die Antragsteller/in interessieren. Vielmehr erhofft man sich eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Wie die CDU im Ausschuss ergänzend erläutert, könne man sich vorstellen, dass dieser Autohof zusätzlich mit einem Imbiss ausgestattet wird. Die Frage ist letztlich, wer dies bezahlen und dafür die Fläche bereitstellen soll? Flächen in Worms sind bekanntlich genauso knapp wie das liebe Geld, weswegen die CDU zart fühlend anregt, dass die Stadt bei der Geländesuche auch nach potentiellen Investoren Ausschau halten könnte.

Bündnis der Logistiker gewünscht

Dirk Beyer (SPD) formulierte die Sache schon etwas klarer in der anschließenden Diskussion: „Wir müssen natürlich die Unternehmen
mit ins Boot nehmen, denn die sind schließlich auch die Verursacher. Es kann auf keinen Fall sein, dass die Stadt das alles bezahlt!“ Beyer
empfahl dementsprechend, dass die städtische Wirtschaftsförderung Kontakt mit den Logistikern aufnimmt und stellte dementsprechend
einen Ergänzungsantrag. Hinsichtlich der Flächennot mahnte Christian Engelke (Bündnis 90/Die Grünen) an, dass es nicht sein kann, dass
wertvolle Flächen zu Gunsten eines riesigen Parkplatzes geopfert werden. Für Klaus Karlin (CDU), der zu den namentlichen Antragstellern
gehört, ist es natürlich selbstredend, dass an die Verursacher appelliert wird. Dennoch betonte er, ginge es auch um ein klares Signal: „Wir
stehen hinter den Investoren!“ Karlin hierzu: „Die brauchen das Signal, dass Investoren in diesem Bereich ausdrücklich erwünscht sind“.
Am Ende wurde der Ergänzungsantrag der SPD aufgenommen. Bis der Autohof allerdings Realität wird, dürfte noch die eine oder andere Notdurft, nebst Müllsäcken, die Wege im Wormser Norden nicht gerade verschönern. Oder wie ein Ausschussmitglied die Anwohner zitierte: „Uns stinkts!“.

Text: Dennis Dirigo Foto: Andreas Stumpf